Ultras: DFL-Papier weiterhin „inakzeptabel“

Warnung vor „Potenzial für unschöne Szenen im Stadion“ - DFL beteuert: Keine Vorgaben „bezüglich 'Vollkontrollen' oder 'Ganzkörperkontrollen'“
von  az

Warnung vor „Potenzial für unschöne Szenen im Stadion“ - DFL beteuert: Keine Vorgaben „bezüglich 'Vollkontrollen' oder 'Ganzkörperkontrollen'“

BERLIN Noch größeres Konfliktpotenzial statt mehr Sicherheit für Fans und Familien: Für die Ultra-Bewegung innerhalb des deutschen Fußballs bleibt das DFL-Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ nach wie vor ein Rotes Tuch. Das Sicherheitspapier der Deutschen Fußball Liga sei für die Ultras trotz Nachbesserungen „in seiner derzeitigen Form inakzeptabel“, sagte Philipp Markhardt von der Fan-Initiative „ProFans“ am Donnerstag in einem Interview von „Spiegel Online“.

Konkret kritisiert Markhardt, der als Sprecher Ultra-Gruppierungen von mehr als 40 Vereinen vertritt, dass das Papier seine Intention, nämlich Sicherheit zu gewährleisten, verfehle. „Das Gegenteil wäre die Folge“, sagte der Hamburger Ultra und warnte davor, durch übertriebene Maßnahmen Aggressionen aufseiten der Fans erst recht zu schüren. Die nach Ansicht der Ultras zum Teil „entwürdigenden Maßnahmen“ der Sicherheitskräfte führten letztlich dazu, „dass die Leute, die durch solch eine Kontrolle müssen, auf 180 sind. So steigt das Potenzial für unschöne Szenen im Stadion“, sagte Markhardt, der zudem die Rechtslage des Papiers anzweifelt: „Nichts ist da juristisch sauber ausformuliert, alles ist möglich.“

In einer am Donnerstag verbreiteten Stellungnahme hat der Ligavorstand erneut betont, dass er weiter „konsequent für den Erhalt der Stehplätze als wichtigen Bestandteil der Fußball-Kultur“ eintrete. Dem Einsatz von Fußfesseln, wie er von polizeilicher Seite immer wieder gefordert wird, erteilte der Vorstand nach wie vor eine klare Absage. Zudem gebe es „keine statuarischen Vorgaben bezüglich 'Vollkontrollen' oder 'Ganzkörperkontrollen'. Ein Automatismus, wonach Fan-Gruppierungen in ihrer Gesamtheit bei Fehlverhalten einzelner bestraft werden, war und ist nicht vorgesehen“, hieß es darin. Für Markhardt ein Lippenbekenntnis, denn letztlich entschieden Polizisten vor Ort, „ob es so weit kommt. Und die setzen oft auf maximale Abschreckung.“

Am 12. Dezember wird im Rahmen einer Mitgliederversammlung des Ligaverbands die Entscheidung über die 32 Seiten fassende Schrift fallen, die im Gros die Sanktionsmöglichkeiten gegen Störenfriede und Klubs vergrößern soll. Zur Mitgliederversammlung würden nun „konkrete Anträge unter Einbeziehung der Rückmeldungen der Klubs sowie Vertretern der organisierten Fans erarbeitet“, teilte die DFL mit.

Bis zum heutigen Donnerstag konnten die Vereine ihre Vorschläge einbringen. Aus Sicht des Zweitligisten FC St. Pauli ist eine Abstimmung mit dem Ligaverband aber nicht möglich. „Für die Vereinsverantwortlichen ist ein gemeinsamer Diskussionsprozess mit Fanvertretern für eine adäquate Abstimmung solch eines Katalogs notwendig. Aufgrund des sehr engen Zeitfensters ist dies aber nicht in ausreichendem Maß möglich“, teilten die Hamburger in einer Pressemitteilung mit. Aus diesem Grund sehe sich der Klub „außer Stande, wie von der Deutschen Fußball Liga gewünscht, den abgeänderten Maßnahmenkatalog zum Thema Sicherheit in deutschen Stadien bis zum Stichtag 22. November 2012 zu kommentieren und im Nachgang am 12. Dezember 2012 darüber abzustimmen.“

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.