Tu felix Jogi! DFB-Elf siegt in Wien

Mit viel Dusel und Treffern von Reus und Özil gewinnt das DFB-Team 2:1 in Österreich. Zu denken geben vor allem die Abwehrfehler. Lahm: „Mit dem Druck nicht zurecht gekommen“
Wien - Beim letzten Mal gab’s einen Last-Minute-Sieg, diesmal kein Last-Minute-Remis: Im zweiten WM-Qualifikationsspiel hat das DFB-Team vor 47000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion Österreich mit viel Dusel 2:1 besiegt und damit recht unverdient drei Punkte entführt.
Bedanken darf sich Bundestrainer Joachim Löw bei Marko Arnautovic, der kurz vor Schluss den Ausgleich vergab. Mats Hummels gab zu: „Wir haben Riesen-Glück gehabt.“ Und jetzt sechs Punkte nach zwei Spielen. Tu felix, Jogi.
Ein Spiel auf Augenhöhe hatte Löw angekündigt - bis zur 44. Minute war das Wunschdenken. Die mit neun Bundesliga-Legionären angetretenen Österreicher (bei Team Germany liefen acht Bundesliga-Kicker auf) präsentierten sich bissig, willig, aggressiv, hellwach und mit großer Leidenschaft - alles Attribute, die man auf deutscher Seite zunächst vergeblich suchte. ARD-Fußball-Experte Mehmet Scholl zur ersten Halbzeit: „Die Österreicher tun uns weh heute.“
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Manuel Neuer hatte viel zu tun. Die Abwehr vor ihm hatte so noch nie zusammen gespielt. Für Per Mertesacker war Marcel Schmelzer auf links in die Viererkette gerückt; Holger Badstuber nahm seine angestammte Position im Zentrum ein. Dort ging es zu wie im Taubenschlag. Nach einem schlimmen Fehlpass von Mats Hummels (4.) tauchte Martin Harnik frei vor Neuer auf, doch Badstuber lenkte den Schuss des Stuttgarters im letzten Moment noch übers Tor. Harnik (12.) und Andreas Ivanschitz (15.) nutzten die deutschen Fehler im Aufbauspiel, verfehlten aber das deutsche Tor.
Löw klagte: „Durch unsere Fehler haben wir uns selber in Bedrängnis gebracht.“ Besonders die Abstimmung zwischen dem Sechser-Duo Toni Kroos/Sami Khedira und der Innenverteidigung ließ zu wünschen übrig. Von der Verunsicherung ließ sich auch Neuer anstecken, schoss unbedrängt Harnik an, der Ball hoppelte am Tor vorbei (36.). Kapitän Lahm meinte: „Mit dem Spiel können wir nicht zufrieden sein. Besonders mit dem Anfang und dem Ende nicht. Wir sind überhaupt nicht mit dem Druck zurecht gekommen. Darüber müssen wir reden.“
Auch die Offensive enttäuschte. Mesut Özil blieb zunächst genauso wirkungslos wie Marco Reus - bis zu dessen Führungstreffer. Miroslav Klose hatte ihn mit feinem Pass eingesetzt, dann schlug Reus „Haken wie ein Feldhase“ (Scholl) und schoss in Minute 44 ins kurze Eck ein - unverdiente Führung. Nach der Pause kam Mario Götze für Reus, doch den nächsten Treffer holte Thomas Müller raus. Verteidiger Veli Kavla senste ihn ungeschickt von hinten um: Elfmeter. Özil bedankte sich mit einem sicheren Schuss zum 2:0 (50.).
Doch auch nach diesem Nackenschlag bewies Team Austria Moral und schlug zurück: Marko Arnautovic ließ auf der linken Seite Götze und Schmelzer ganz schlecht aussehen, legte seinem Bremer Vereinskameraden Zlatko Junuzovic schön auf, und es hieß nur noch 1:2. Das DFB-Team zeigte Wirkung, Kapitän Lahm vorneweg: In Minute 71 passte Lahm so lahm zu Neuer, dass Guido Burgstaller dazwischen sprinten konnte, doch Neuer verhinderte den Ausgleich.
Drei Minuten vor Schluss strapazierten die Löw-Jungs ihr Glück noch heftiger, als Arnautovic aus vier Metern den Ball nicht richtig traf - und das Tor erst recht nicht. Von wegen Felix Austria. Vielmehr: Glückliches Deutschland. Thomas Müller war’s egal: „Wir haben 2:1 gewonnen. Das lasse ich mir von keinem kaputt machen.“