Unschlagbar gut
Es war ein fast dezentes Plakat, das der Fanklub der Nationalmannschaft in der Düsseldorfer Arena angebracht hatte. „Ein Team – ein Ziel: Finale Kiew 2012.“ Daran müssen die deutschen Kicker nach dem 3:1 gegen Belgien nicht mehr erinnert werden: Die Sehnsucht nach einem Titel ist längst implantiert. Alles mündet in die Weisung, die der auch abseits des Rasens nicht mehr so schüchterne Taktgeber Mesut Özil ausgibt: „Es ist einfach an der Zeit, dass Deutschland Europameister wird.“
Joachim Löw empfiehlt jedoch, nicht ständig vom Kräftemessen mit Spanien zu reden. „Dieses Spiel muss es beim Turnier ja gar nicht geben. Spanien und wir werden nicht alleine die Hauptrollen bei der EM spielen. Wir müssen auch einige andere Hürden überspringen“, sagte der Bundestrainer nach dem zehnten Sieg im zehnten EM-Qualifikationsspiel streng. Neben Spanien und Holland nehmen auch die Gastgeber Polen und Ukraine Gruppenköpfe ein, Deutschland ist zur Auslosung am 2. Dezember in Kiew nur im zweiten Topf. Wer sind die Rivalen um den Titel?
Spanien: Noch immer stellen sie das Nonplusultra dar. „Spanien ist Welt- und Europameister und der Topfavorit“, sagt Kapitän Philipp Lahm. Der Vorteil der Deutschen: So zögerlich und verzagt wie bei der EM 2008 und WM 2010 wird das Team nicht wieder auftreten. Neben dem spielerischen Vermögen ist das Vertrauen in die eigene Stärke gewachsen. Anders als bei den Spaniern ist der deutsche Titelhunger noch nicht gestillt. Ergo: Vorteil Deutschland.
Niederlande: Immer wieder lobt sie Löw. Gerade holte sich das Team eine Niederlage in Schweden ab. In Südafrika bewiesen die „Oranjes“ bemerkenswerte Konstanz. Aber sind sie besser als Deutschland? Das hieße ja, dass Klaas-Jan Huntelaar besser als Mario Gomez oder Maarten Stekelenburg besser als Manuel Neuer wären. Am 15. November kommt es in Hamburg zum direkten Vergleich. Bis dahin gilt: Vorteil Deutschland.
Frankreich: „Niederlande, England, Portugal, Frankreich, das sind alles Mannschaften, die zum Favoritenkreis zählen“, sagt Löw. Aber gerade in Frankreich ist die Wertschätzung für die neuen deutschen Feingeister immens. Zumal die Franzosen größte Mühe hatten, sich ohne Franck Ribéry gegen Bosnien-Herzegowina direkt zu qualifizieren. Wie stark Deutschland ist, erfahren die Franzosen am 29. Februar 2012 beim Länderspiel in Bremen. Derzeit gilt: kein Konkurrent für Deutschland.
England: Wie anfällig das verjüngte Team ist, wurde beim 2:2 gegen Montenegro deutlich, mit dem sich die „Three Lions“ immerhin die direkte Qualifikation sicherten. Spieler wie Theo Walcott, Darren Bent, Kyle Walker oder Danny Welbeck spielen zwar eine größere Rolle bei Fabio Capello, doch das neue Gebilde ist noch äußerst störanfällig. Und die englischen sind längst nicht so begabt wie die deutschen Talente. Also: kein Konkurrent für Deutschland.
Portugal: Die Portugiesen haben die direkte Qualifikation durch ein 1:2 in Dänemark verpasst. Da half auch das Weltklasse-Freistoßtor von Cristiano Ronaldo nicht. Jetzt müssen sie hoffen, die Playoffs am 11. und 15. November zu überstehen. Ergo: kein Konkurrent für Deutschland.