Völler und Bierhoff «keine Freunde mehr»
Fußball-Bundestrainer Löw wirbt vor dem Spiel gegen die Schweiz für einen Schulterschluss zwischen der Bundesliga und dem Verband. Doch DFB-Teammanager Bierhoff und Bayer-Sportchef Völler wollen nicht einlenken.
Das Verhältnis von Rudi Völler und Oliver Bierhoff bleibt auch kurz vor der Fußball-EM schwer belastet, die Männer-Fehde soll aber keinesfalls den Erfolg der Nationalmannschaft beim Turnier im Juni gefährden. Bundestrainer Joachim Löw warb über die Ostertage trotz immer wieder auftauchender «Interessens-Konflikte» eindringlich für einen Schulterschluss zwischen Bundesliga und Deutschem Fußball- Bund (DFB). «Ich hoffe und gehe davon aus, dass wir alle für dieses große Ziel und das Projekt EM zusammenstehen», sagte Löw vor dem Länderspiel am Mittwoch in Basel gegen den EM-Mitgastgeber Schweiz.
Aussöhnung scheint ausgeschlossen
Ein Auftritt von Bayer Leverkusens Sportdirektor Völler im ZDF- Sportstudio hatte den vor vier Monaten heftig entzündeten Konflikt mit Nationalmannschafts-Manager Bierhoff neu entfacht. Eine Aussöhnung des ehemaligen Nationalmannschafts-Teamchefs mit seinem einstigen Kapitän scheint ausgeschlossen, zumal bereits zuvor Versuche einer Annäherung gescheitert waren. «Wir werden keine Freunde mehr, aber ich habe kein Problem damit», erklärte Bierhoff, nachdem Völler zuvor seine Kritik an ihm bekräftigt hatte. Der Bayer-Sportchef hält Bierhoff weiterhin oberlehrerhaftes Verhalten vor, auch wenn dies seit seiner verbalen Attacke im vergangenen November «ein bisschen nachgelassen» habe. Für eine öffentlichkeitswirksame Aussprache sehe er aber «keinen Grund», bekräftigte Völler: «Man muss nicht gekünstelt Treffen arrangieren, um zu sagen, jetzt wird die große Friedenspfeife geraucht.»
«Von oben herab»
«Unterschwellig» gebe es in der Liga weiterhin das Gefühl, dass die sportliche Leitung der Nationalmannschaft die Klubs «von oben herab» belehre nach dem Motto: «Wenn ihr mal alle lieb, nett und brav seid bei den Vereinen, werden wir euch mal erklären, wie das hier bei uns funktioniert. Und da nehme ich mir die Freiheit zu sagen, so geht es nicht», sagte Völler, als er im ZDF neu auf das Reizthema Bierhoff angesprochen worden war. «Jeder hat seine Meinung, er seine, ich meine, da kommen wir auf keinen Fall näher», entgegnete Bierhoff kompromisslos. Zugleich wies er Völlers Vorwürfe nochmals zurück: «Es stimmt nicht, dass wir der Liga vorschreiben, wie sie zu spielen hat.» Gemeinsam mit Löw bemühte sich der Teammanager gegenüber der Liga um moderate Töne: «Die Zusammenarbeit ist sehr gut.» Es komme immer vor, dass sich einige auf die Füße getreten fühlen, wenn man Reizpunkte setze, betonte Bierhoff: «Da wird immer wieder versucht, Feuer zu schüren.» Löw betonte, dass seine Kooperation mit den Trainern bis auf normale Interessens-Kollisionen gut funktioniere: «Es gibt einen permanenten Austausch und eine intensive Kommunikation auf meiner Ebene mit den Trainern.» Der Bundestrainer betonte die Bedeutung der Vereinsarbeit für den Erfolg der DFB-Auswahl: «Ohne die Bundesliga wären wir bei der Nationalmannschaft chancenlos. Wir sind auf die Arbeit in den Vereinen in starkem Maße angewiesen.» (Klaus Bergmann und Jens Mende, dpa)