Unverkäuflich? Ronaldo will unbedingt zu Schusters Real
BASEL - ManU wehrt sich nach wie vor gegen Ronaldos Transfer zu Real. Zwar will Trainer Alex Ferguson seinen eigenwilligen Star nicht ziehen lassen, doch der hat sich jetzt entschieden - am Abend nach der Niederlage gegen Deutschland.
Ronaldo schrieb Autogramme. Eine Reporterin hatte eine Plastiktüte mit Portugal-Trikots dabei. Er schrieb, als beginne in diesem Moment die Vergangenheitsbewältigung. Die EM war mit einem – aus seiner Sicht – brutalen 2:3 gegen Deutschland im Viertelfinale zu Ende gegangen. Und nicht nur das.
Cristiano Ronaldo, der stolze Portugiese, wird Manchester United verlassen und zu Real Madrid wechseln. „In zwei Tagen gebe ich bekannt, was ihr eh schon alle wisst", sagte er, „es ist ein Traum, seit ich ein Kind war, für mich und meine Familie. Ich muss tun, was ich tun muss."
Wenn der beste Fußballspieler der Welt transferiert wird, ist das mehr als ein schnöder Wechsel. Es ist einer vom angeblich besten Klub der Welt zum berühmtesten Namen der Szene, von ManU zu den Königlichen. Es ist ein Erdrutsch, den der Jungstar da in der Mixed Zone andeutete.
Ronaldo ist Portugal
Teurer Schmuck umrankte sein Handgelenk und eine noch teurere Uhr, die vor Edelsteinen nur so blitzte. „Ich habe bisher noch nicht mit Sir Alex Ferguson gesprochen. Ich wollte mich ganz auf die EM und Portugal konzentrieren", meinte Ronaldo. Wenn er etwas sagt, hört sich das immer an wie eine Rede zur Lage der Nation. Ronaldo ist Portugal, selbst an einem Tag, an dem er gegen die deutsche Verteidigung kein Land sah.
In zwei Tagen werde er nach Manchester fahren, eine kleine Operation am rechten Fuß stehe an. „Nichts Großes“, so Ronaldo. Dann wird er Alex Ferguson beichten, was der längst weiß und ihm dabei in die Augen schauen. Nach dem Champions-League-Sieg und der Meisterschaft will er nach Spanien abwandern.
Kein Wunder, dass es trotz des portugiesischen Aus zunehmend unruhig wurde in der Mixed Zone. Ronaldo hatte die Nachricht des Sommers verkündet – und auch englische Reporter hörten gebannt zu. Deco kam vorbei, der mit Portugals Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari zu Chelsea wechseln wird. Dort, wo Michael Ballack, der deutsche Kapitän, schon ist. Es zieht das Duo zu den prall gefüllten Kassen des Roman Abramowitsch. Ronaldo greift in die von Real.
"Not for sale!"
Auch wenn am Freitag auf der offiziellen ManU-Homepage stand „Not for sale!“, also, dass Ronaldo unverkäuflich sei, es kann kaum Zweifel geben, dass er nach Madrid geht. Der 23-jährige Superstar lässt es auf einen Streit mit Ferguson ankommen, der schon drohte, ihn auf die Tribüne zu setzen. Es könnte ein Nervenspiel um Millionen werden. Rund 100 Millionen sei Real bereit, als Ablöse zu zahlen, 13 Millionen netto pro Saison soll er bekommen. Auch das wäre ein neuer Rekord. 2001 zahlte Real 75 Millionen für die französische Lichtgestalt Zinedine Zidane.
„Ich würde gerne für Real spielen", sagte Ronaldo vor Tagen, „allerdings nur, wenn es wahr ist, dass sie mir und Manchester so viel zahlen, wie sie es sagen. Es hängt nicht von mir ab." Seine Mutter, der er auf seiner Geburtsinsel Madeira ein Haus gekauft hat, sagt noch regelmäßiger, es sei ihr Wunsch, dass ihr Sohn zu Real wechsle. „Ronaldo geht nirgendwo hin", tobte der dickköpfige Ferguson zuletzt. Doch am Donnerstagabend sagte Ronaldo: „Die Entscheidung ist gefallen.“ Daran wird wohl auch der sture Schotte Ferguson wenig ändern können.
Oliver Trust