Trauer um Enke : Was steht in seinem Abschiedsbrief?

Der deutsche Fußball ist nach dem Tod von Nationaltorhüter Robert Enke weiter im Schockzustand. Das Testspiel am Samstag gegen Chile steht vor einer Absage. Laut Polizeiangaben hat der Sportler einen Abschiedsbrief hinterlassen.
von  Abendzeitung
Trauer um Nationaltorwart Robert Enke
Trauer um Nationaltorwart Robert Enke © dpa

BONN - Der deutsche Fußball ist nach dem Tod von Nationaltorhüter Robert Enke weiter im Schockzustand. Das Testspiel am Samstag gegen Chile steht vor einer Absage. Laut Polizeiangaben hat der Sportler einen Abschiedsbrief hinterlassen.

Der verstorbene Fußball-Nationaltorhüter Robert Enke hat nach Angaben der Polizei einen Abschiedsbrief hinterlassen. Eine Polizeisprecherin sagte am Mittwoch: „Wir rechnen damit, im Laufe des Tages die Ermittlungen abschließen zu können.“ Die Ermittler gingen weiter von einem Suizid aus. Wo der Brief gefunden wurde, wollte die Sprecherin nicht mitteilen. Der 32 Jahre alte Enke hatte sich am Dienstagabend in der Nähe von Hannover vor einen Zug geworfen.

Enkes früherer Verein FC Barcelona widmete seinen Sieg im spanischen Fußballpokal am Dienstagabend seinem ehemaligen Spieler. „Der Torwart war ein Teil dieses Vereins gewesen“, sagte Barça- Trainer Josep Guardiola nach dem 5:0-Erfolg der Katalanen über Cultural Leonesa im Pokalrückspiel. Enke hatte in der Saison 2002/2003 für Barça gespielt. Der spanische Meister und Champions- League-Sieger legte vor der Partie im Camp-Nou-Stadion eine Schweigeminute für Enke ein.

Im Team-Hotel der Nationalmannschaft „Kameha Grand“ in Bonn, wo sich die Auswahl um Bundestrainer Joachim Löw auf die letzten beiden Länderspiele des Jahres vorbereitet, berät die Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemeinsam mit Löw über eine mögliche Absage der Partie gegen Chile oder andere Konsequenzen. Verbandspräsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach waren am Mittwochmorgen nach Bonn gekommen.

Die Nachricht vom Tod des achtmaligen Nationalspielers Enke hatte Bundestrainer Löw und die Spieler am Dienstagabend nach dem ersten Training für die Spiele am Samstag in Köln gegen Chile und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste erreicht. Das Vormittagstraining am Mittwoch und Interview-Termine der Spieler wurden als erste Konsequenzen abgesagt.

Die Spieler, die über ihren Einsatz im nächsten Länderspiel wahrscheinlich selbst mitentscheiden können, waren auch 14 Stunden nach der schrecklichen Nachricht über den Tod ihres beliebten Kollegen noch immer geschockt. „Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte“, erklärte DFB-Kapitän Michael Ballack in der „Bild“-Zeitung. „Robert Enke war ein wunderbarer Mensch, der auch harte Schicksalsschläge verdauen musste“, äußerte DFB-Chef Zwanziger, der gemeinsam mit der sportlichen Leitung das weitere Vorgehen besprach.

Unterdessen haben ehemalige Spieler und Funktionäre aus der Bundesliga den Menschen und Sportler Enke gewürdigt, der am Dienstagabend unter noch nicht vollständig geklärten Ursachen aus dem Leben geschieden war. „Vom Charakter und seiner Persönlichkeit war Robert Enke ein überragender Mensch“, erklärte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Für Ewald Lienen, unter dem Enke in Hannover trainiert und gespielt hatte, ist der Tod noch immer unvorstellbar: „Ich habe bereits mit Weggefährten und Teamkollegen wie Steven Cherundolo, Michael Tarnat und Hanno Balitsch gesprochen. Für uns alle ist es ein unfassbarer Schlag, den wir kaum in Worte fassen können. Dass er in so einer Situation war, so etwas ins Auge fassen konnte, tut mir unendlich leid und unendlich weh.“

Auch der Weltfußball-Verband FIFA zeigte sich betroffen. „Die internationale Fußballfamilie hat die äußerst traurige Nachricht über den Hinschied von Robert Enke erhalten. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei der Frau und der Familie von Robert Enke, und wir wünschen ihnen die Kraft, den Schmerz ertragen zu vermögen“, schrieb FIFA-Präsident Joseph S. Blatter.

Guido Buchwald, Weltmeister von 1990, zeigte sich tief berührt, obwohl er Enke nie persönlich kennengelernt hatte: „Er war ein toller Sportler und Mensch, auch wenn sich unsere Wege nie gekreuzt haben.“ Für Rainer Bonhof, Enkes Ex-Trainer bei Borussia Mönchengladbach, war es „eine schockierende Nachricht“. Ähnlich geschockt reagierte Franz Beckenbauer: „Ich bin einfach nur entsetzlich traurig. Wenn man eine solche Nachricht bekommt, werden alle anderen Probleme ganz klein.“

(dpa)

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