Vergabe der EM 2024: Fragen und Antworten zum Leuchtturm-Projekt des DFB

Am Donnerstag entscheidet die Uefa, ob Deutschland den Zuschlag für die EM 2024 erhält. Auch die Zukunft von Verbandsboss Grindel steht auf dem Spiel. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
von  Simon Stuhlfelner
Die Allianz Arena ist als eines von zehn deutschen Stadien bei der EM 2024 vorgesehen, für die DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm intensiv wirbt.
Die Allianz Arena ist als eines von zehn deutschen Stadien bei der EM 2024 vorgesehen, für die DFB-Ehrenspielführer Philipp Lahm intensiv wirbt. © dpa

München - Für ihr Prestigeprojekt gehen DFB-Präsident Reinhard Grindel, Bundestrainer Joachim Löw und Co. sogar ins Trainingslager. In einem französischen Hotel bereiten sich die DFB-Granden ab Dienstag auf die Vergabe der EM 2024 vor, die am Donnerstag im schweizerischen Nyon durch das Uefa-Exekutivkomitee erfolgt. (Lesen Sie hier: Löw als WM-Verlierer gelobt - Foto sorgt für Spekulationen)

Die Anspannung im nach dem WM-Debakel und der Affäre Mesut Özil angeschlagenen DFB ist groß – es geht um die Zukunft des Verbandes, seines Präsidenten Grindel und um die von EM-Botschafter Philipp Lahm. Die AZ hat die Fragen und Antworten.

Wie ist der Zeitplan in den kommenden Tagen?

Am Montag weilten Grindel und Löw noch in London bei der Gala zur Wahl des Weltfußballers, heute fliegen sie in die Schweiz. In Nyon am Genfer See, wo die Uefa ihren Sitz hat, präsentieren der DFB und Konkurrent Türkei am Donnerstag in einem jeweils achtminütigen Film ihre Bewerbungen.

Es folgt eine 15-minütige Fragerunde, bei der für Deutschland Löw, Lahm, DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, Ex-Nationalspielerin Celia Sasic sowie Markus Stenger, Leiter des Bewerbungskomitees, antreten. Auch Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge gehört zur Delegation. Am Donnerstagnachmittag soll das Ergebnis der Abstimmung verkündet werden.

Wer stimmt ab?

Stimmberechtigt sind 18 Mitglieder des Uefa-Exekutivkomitees inklusive Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Seine Stimme gibt bei einem Patt den Ausschlag. DFB-Boss Grindel und sein türkischer Kollege Servet Yardimci dürfen nicht mit abstimmen.

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Wie stehen die Chancen für die deutsche Bewerbung?

Der DFB geht als klarer Favorit in die Abstimmung. Der Evaluierungsbericht, den die Uefa am Freitag veröffentlichte, bewertete die deutsche Bewerbung deutlich besser als die türkische. Der DFB habe eine "inspirierende, kreative und sehr professionelle Vision" vorgelegt. Löw glaubt, "dass wir mit einem leichten Vorsprung in die Entscheidung gehen".

Was spricht für Deutschland, was für die Türkei?

Eine EM in Deutschland wäre für die Uefa eine sichere Sache. Infrastruktur, Stadien, wirtschaftliche Stabilität – die Rahmenbedingungen passen. Die Türkei, die sich zuletzt dreimal vergeblich um die EM beworben hatte, argumentiert vor allem damit, dass sie der Uefa neue Märkte erschließen wolle.

Zudem hat die türkische Regierung der Uefa umfangreiche Staatsgarantien zugesichert, unter anderem massive Steuererleichterungen. Dass die Türkei zuletzt wirtschaftlich in Turbulenzen geraten ist, ist der Uefa aber nicht entgangen. Überraschend deutlich wies sie auch auf die politische Lage hin. "Das Fehlen eines Aktionsplans in Sachen Menschenrechte" wurde als "problematisch" bewertet.

Welche Rolle spielt die Affäre um Mesut Özil bei der EM-Vergabe?

Dass Özil bei seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft Grindel Inkompetenz und Rassismus unterstellte, versuchte die türkische Seite prompt auszunutzen. "Ich hoffe, das wirkt sich zu unseren Gunsten aus, denn Özil hat das alles nicht verdient", sagte der türkische Bewerbungschef Yardimci. Grindel meinte: "Ich denke, es wird keinen Einfluss haben."

Welche Bedeutung hat die EM-Vergabe für DFB-Präsident Grindel?

Der angeschlagene DFB-Chef braucht dringend einen Erfolg, um seine Position zu festigen. Die EM-Bewerbung erklärte er zu seinem "Leuchtturmprojekt". Scheitert die DFB-Bewerbung, könnte er sich wohl kaum im Amt halten. "Es ist leider normal, dass im Falle eines Misserfolgs wieder Struktur- und Personaldiskussionen geführt werden", sagte Generalsekretär Curtius der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Wie geht es mit Philipp Lahm weiter?

Der frühere Nationalmannschaftskapitän (34) engagiert sich als Werbeträger für die deutsche Bewerbung. "Ich bin der festen Überzeugung, dass das zum Turnier hin dann auch wieder etwas Besonderes werden kann, ein Fest wie 2006, weil sich unser Land immer wieder nach so einem Großereignis sehnt", sagte er.

Im Falle einer erfolgreichen Bewerbung würde Lahm zum Chef des Organisationskomitees – und damit auch ins DFB-Präsidium – aufrücken. Im Falle eines Misserfolgs müsste er sich neu orientieren.

 

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