Trauer um Enke spielt mit - Leverkusen bleibt vorn

Düsseldorf (dpa) - Die Trauer um Robert Enke spielte am ersten Bundesliga-Spieltag nach dem tragischen Tod des Nationaltorwarts mit, doch mit der Rückkehr auf den Rasen finden alle langsam zurück in den Alltag.
«Es war ein würdiger Abschied einer Trauerzeit, die von vielen vorbildlich gestaltet wurde und für den deutschen Fußball würdig war», befand Liga-Präsident Reinhard Rauball. Alle Mannschaften liefen am 13. Spieltag mit Trauerflor auf, und an den Schauplätzen wurde eine Gedenkminute eingelegt.
Besonders intensiv waren die Erinnerungen und Emotionen bei der Partie zwischen Schalke 04 und Hannover 96. «Es war sehr schwierig», gab Hannovers neuer Kapitän Arnold Bruggink zu. Vor laufenden Kameras wischte sich der Niederländer nach dem 0:2 die Tränen von der Wange und entschuldigte sich für seinen Gefühlsausbruch. «Es kommt alles wieder hoch.» Trainer Andreas Bergmann war froh, dass mit dem Anpfiff in der Arena wieder «Bundesliga-Atmosphäre» herrschte, «mit Schlachtgesängen der Fans». Daher fiel das Fazit des Coaches trotz des 0:2 sogar positiv aus: «Ich bin stolz auf mein Team. Es hat eine gute Leistung gezeigt und wir hatten gute Aktionen nach vorne.» Ein Extralob bekam Enke-Nachfolger Florian Fromlowitz, der besonders im Fokus stand. «Eine bärenstarke Leistung», sagte Bergmann.
Gar nicht zufrieden war der FC Bayern München mit dem 1:1 gegen Bayer Leverkusen, das die Tabellenführung verteidigte. «Wir wollten unbedingt gewinnen, aber der René hat fantastisch gehalten», lobte Bayern-Stürmer Mario Gomez seinen Nationalmannschaftskollegen René Adler, der Leverkusen mit seinen Paraden das Unentschieden rettete. Gomez brachte München früh in Führung, Stefan Kießling glich mit seinem neunten Saisontreffer aus. Zwar rückte die Spitzengruppe enger zusammen, doch Bayern fehlen weiter sechs Punkte auf Rang eins.
Der Hamburger SV rutschte nach dem 0:1 gegen den VfL Bochum im zweiten Sonntagsspiel sogar hinter Schalke und 1899 Hoffenheim auf den fünften Platz ab. Nachdem die Hanseaten die Partie lange Zeit dominiert hatten, sorgte Dennis Grote mit seinem Treffer für neue Bochumer Hoffnung im Abstiegskampf.
Unbeeindruckt vom neuen Wettskandal im europäischen Fußball, von dem nach bisherigen Erkenntnissen keine Erstliga-Spiele in Deutschland betroffen sind, verkürzte Werder Bremen den Abstand zu Leverkusen auf einen Punkt. Bei der 6:0-Gala beim SC Freiburg zeigten die vom überragenden Mesut Özil geführten Bremer eine furiose Vorstellung. Für Trainer Thomas Schaaf ist der Höhenflug aber kein Grund, die Bodenhaftung zu verlieren. «Die Mannschaft hat heute begeisternd gespielt. Aber wir wissen, dass wir noch ein gutes Programm haben bis Weihnachten.»
Einen weiteren herben Rückschlag musste der 1. FC Köln hinnehmen. Das Team von Zvonimir Soldo wurde von 1899 Hoffenheim beim 0:4 im eigenen Stadion vorgeführt und taumelt den Abstiegsrängen entgegen. «Ich muss mich entschuldigen für eine desolate Leistung», sagte der fassungslose Trainer nach dem missratenen Charaktertest. Besonders lustlos wirkten die Slowenen Milivoje Novakovic und Miso Brecko. Sie vermittelten den Eindruck, als wollten sie sich bei ihrem Arbeitgeber dafür revanchieren, dass der FC ihre frühe Heimreise nach der geschafften WM-Qualifikation mit dem Nationalteam «erzwungen» und sie aus den Feierlichkeiten gerissen hatte.
Eine «denkwürdige» Partie sahen die Fans beim 2:3 des VfL Wolfsburg gegen den 1. FC Nürnberg. Fünf Tore, unzählige Torchancen, fiese Fouls und ungeahndete Tritte prägten das Duell. «Das war halbverrückt», sagte VfL-Stürmer Grafite. Der Brasilianer konnte zwar die zweimalige «Club»-Führung von Albert Bunjaku (56./64.) in der 79. Minute ausgleichen, doch Peer Kluge gelang in der Nachspielzeit der Nürnberger Siegtreffer. Ein Nachspiel könnte ein vom Schiedsrichter nicht geahndeter Tritt von «Club»-Torhüter Raphael Schäfer zwischen die Beine von VfL-Spielmacher Zvjezdan Misimovic haben. «Die Bilder waren eindeutig», gestand Nürnbergs Coach Michael Oenning.
Anders als der VfB Stuttgart und Schlusslicht Hertha BSC, die sich nach grausigem Spiel 1:1 trennten und im Tabellenkeller stecken blieben, landete Borussia Mönchengladbach mit dem 2:1 bei Eintracht Frankfurt einen Big Point. «Wir haben derzeit eine gute Phase», frohlockte Trainer Michael Frontzeck nach dem zweiten Auswärtssieg nacheinander, der seiner Elf vor den schweren Partien gegen Schalke und beim FC Bayern im Abstiegskampf etwas den Druck nimmt.
Zu einer tristen Nullnummer verkam das im Vorfeld zum Duell der «Trainer-Zwillinge» hochstilisierte Treffen zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05. Während BVB-Coach Jürgen Klopp dem trostlosen Treffen mit seiner alten Liebe nur wenig abgewinnen konnte, war 05- Trainer Thomas Tuchel zumindest mit dem Resultat zufrieden. «Die Tabelle schaut gut aus», stellte Tuchel fest, dessen Elf weiterhin Tuchfühlung zur Spitzengruppe hat.