Unter Brüdern: Funkstille bei den Boatengs

Nach dem Streit um das Foul an Ballack herrscht Funkstille bei den Boatengs. Kevin, Ghanas Rüpel, attackierte DFB-Star Jerome. Vor dem Duell am Mittwoch braucht er psychologische Hilfe
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Nach dem Streit um das Foul an Ballack herrscht Funkstille bei den Boatengs. Kevin, Ghanas Rüpel, attackierte DFB-Star Jerome. Vor dem Duell am Mittwoch braucht er psychologische Hilfe

CENTURION Wahrscheinlich wird auch Jerome und Kevin-Prince Boateng ein wenig mulmig zu Mute sein, wenn sie an Mittwoch denken. Seit Monaten haben die Halbbrüder sich nicht gesehen, seit Wochen noch nicht mal mehr miteinander gesprochen. Wie also sollen sie sich verhalten, wenn sie in den Katakomben von Soccer City aufeinander treffen? Die Situation ist heikel, nicht nur, weil Kevin für Ghana und Jerome für Deutschland spielt und es für beide Mannschaften ein echtes Finalspiel um den Einzug ins Achtelfinale ist (20.30 Uhr, ARD und sky live).

Viel bedeutender ist, dass es für Boatengs auch um ihre Bruderliebe geht.

Seit Kevins Foul im englischen Cupfinale, das Michael Ballack die WM kostete, herrscht zwischen den beiden Eiszeit. „Wir haben telefoniert, ein Wort gab das andere. Dann meinte er, ich hätte meine Familie, er seine. Das war mir zu krass“, meinte Jerome damals.

„Wir haben uns im Moment einfach nichts zu sagen. Das kommt auch in anderen Familien vor“, sagte der 18 Monate jüngere Jerome nun dem „Tagesspiegel“ . Ein Dauerzustand soll die Funkstille aber nicht bleiben: „Er ist mein Bruder und bleibt mein Bruder“, meinte Jerome. der als ruhiger, ausgeglichener und reflektierter gilt als Kevin-Prince. Außerdem warb er dafür, seinen Bruder nicht für das Foul an Ballack zu verurteilen. „Das hat er doch nicht mit Absicht getan“, sagte Jerome. Auch DFB-Teammanager Oliver Bierhoff forderte die Kicker auf, normal mit dem verlorenen Sohn umzugehen. „Es wäre nicht richtig, die Emotionen gegen eine Person zu richten.“

Kevin scheint die Situation auch so schon genug zu belasten. Er hat sich seit WM-Beginn einen Maulkorb verpasst, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Vor dem Spiel gegen Deutschland schickte sein Coach Milovan Rajevac ihn erst Mal auf die Couch. „Wir bereiten ihn psychologisch auf die Partie vor“, berichtete Rajevac. Auch die Ghanaer haben gehört, dass der 22-Jährige, der im rauen Berliner Wedding aufgewachsen ist, sich schon oft selbst im Weg stand. Dass er auch an weniger guten Tagen auf dem Platz zwar einer ist, der das Spiel im Mittelfeld ordnen kann, aber abseits des Platzes eher durch Eskapaden auffiel.

„Kevin ist mit Talent gesegnet, aber er macht es sich selbst zu schwer“, sagt etwa Horst Hrubesch. Der DFB-Jugendtrainer betreute Kevin und Jerome, er mag beide. Doch als Kevin letztes Jahr vor der U21-EM einen Termin zu viel schwänzte, warf er ihn aus dem Kader. „Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich musste im Interesse der Mannschaft handeln“, sagt Hrubesch. Danach entschloss sich Kevin, künftig für Ghana zu spielen. Für das Land, das sein Vater in den 80ern verließ, um in Berlin in der Regionalliga Fußball zu spielen. Kevin spielt jetzt für ein Land, in dem er nie zuvor gewesen war.

Doch er scheint sich wohl zu fühlen. Wohler als beim DFB-Team jedenfalls. „Er passt super ins Team“, lobte Asamoah Gyan, „er ist ein toller Profi, ein Mann für die Zukunft“, sagte sein neuer Trainer Rajevac. fil

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