Vor dem Halbfinale: Frankreichs Prinz Kylian Mbappé von A bis Z
Selbst aus Frankreichs schier unerschöpflichem Reservoir an Weltklasse-Fußballern sticht er noch heraus: Kylian Mbappé. Der pfeilschnelle Angreifer der Équipe Tricolore hat mit fünf Toren in fünf Spielen beste Chancen auf den Titel des Torschützenkönigs dieser WM.
Aber der 23-Jährige will natürlich mehr! Wer ist der Weltmeister, der fast schon alles erreicht hat? Die AZ stellt ihn vor – von A bis Z:
Allée des Lilas No.4: Hier wuchs Mbappé mit seiner Familie auf, in einem Häuserblock direkt neben dem Fußballstadion der AS Bondy.
Bondy ist seine Heimat, eine der grauen Betonburgen in der berüchtigten Pariser Banlieu. Der Slogan der 50.000-Einwohner-Stadt im Nordosten Paris lautet dagegen "Ville des Possibles": Stadt der Möglichkeiten.
Trotz Angebote von Topklubs – Mbappé wechselte mit 15 Jahren nach Monaco
Chelsea flog ihn nach London ein, für ein Junioren-Freundschaftsspiel. Real lud die gesamte Familie für ein Wochenende nach Madrid ein, lichtete ihn im Real-Trainingsanzug im Arm von CR7 ab, aber Mbappé ging dann mit 15 zur AS Monaco, wo sein Stern aufging und wo er einen gewissen Thierry Henry als jüngsten Torschützen ablöste.
Donatello wird er gerufen, wie die Schildkröte der Comic-Serie "Teenage Mutant Hero Turtles". Weiterer Spitzname: Le Petit Prince.
Europameister ist einer der wenigen Titel, die er bislang noch nicht gewonnen hat, jedenfalls nicht bei den Senioren – mit der U21 holte er schon 2016 den EM-Titel.
Finten, Übersteiger und irre Richtungswechsel machen sein Spiel aus, neben der Explosivität, die jeden Verteidiger in die Verzweiflung treibt. Rio Ferdinand jammerte einst: "Du guckst nach oben und denkst: 'Hilf mir, bitte!'"
Mbappé gewann 2017 Golden Boy Award
Golden Boy wird er auch genannt, ein Hochbegabter in einer beeindruckenden französischen Phalanx ähnlich Begabter. Den Golden Boy Award bekam er 2017, als bester U21-Spieler Europas. Frankreichs Fußballer des Jahres wurde er 2018 und 2019, Torschützenkönig 2019 und 2020.
Hochnäsigkeit und Arroganz wurde ihm in jungen Jahren vorgeworfen, doch alle Kritiker mussten einsehen: Es handelte sich wohl eher um gewaltiges Selbstvertrauen.
INF Clairefontaine ist die Kaderschmiede des französischen Verbands, die Mbappé von 2011 bis 2013 durchlief, wie so viele andere Stars. Durchs Fenster ausgebüxt ist er im Internat dort nur, um mit den Kumpels auch noch nachts auf dem Kleinfeld zu kicken.
Jubelpose: Die eingesprungene Stehfigur mit vor der Brust gekreuzten Armen geht auf seinen kleinen Bruder Ethan zurück. Der hatte Kylian an der Playstation besiegt, genau so gejubelt und gemeint: 'Das könntest du mal in einem Spiel machen.' Am 12. April 2017 tat er ihm den Gefallen, bei Monacos 3:2 in Dortmund, Mbappé traf zwei Mal.
Mbappé ging mit 13 Jahren ins Fußball-Internat
Kabinenansprachen durfte er schon als Kind lauschen, galt er doch von klein auf als das Maskottchen des AS Bondy. Mit fünf durfte er dann mitkicken, mit 13 ging's ins Fußball-Internat.
Léo Lagrange heißt das Stadion der AS Bondy, wo Klein-Kylian begann, von einer Karriere wie Cristiano Ronaldo zu träumen.

Mama Fayza Lamari hat algerische Wurzeln und war Handballprofi.
Nachwuchsspieler, bester der WM 2018, war er schon. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen: Es werden noch viele weitere Auszeichnungen dazukommen.
Onkel Pierre schenkte ihm schon zur Geburt einen Fußball.
Mbappé musste als Kind Querflöte lernen
Papa Wilfried stammt aus Kamerun, kickte für die AS Bondy und arbeitete später auch als Jugend-Trainer des Klubs.
Querflöte musste er als Kind am Konservatorium lernen, wurde von den Eltern auch regelmäßig in Museen und Lesegruppen geschickt.
Résidence des Potagers: An der achtstöckigen Wohnanlage an der Autobahn A3 klebt ein überlebensgroßes Portrait von ihm. Kinder und Jugendliche schauen hier im Wortsinn zu ihm auf.
Sanmi, sein zweiter Vorname, bedeutet auf Yoruba, der Sprache seines Vaters: "Die Krone passt mir."
Mbappé wechselte für 2017 für 160 Millionen nach Paris
Transfer-Weltmeister war Mbappé schon mit 17: Astronomische 160 Millionen Euro überwies das von Katar alimentierte Paris Saint-Germain an die AS Monaco. Nur Spielkamerad Neymar war noch teurer.
Unbeschwert aufspielen ist für den Frühvollendeten nicht mehr drin. Bei der WM 2018 schauten noch alle auf seine Sturm-Kollegen Antoine Griezmann und Olivier Giroud – heute werden vor allem von Mbappé Tore, Tricks und andere Wunderdinge erwartet.
Vollsprint ist sein Markenkern. Seine gazellengleichen Läufe auf den Flügeln sind einfach nur atemraubend. 39 km/h wurden einmal gemessen: Weltrekord, natürlich.
Weltmeister ist er schon mit 19 geworden. Wer so früh mit dem Titelsammeln anfängt, wird auf Sicht wohl einen ziemlich großen Trophäenschrank brauchen.

Vertrag von Mbappé bei PSG läuft bis 2025
X-Mal pro Tag wird weltweit über einen Vereinswechsel spekuliert. Mit Abstand am häufigsten genannt: Real Madrid. Im Sommer war es fast soweit, aber dann grätschte PSG dazwischen und verlängerte mit dem Superstar für drei weitere Jahre. Angebliches Gehalt in diesem Zeitraum: 630 Millionen Euro. Dennoch haben die Königlichen eine Verpflichtung von Mbappé noch nicht aufgegeben, denn angeblich läuft der Vertrag in Paris nur mit beidseitiger Option bis 2025, bereits übernächstes Jahr wäre er also ablösefrei.
Youtube ist voll von Mbappé-Tricks. Oft wirkten diese so irreal wie frisch aus der Spielekonsole.
Zauberlehrling, Wunderkind, Überflieger: Begriffe, die einem angesichts seines Trickreichtums schon mal in den Sinn kommen können.