TV-Kritik zur ARD: "Jeder darf sich verdribbeln"

Deutschland ist ein tolerantes Land. Sogar die Halbzeit-Tagesthemen wurden gestern von einem Italiener präsentiert. Zamperoni heißt der und bevor er wieder zu den Zwei vom Muppets-Showbalkon, Beckmann & Scholl, zurückgibt, sagt er: "Glauben Sie nicht, dass ich nicht zerissen wäre." Wo war eigentlich die Miosga?
Deutschland ist ein witziges Land. Total witzig. Aber sowas von. Denn was Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl in der Halbzeitanalyse boten, war ganz großer Komödienstadl, so als hätte Integrationsbambipreisträger Bushido das Drehbuch geschrieben.
Zur Erinnerung: Italien führte 2:0 und Cassano und Balotelli, "die beiden Wilden da vorne drin" (Scholl von letzter Woche) spielten das Spiel ihres Lebens. Im Vergleich zu Jogis Jungs irgendwie handkantige Kerle, denen man nachts lieber nicht begegnen will.
Beckmann, offensichtlich durch den Zwischenstand persönlich beleidigt, sprach von "zwei Straßenkötern im deutschen Strafraum", der zukünftige Grimme-Preisträger Scholl ("…wund liegt und gewendet werden muss") war da fast milder: "Zwei Pflegefälle, die alles durcheinander bringen." Vergleiche aus dem Tierreich und der Geriatrie sind zumindest neue, innovative Analogien in der "Enzyklopädie der längst gesagten Fußballsätze".
Als Scholl realisiert, dass sich vor allem Beckmann verdribbelt hat und kryptisch davon spricht, dass diese Worte als "Hochachtung" gemeint waren, interpretiert er ein Fettnäpfchen als Ironie. Nach dem Spiel ist Scholl wieder ganz bei sich selbst und seine Analyse („Wir schaffen es nicht an die großen Titel ranzukommen") gehalt- und geschmackvoll. Jeder darf sich mal verdribbeln…