Von Klopp bis Flick: Das sind die möglichen Löw-Nachfolger

Sevilla - Es beschleicht einen das Gefühl, Joachim Löw wäre schon seit Ewigkeiten Bundestrainer. Tatsächlich sind es etwas mehr als 14 Jahre.
Okay, im Fußball eine Ewigkeit. Das 0:6 in Spanien zum Abschluss der Nations League war die höchste Pleite in Löws Amtszeit. Kunststück: Eine solche Demütigung hatten Fußballer im DFB-Trikot seit dem 24. Mai 1931, dem 0:6 gegen Österreich, nicht erlebt. Auch wenn Löws Haarschopf nun ergraute Züge zeigt - seit der Weimarer Republik leitet er nicht die Geschicke der Auswahl der (vermeintlich) Besten des Landes.
Löw ist der dienstälteste Nationaltrainer der Welt
Aus aktuellem, schlimmem Anlass stellt sich die Frage: Wann ist Endstation für den plötzlich endlich wirkenden Bundes-Jogi, der den Job des obersten Trainers hierzulande im Juli 2006 von Sommermärchen-Dompteur Jürgen Klinsmann übernahm? Kein anderer Nationaltrainer ist weltweit länger im Amt. Löw will und darf vorerst bleiben - aber wie lange noch?
Wer könnte es anpacken? Wie lauten die (rein auf die Nationalelf bezogen, weil zurechnungsfähigen) Alternativen für Deutschland? Eine Analyse:
Jürgen Klopp (53): Liverpools Erfolgscoach hat dort noch Vertrag bis 2024. Nach dem Gewinn der Champions League 2019 holte er mit den Reds 2020 die 30 Jahre lang ersehnte Meisterschaft. Der neue Stadtheilige Liverpools - nach den Beatles - könnte wohl nur von selbst hinwerfen. Dass der Ex-BVB-Coach den Posten des Nationaltrainers jedoch als Krönung seiner Trainerlaufbahn ansähe, wollen Insider wissen. Doch ein zeitnaher Abschied aus Liverpool erscheint aktuell undenkbar. Und: Bräuchte Klopp nach der superintensiven Liverpool-Zeit nicht eine Auszeit?
Löw-Nachfolger beim DFB: Wäre Flick überhaupt realistisch?
Hansi Flick (55): Der Triple-Coach des FC Bayern, der Löw von 2006 bis 2014 bei der Nationalelf assistierte, hat Gefallen gefunden an der Herkules-Aufgabe in München, die er seit gut einem Jahr mit größtem Erfolg bewältigt. Das Triple garnierte er mit zwei Supercup-Erfolgen. Die Bayern-Bosse wussten, warum sie dem früheren DFB-Sportdirektor einen Vertrag bis 2023 gaben. Wie bei Klopp gilt: In naher Zukunft unrealistisch, aber ab 2024 wohl der Wunsch-Nationaltrainer vieler Fans hierzulande.
Ralf Rangnick (62): Der Ex-Leipzig-Trainer und -Sportdirektor würde sicher gerne übernehmen. Nach dem gescheiterten Engagement beim AC Mailand als allmächtiger Boss scheint Rangnicks Zeit vorbei. Und bei allem Respekt: Wäre es das richtige Signal in Sachen Neustart und Aufbruch, den 60-jährigen Löw mit dem zwei Jahre älteren Rangnick zu ersetzen? Nein. Einziger Vorteil: Er wäre sofort verfügbar.
Kommt Thomas Tuchel im Sommer auf den Markt?
Thomas Tuchel (47): Aktuell in seinem dritten Jahr bei Frankreichs Branchenprimus Paris St.-Germain, wird er dort - wie schon bei seinen zwei BVB-Jahren 2015 bis 2017- kräftig abgehärtet. Gut möglich, dass er nach dem Vertragsende 2021 die Faxen dicke hat im durch Katar finanzierten Superstar-Klub. Wenn Bierhoff sich auf den Taktik-Nerd im Geiste von Pep Guardiola und seine Art des Arbeitens einlässt, eine denkbare Alternative.
Julian Nagelsmann (33): Der Jungstar der Trainergilde muss sich bei RB Leipzig erst die Hörner abstoßen. Der nächste Karriereschritt wäre nach ein paar Jahren in Sachsen wohl eher der BVB oder der FC Bayern, aber noch nicht die Nationalelf.
Wird Stefan Kuntz zum Löw-Nachfolger befördert?
Christian Streich (55): Hat beste Verbindungen mit DFB-Boss Fritz Keller, der zuvor Streichs Boss in Freiburg war. Der kauzige Coach mit dem alemannischen Dialekt ist seit Januar 2012 Cheftrainer beim SC - und dort unkündbar, eigentlich nicht wegzudenken.
Stefan Kuntz (58): Packte mit der U21 am Dienstag die direkte Qualifikation für die EM-Endrunde 2021. Führte die DFB-Junioren 2017 in Polen zum EM-Titel. Leistet hervorragende Arbeit, gilt als smarter Kumpel-Typ der Spieler. Wäre kein Name mit Glamour, aber vielleicht eine Übergangslösung. Und siehe die Story des einstigen Übergangstrainers Flick - wer weiß?