"Unverschämt! Brutal! Respektlos! Er ist kein Kollege!"
Nürnbergs Trainer Verbeek rastet aus – und sorgt mit seiner Wutrede gegen Freiburgs Streich für einen Eklat. „Wie ein Verrückter hat er agiert!“ Dann boykottiert er die Pressekonferenz.
Freiburg -Und dann saß auch noch einer in der Pressekonferenz und skandierte „FCN! FCN!“. Es war der irre Abschluss eines in allen Beziehungen denkwürdig-verrückten Abends in Freiburg.
Christian Streich hatte die Pressekonferenz nach dem 3:2 seiner Freiburger über den Club alleine über die Bühne bringen müssen. Sein Nürnberger Kollege Gertjan Verbeek hatte die Pflichtveranstaltung sauer abgesagt. Wobei, Kollege? „Das ist kein Kollege“, wütete Verbeek zuvor über Streich. Und mehr noch: „Eine Entschuldigung würde ich nicht annehmen.“
Das saß. Streich wirkte wie paralysiert, als er von Reportern über Verbeeks Wutrede aufgeklärt wurde. Streich waren während des Spiels – das beste Werbung für den Fußball gewesen war, weil da zwei Mannschaften im Abstiegskampf die Regeln ebendieses missachteten und einfach richtig packenden, tollen Fußball gespielt hatten – die Gäule durchgegangen. Das passiert dem Freiburger Coach öfter. Normalerweise werden ihm seine Rumpelstilzereien am Spielfeldrand gerne verziehen, Streich ist halt so, ein herrlich kauziger Typ, der sich zudem schnell beruhigt. Doch Verbeek hält den Freiburger nicht für kauzig. Sondern für „unverschämt, brutal und respektlos“. Also boykottierte er die Pressekonferenz. „Ich will mich nicht neben meinen Kollegen setzen. Das ist für mich kein Kollege.“
Streich war tief getroffen, „das berührt mich sehr. Es tut richtig weh“, sagte er. Zumal er sich völlig falsch verstanden fühlte. „Das ist mir völlig unerklärlich. Natürlich bin ich emotional am Spielfeldrand – aber null gegen ihn, ich schätze ihn doch. Er hat mir doch den Vogel gezeigt. Ich habe nichts gefordert, keine rote Karte oder so.“Auch ein wenig Verständnis für Verbeek brachte Streich auf: „Wenn er meint, den Frust bei mir abladen zu müssen, soll er das tun. Es ist extrem und unschön. Es kann allerdings passieren, es ist nachvollziehbar, denn der Druck im Abstiegskampf ist hoch. Wenn er aber versucht, die Niederlage so zu kaschieren, ist das unfassbar“, sagte Streich: „Aber es wird sich wieder beruhigen.“
Wirklich? Verbeek wirkte eher unversöhnlich. Seine Wutrede bei Sky im Wortlaut:
„Das war ein gutes Spiel, wo wir fast die ganze Zeit gegen zwölf Mann gespielt haben. Wenn man nicht besteht gegen diese Emotionen, die es hier gibt, und wenn man nicht geschützt wird, auch nicht durch den vierten Offiziellen, wenn man sieht, wie der Trainer (Christian Streich, d. Red.) mich beschimpft hat, das ist unverschämt, brutal, respektlos! Das habe ich noch nie mitgemacht. Ich gehe auch nicht zur Pressekonferenz und setze mich neben diesen Mann, das ist ein Kollege von mir, das ist brutal, das gibt's doch gar nicht! Das ist unverschämt, wie man hier empfangen wird! Wie ein Verrückter hat er agiert, bei jedem Mal, wenn etwas passiert ist. Man sieht auch, wie der Schiedsrichter da mitgeht. Wenn ein Spieler so schlecht spielt, dann spielt er nicht das nächste Mal. Das heißt: Er darf nicht mehr pfeifen. Das ist doch unglaublich, was er gemacht hat heute, das gibt's doch nicht! Wenn man sieht, wie international gepfiffen wird, dann ist das doch ein großer Unterschied. Die beiden Mannschaften wollten Fußball spielen, die gehen drauf, die waren nicht gemein oder so. Natürlich versucht der SC Freiburg, mit der Atmosphäre einen Vorteil rauszuholen. Wenn der Schiedsrichter nicht dagegen besteht, dann muss er was anderes machen. Da muss der Deutsche Fußball-Bund Maßnahmen ergreifen, aber die machen das nicht, die verteidigen immer. Das ist das erste Mal, das ich etwas sage über die Schiedsrichter. Was hier passiert ist, unverschämt. Das ist kein Kollege. Eine Entschuldigung würde ich nicht annehmen.“
Auch einen Tag später hatte sich Verbeek nicht beruhigt – und zeigte sich gegenüber Streich unversöhnlich: „"Er soll mich und meine Arbeit in Ruhe lassen. Das war respektlos, das ist meine Wahrheit. Wenn er das anders sieht, ist das seine Sache. Wenn man aber sieht, welche Handzeichen er gemacht hat, da war klar, dass das nicht freundlich gemeint war."