Von Flasche leer, tieferen Tiefpunkten und an die Wand Nagler
Nach Bruno Labbadias Ausraster nach Stuttgarts 2:2 gegen Leverkusen, zeigen wir noch einmal legendäre Wutreden der Bundesliga-Trainer. Von Trapattoni, über Augenthaler, Rudi Völler zu Thomas Doll.
MÜNCHEN - Der neue Spitzname war schnell gefunden. Als "Labbatoni" bezeichnet die Nachrichtenagentur dapd Stuttgarts Coach Bruno Labbadia nach dessen Wutrede nach dem 2:2 gegen Leverkusen. Dem aufgrund der prekären Tabellensituation der Schwaben - der VfB ist derzeit nur 15. - arg unter Druck stehendem Labbadia platzte der Kragen. Es sei eine „totale Grenze erreicht“, er könne nicht akzeptieren, dass Trainer „wie der letzte Depp dargestellt“ würden und der „Mülleimer von allen Menschen seien“, so Labbadia, der am Ende sogar die Frage stellte: „Gehe ich einen schweren Weg mit? Oder sage ich: am Arsch geleckt.“
Nun war Labbadia natürlich nicht der erste Trainer, dem so der Kragen patzte. Wir haben noch einmal legendäre Wutreden zusammengestellt, die in keinem Bundesliga-Rückblick fehlen dürfen:
Giovanni Trapattonis Flasche-Leer-Auftritt 1998: Sozusagen die Mutter aller Wutreden. Zwei Tage nach einer 0:1-Niederlage gegen Schalke will Trap einiges klarstellen. In bestem Italo-Deutsch ledert er mehr als drei Minuten über seine Mannschaft, sein Zorn richtet sich vor allem gegen Mario Basler, Mehmet Scholl, und natürlich - Thomas Strunz. Seine Wortkonstruktionen gehören heute zum kollektiven Gedächtnis nicht nur von Fußballfans ("Struuunz! Was erlaube Struunz", "Ein Trainer ist nicht ein Idiot", "Diese Spieler mussen zeigen mich, und mussen zeigen die Fans, mussen alleine die Spiele gewinnen. Musse alleine die Spiele gewinnen., Ich bin mude, habe immer die Schulde."). Die Ausdrücke "Flasche leer" und "ich habe fertig" finden sogar Einzug in den deutschen Sprachgebrauch. Spätestens mit dieser Rede katapultierte Trap sich in die Herzen der deutschen Fußballfans.
Rudi Völlers Weizenbier-Auftritt: Es lief nicht richtig rund bei der Nationalelf 2003. In der EM-Qualifikation spielte die DFB-Elf in Island nur 0:0, vor allem Günter Netzer kritisierte den lahmen Auftritt. Im Interview mit Waldemar Hartmann blies Bundestrainer Rudi Völler zum Gegenangriff. "Wenn ich das schon höre, Tiefpunkt und noch ein Tiefpunkt!" Völler regt sich so sehr auf, dass ihm am Ende sogar noch rausrutscht: "Du sitzt hier, hast drei Weizenbier getrunken!". Hartmann konnte sich freuen, die Werbeverträge für Weißbier sind ihm seither sicher.
Klaus Augenthalers 43-Sekunden-Pressekonferenz: 2007 ist Klaus Augenthaler Trainer in Wolfsburg, aber es läuft nicht richtig rund für die Wölfe. Kurz vor Saisonende muss Wolfsburg gegen Aachen spielen. Augenthaler erscheint zur Pressekonferenz, stellt sich selbst vier Fragen und beantwortet sie gleich. Dass die Fragen höchsten journalistischen Standards genügen ("Ist die Mannschaft dem Druck gewachsen?" - "Was ich beobachtet habe, ja!"), versteht sich von selbst.
Thomas Dolls "Da-lach-ich-mir-doch-den-Arsch-ab-Tirade: Borussia Dortmund ist 2008 noch längst nicht die Übermannschaft der Gegenwart. Soeben hat die Truppe von Thomas Doll das Pokalfinale gegen den FC Bayern verloren. Die Mannschaft hat natürlich dennoch den Uefa-Cup erreicht - mehr als viele erwartet hatten. Trainer Doll nutzt die Gunst der Stunde und greift zum Rundumschlag an. Alle, vor allem aber die Journalisten, kriegen ihr Fett ab."Mich permanent an die Wand zu nageln, das ist so was von respektlos. Uns geht doch allen der Arsch hier auf Grundeis! Da lach ich mir doch den Arsch ab!" Am Ende der Saison übernimmt Jürgen Klopp das Traineramt.
Auch Mehmet Scholl, Trainer des FC Bayern II hielt kürzlich eine kuriose Pressekonferenz ab - sie dauerte nur 13 Sekunden. Hier sehen Sie das Video: