Verzockt! Warum Dzeko in Wolfsburg bleibt

Bosniens Bester muss weiter für den VfL ran – weil kein Topklub 40 Millionen Euro für ihn zahlen will
WOLFSBURG Das Pokerspiel endete mit einer bitteren Niederlage. Wenn Edin Dzeko am Donnerstag (20.30 Uhr, ARD live) mit Bosnien gegen Deutschland antritt, wird der Bundesliga-Torschützenkönig mit Wut im Bauch den Platz betreten. Denn sein großer Traum, der Wechsel zu einem europäischen Spitzenklub, ist vorerst passé.
Wie gerne hätte er, trotz eines bis 2013 gültigen Vertrags, den entthronten Meister VfL Wolfsburg verlassen. Immer wieder hieß es, er hätte Angebote – vom AC Mailand, von Manchester City. Doch nun muss er bleiben. Keiner konnte oder wollte bis Montag, 24 Uhr, seine auf 40 Millionen Euro festgeschriebene Ablösesumme aufbringen. „Die Option ist ausgelaufen. Jetzt kontrollieren wir die Dinge wieder“, sagt der neue VfL-Trainer Steven McClaren.
Es sollte, ein Jahr nach dem 35 Millionen Euro teuren Wechsel von Mario Gomez vom VfB Stuttgart zum FC Bayern, ein neuer Rekordtransfer in der Bundesliga-Geschichte werden. „Meine beste Option ist England“, hatte Dzeko zuletzt erklärt und seinen erhofften Wechsel Stück für Stück vorbereitet. Aber offenbar ist dieser Mann, für den sich kurzzeitig sogar die Bayern interessiert haben sollen, das viele Geld noch nicht wert.
In Wolfsburg ist man auf Dzeko besonders stolz, weil er als eine ganz erstaunliche Geldanlage bezeichnet werden darf. Gerade einmal vier Millionen Euro hatte der frühere VfL-Trainer Felix Magath vor drei Jahren an den tschechischen Klub FK Teplice überweisen lassen. Heute zählt Dzeko, der erst 24 Jahre alt und in Deutschland zu einem Star gereift ist, zu den treffsichersten Profis weit und breit. Der Bosnier ist trotz des Tauziehens um seine Dienste, an dem auch Manchester United und Real Madrid kurzzeitig teilgenommen haben, ein Erfolgsgarant geblieben. Einer, der jetzt auf der Stelle tritt.
Dass Dzekos Karriere ins Stocken gerät, hat drei Gründe: Erst verspielte der VfL Wolfsburg nach seinem Meistertriumph in der Champions League und der Europa League allerbeste Chancen. Dann verpasste Bosnien die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Südafrika. Und jetzt ist der Mann aus Sarajevo auch noch über den Übermut seiner Berater gestolpert. Vor einem Jahr hatten die sich darauf eingelassen, dass Dzekos Arbeitsvertrag zwar um eine stattliche Gehaltserhöhung, aber eben auch um die fixe Ablösesumme in Höhe von 40 Millionen Euro ergänzt wurde. Was der damalige VfL-Trainer Armin Veh da ausgehandelt hat, ist aus heutiger Sicht ein pfiffiger Fantasiepreis.
Dem Bemühen von Dzekos Beratern, ihren Klienten weiterhin interessant zu machen, hat der VfL nun eine klare Botschaft entgegengesetzt. Selbst wenn in den nächsten Wochen noch eine Rekord-Offerte beim VfL eingeht: Dzeko ist laut Hoeneß, der als Vorsitzender der Geschäftsführung der entscheidende Mann in Wolfsburg ist, vorerst unverkäuflich. „Sein Bleiben ist für uns die wichtigste Personalie dieses Sommers“, sagt der VfL-Boss. Gemeinsam mit McClaren sichtet Hoeneß jetzt den Markt, um für weitere 30 Millionen Euro Verstärkungen zu holen. Immerhin ein Trost für Dzeko. Christian Otto