Uwe Seelers Enkel verlässt HSV - Bald ein Münchner?

Er sollte das neue Aushängeschild des Hamburger SV werden, doch Uwe Seelers Enkel Levin Öztunali entschied sich gegen den Bundesliga-Dino. Im Sommer verlässt das begehrte Talent die Hansestadt.
Hamburg - Der Hamburger SV ist traurig, fast ein wenig schockiert. Levin Öztunali, ein deutscher Juniorennationalspieler, verlässt den Bundesligisten, so ein Abgang tut immer weh. Doch in diesem Fall blutet das Herz der Vereinsspitze besonders stark, denn Öztunali ist der Enkel von Uwe Seeler, dem Ehrenspielführer der Nationalmannschaft. Der HSV-Ikone. Öztunali war fest eingeplant als kommendes Aushängeschild des Klubs, doch Karriere macht er jetzt womöglich beim FC Bayern.
„Wir haben ihm die größtmögliche sportliche Perspektive geboten. Er hätte ab Sommer bei den Profis trainiert“, sagte Sportdirektor Frank Arnesen der Bild-Zeitung: „Aus wirtschaftlicher Sicht hat es beim HSV nie zuvor so ein gutes Angebot für einen Nachwuchsspieler gegeben.“
Insgesamt mehr als eine halbe Million Euro sollen die Hanseaten dem 16-Jährigen für seine ersten drei Profi-Jahre in Aussicht gestellt haben. Dazu schaltete sich Cheftrainer Thorsten Fink ein. „Ich habe ihm die Zukunftsperspektive aufgezeigt“, sagte der 45-Jährige. Auf lange Sicht sollte der Sohn des HSV-Scouts Mete Öztunali und Seelers Tochter Frauke das Aushängeschild der Hamburger werden, eine Identifikationsfigur für die Fans. Doch „Uns Özi“, wie ihn der Boulevard in Anlehnung an Seelers Spitznamen taufte, entschied sich gegen den Herzensklub seines Opas. Dies bestätigte ein Sprecher dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Freitag. Seeler wollte sich nicht äußern.
Schon auf der Jahreshauptversammlung im Januar hatte Arnesen die Vertragsgespräche mit den beiden Top-Talenten Jonathan Tah und Öztunali zur Chefsache erklärt: „Ich hoffe, dass ich in ein paar Wochen eine positive Nachricht verkünden kann.“ Allerdings sei die Konkurrenz zahlungskräftiger. Immerhin schaltete der HSV bei Tah Manchester United und den FC Arsenal aus, dennoch setzt sich mit Öztunali der Abgang hoch veranlagter Nachwuchskräfte fort.
Die Perspektiven für Talente waren beim Bundesliga-Dino in den vergangenen Jahren wenig vielversprechend. Kaum ein Spieler schaffte es über die U19 oder die U23 in den Kader der ersten Mannschaft. Torjäger Heung-Min Son und der selten eingesetzte Zhi-Gin Lam sind die Ausnahme. Zwar kündigte Arnesen an, sich in diesem Bereich deutlich verbessern zu wollen, den Beweis dafür ist der HSV allerdings noch schuldig geblieben.
Ganz im Gegensatz zum Rekordmeister aus München. Spieler wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Holger Badstuber bildete der FC Bayern in der eigenen Jugend aus und formte sie zu Leistungsträgern der Nationalmannschaft. Nun könnte auch Öztunali seine Chance in Süddeutschland suchen – für HSV-Fans ein Horror. „Wenn so ein Spieler auf dem Markt ist, bemüht sich auch der FC Bayern um ihn“, sagte Nachwuchskoordinator Michael Tarnat der Süddeutschen Zeitung. Doch auch Bayer Leverkusen will Öztunali verpflichten.
Uwe Seeler wird ab dem Sommer weit fahren müssen, wenn er seinen Enkel in Aktion sehen will. Bisher schlug er sich bei den Heimspielen der U19 des HSV ins Gebüsch und sah versteckt zu: „Wenn Levin spielt, soll er nicht wissen, dass ich da bin. Nachher meint er noch, er müsste etwas Besonderes für den Opa machen.“