U21-EM in Polen: DFB-Elf will im Traumfinale gegen Spanien "das Ding" holen

Deutschland gegen Spanien: Im Traumfinale der U21-EM kann das DFB-Team am Freitag Geschichte schreiben und die Nachfolge der "Klasse von 2009" antreten.
Krakau - Stefan Kuntz hat Angst vor einem alten Hunde-Spielchen, Julian Pollersbeck beschwört den Fußball-Gott und Nadiem Amiri bekommt schon Gänsehaut, wenn er nur daran denkt: Vor dem Traumfinale der U21-EM gegen Topfavorit Spanien herrscht bei der deutsche Mannschaft eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität.
"Das wird ein tolles Endspiel, keine Frage", sagt DFB-Trainer Kuntz vor dem großen Showdown in Krakau am Freitag (20:45 Uhr/ZDF).
Erst zum dritten Mal steht eine deutsche U21 in einem EM-Finale. Den bislang einzigen Titel gab es 2009 in Schweden mit sechs späteren Weltmeistern, darunter Mesut Özil, Manuel Neuer und Jerome Boateng. Bessere Vorbilder kann es wohl kaum geben.
"Wir wissen alle, was die Jungs von 2009 für einen Weg gegangen sind. Das ist Ansporn genug", sagt Stürmer Davie Selke. Folgt jener legendären "Klasse von 2009" also die "Klasse von 2017"? Die Favoritenrolle gehört zweifellos den Spaniern, die mit Stars wie Saul Niguez (Atletico Madrid) und Marco Asensio (Real Madrid) ihre bisherigen vier Gegner allesamt beherrschten.
"Hauptsache, wir holen das Ding"
"Wenn wir sie zu sehr machen lassen, werden sie mit uns 'Sucht Balli' spielen", sagt Kuntz und zollt den Iberern Respekt: "Wenn man die Namen sieht, die Klubs, die Erfahrung - das ist schon ein toller Endspielgegner." Angst, so Kuntz, habe indes niemand in der deutschen Mannschaft.
Gerade der überzeugende Auftritt im Halbfinale gegen England macht Mut, auch wenn die Entscheidung erst nach 120 kräftezehrenden Minuten im Elfmeterschießen fiel. "Wir haben gezeigt, dass wir unsere Stärken haben. Da werden sich die Spanier auch Gedanken machen", sagt der 54-Jährige, der noch um den Einsatz von Selke und Abwehrchef Niklas Stark bangt. Beide waren nach dem Halbfinale leicht angeschlagen.
Torhüter Julian Pollersbeck setzt derweil auf Unterstützung durch den Fußball-Gott. "Wenn der da oben sagt: Deutschland, diesmal seid ihr dran, dann sind wir dran. Jeder hat Bock. Hauptsache, wir holen das Ding. Wie, ist mir egal", sagt der Elfmeter-Killer aus dem Halbfinale.
"...dann heißt es Schlauch auf"
Von seinen Vordermännern fordert der Schlussmann eine "deutsche" Spielweise. "Den Tiki-Taka-Spielern wie Asensio muss man auf den Hacken stehen, dann haben die irgendwann keine Lust mehr", sagt Pollersbeck.
Die Ankündigung sorgte in spanischen Medien durchaus für Aufsehen. Der spanische Trainer reagierte dennoch gelassen. "Wir gehen in dieses Spiel so wie in alle anderen Spiele des Turniers", sagte Albert Celades. Nadiem Amiri von 1899 Hoffenheim platzt derweil schon vor Vorfreude. "Gegen Saul, Asensio, Bellerin - wow, das wird geil. Ich bekomme Gänsehaut", sagt der 20-Jährige.
Amiri wird zwar wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen, das Finale werde dennoch "das größte Spiel meiner Karriere." So wie für den Großteil der deutschen Mannschaft. Und wenn tatsächlich der große Coup gelingt? Geplant ist noch nichts.
Pollersbeck schickte dennoch einen klaren Befehl in seine oberbayerische Heimat. "An dieser Stelle grüße ich meine ganzen Leute aus dem Dorf", sagte der aus Emmerting im Landkreis Altötting stammende Schlussmann bei DFB-TV: "Jetzt will ich das Ding heimbringen. Und dann heißt es Schlauch auf."
Voraussichtliche deutsche Aufstellung
Pollersbeck (1. FC Kaiserslautern) - Toljan (1899 Hoffenheim), Stark (Hertha BSC), Kempf (SC Freiburg), Gerhardt (VfL Wolfsburg) - Arnold (VfL Wolfsburg), Dahoud (Borussia Mönchengladbach) - Philipp (SC Freiburg), Meyer (FC Schalke 04), Gnabry (Werder Bremen) - Selke (RB Leipzig)