Trauer um Rolf Rüssmann

Der Ex-Nationalspieler und ehemalige Manager starb im Alter von 58 Jahren an Krebs. "Ein Großer ist von uns gegangen", sagte Weggefährte Klaus Fischer.
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Starb kurz vor seinem 59. Geburtstag: Rolf Rüssmann.
firo/Augenklick Starb kurz vor seinem 59. Geburtstag: Rolf Rüssmann.

MÖNCHENGLADBACH - Der Ex-Nationalspieler und ehemalige Manager starb im Alter von 58 Jahren an Krebs. "Ein Großer ist von uns gegangen", sagte Weggefährte Klaus Fischer.

Die Nachricht löste große Betroffenheit aus. Viele waren überrascht von der Meldung, dass Rolf Rüssmann im Alter von 58 Jahren in der Nacht auf den Tag der deutschen Einheit verstorben war. „Das war eine schockierende Nachricht“, sagte Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der Dortmunder kannte Rüssmann schon als Spieler, der 453 Bundesliga-Partien und 20 Länderspiele bestritt. Am Samstag morgen erfuhr Rauball vom Tod des langen Blonden aus Westfalen, der den Kampf gegen den Prostatakrebs verlor.

„Es gibt nur wenige, die die Bundesliga so geprägt haben und dabei so anständig waren wie Rolli“, sagte Rauball bewegt. Am Abend traten Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund mit einem Trauerflor zum Spiel an. Die Vereine, mit denen Rüssmann eng verbunden war, ehrten dem Verstorbenen im Borussia-Park auch mit einer Gedenkminute.

Auch seine engsten Freunde waren traurig. „Ich habe meinen besten Freund verloren“, erklärte Klaus Fischer, der von 1970 bis 1980 bei Schalke 04 mit dem Verstorbenen zusammen gespielt hatte. „Es ist eine furchtbar traurige Geschichte“, sagte der frühere Torjäger. „Rolf war der beste Kopfballspieler, den ich je gesehen habe. Ein Großer ist von uns gegangen.“ Es sei ein Trost, dass Rüssmann von den Leiden der letzten Monate erlöst wurde, erklärte Erwin Kremers. „Ich wusste, dass er krank war, aber nicht, dass es ihm so schlecht ging“, meinte Rainer Bonhof. „Als ich die Nachricht erfuhr, hing ich ein bisschen zwischen den Seilen. Ich habe mit ihm bei der Nationalmannschaft ein Zimmer geteilt.“

Rüssmann hinterlässt Frau Eva und zwei Töchter

Rüssmann hinterließ seine Frau Eva und die erwachsenen Töchter Nina und Laura. Erst vor wenigen Tagen war er Großvater geworden. „Er war dem Fußball zeitlebens leidenschaftlich verbunden. Ich persönlich kannte und schätzte ihn seit über 30 Jahren. Unser großes Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagte Wolfgang Niersbach, der Generalsekretär des DFB.

Der in Schwelm geborene Rüssmann begann als Spieler bei Schalke 04 1969 seine Bundesliga-Laufbahn. Mit einer Unterbrechung 1973 trat er bis 1980 für die „Königsblauen“ in 304 Bundesliga-Spielen (30 Tore) erst als „Vorstopper“ und später als Libero in oft rustikaler Art an. Im Dezember 1980 wechselte er nach Dortmund, wo er bis 1985 weitere 149 Bundesliga-Partien (18 Tore) absolvierte. Nur zwei Jahre später, im Alter von 36 Jahren, wurde er Manager auf Schalke als Nachfolger von Rudi Assauer. Er kündigte aber bereits nach einem halben Jahr. 1990 trat er in Diensten der Mönchengladbacher, wo er zunächst die Geschäfte zusammen mit Helmut Grashoff führte und – mit einer kurzen Unterbrechung – alleine bis 1998. Mit Schalke wurde er Pokalsieger als Spieler, mit Gladbach als Manager.

Rüssmann bereitete zudem am Niederrhein den Bau des Borussia-Parks vor. Zum Ende seiner Amtszeit war er allerdings umstritten. Seine Geschäftsführung sei chaotisch, hieß es. Er habe den Klub fast in die Insolvenz getrieben, lautete sogar ein Vorwurf späterer Verantwortlicher. In den Jahren 2001 und 2002 war er nochmals als Manager beim VfB Stuttgart tätig. Zuletzt war er für die DFL unterwegs und bewertete die Jugendleistungszentren der deutschen Profi-Klubs. Anfang September wurde er noch, abgemagert und auf einem Stock gestützt, beim Spiel der von Schalke II gegen Waldhof Mannheim gesehen.

Rüssmann, der ein kontakfreudiger, humorvoller Typ war, hatte einen schwarzen Flecken in seiner Profi-Laufbahn. Am 17. April 1971 verschob Schalke das Spiel gegen Bielefeld (0:1). Jeder Spieler erhielt dafür 2300 Mark. „Das mieseste Geschäft meines Lebens“, sagte Rüssmann später einmal. Wegen Meineids, weil er den Sündenfall zunächst geleugnet hatte, wurde er vom Landgericht Essen verurteilt und vom DFB für zwei Jahre gesperrt. 1977 wurde dennoch Nationalspieler und nahm an der WM 1978 teil.

Gregor Derichs

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