Unter Brüdern: Funkstille bei den Boatengs
Nach dem Streit um das Foul an Ballack herrscht Funkstille bei den Boatengs. Kevin, Ghanas Rüpel, attackierte DFB-Star Jerome. Vor dem Duell am Mittwoch braucht er psychologische Hilfe
CENTURION Wahrscheinlich wird auch Jerome und Kevin-Prince Boateng ein wenig mulmig zu Mute sein, wenn sie an Mittwoch denken. Seit Monaten haben die Halbbrüder sich nicht gesehen, seit Wochen noch nicht mal mehr miteinander gesprochen. Wie also sollen sie sich verhalten, wenn sie in den Katakomben von Soccer City aufeinander treffen? Die Situation ist heikel, nicht nur, weil Kevin für Ghana und Jerome für Deutschland spielt und es für beide Mannschaften ein echtes Finalspiel um den Einzug ins Achtelfinale ist (20.30 Uhr, ARD und sky live).
Viel bedeutender ist, dass es für Boatengs auch um ihre Bruderliebe geht.
Seit
„Wir haben uns im Moment einfach nichts zu sagen. Das kommt auch in anderen Familien vor“, sagte der 18 Monate jüngere Jerome nun dem „Tagesspiegel“
Kevin scheint die Situation auch so schon genug zu belasten. Er hat sich seit WM-Beginn einen Maulkorb verpasst, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Vor dem Spiel gegen Deutschland schickte sein Coach Milovan Rajevac ihn erst Mal auf die Couch.
„Kevin ist mit Talent gesegnet, aber er macht es sich selbst zu schwer“, sagt etwa Horst Hrubesch. Der DFB-Jugendtrainer betreute Kevin und Jerome, er mag beide. Doch als Kevin letztes Jahr vor der U21-EM einen Termin zu viel schwänzte, warf er ihn aus dem Kader. „Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich musste im Interesse der Mannschaft handeln“, sagt Hrubesch. Danach entschloss sich Kevin, künftig für Ghana zu spielen. Für das Land, das sein Vater in den 80ern verließ, um in Berlin in der Regionalliga Fußball zu spielen. Kevin spielt jetzt für ein Land, in dem er nie zuvor gewesen war.