Total VAR-rückt: Dänen-Trainer Hjulmand kritisiert Schiedsrichter Michael Oliver scharf

Dortmund – "Lächerlich." "Lächerlich." Lächerlich." Es war das meistbenutzte Wort von Kaspar Hjulmand an diesem für ihn und seine Mannschaft so bitteren Abend und irgendwie war der Dänen-Ärger ja auch nachvollziehbar. Denn nicht der erste Sieg in einem K.o.-Spiel einer DFB-Elf seit acht Jahren und auch nicht das Wetterchaos inklusive knapp halbstündiger Unterbrechnung waren das größte Diskussionsthema nach Abpiff – der Aufreger dieses denkwürdigen Achtelfinals zwischen Deutschland und Dänemark war der Videoschiedsrichter.
Hjulmand: "Das sind zwei lächerliche Entscheidungen"
Dänemarks Trainer Hjulmand hatte sich nach dem Spiel über Entscheidungen des englischen Referees Michael Oliver nach Eingriff des Videoreferees heftig beschwert. Konkret ging es um das Handspiel von Joachim Andersen, das zum deutschen Elfmetertor durch Kai Havertz führte. Kurz zuvor war ein Tor von Andersen wegen einer minimalen Abseitsstellung von Thomas Delaney nicht anerkannt worden.
Die Dänen fühlten sich vom Leipziger Keller, wo die Videoschiedsrichter während der EM untergebracht sind, offenbar VAR-raten! "Das sind zwei lächerliche Entscheidungen, die entscheidend waren", schimpfte Hjulmand nach dem bitteren Achtelfinal-Aus gegen Deutschland (0:2), die beiden VAR-Eingriffe zugunsten des DFB-Teams seien nichts weniger als eine "Schande". Es sei "frustrierend", motzte er, "so sollte der Fußball nicht sein."

DFB: Gündogan zeigt Verständnis für Schiri-Ärger
Beim Handspiel konnte DFB-Kapitän Ilaky Gündogan den Ärger sogar verstehen: "Bei Handspiel bin ich noch so ein bisschen zwiegespalten, das ist so ein bisschen subjektiv. Man versucht, gewisse Regeln zu machen. Ich glaube, dass nicht alle im Sinne des Fußballs sind. Wenn man selbst Fußball gespielt hat und auch auf hohem Niveau, dann weiß man, dass es natürliche Bewegungen sind", sagte der 33-Jährige.
Beim Blick auf die Hand-Szene redete sich Hjulmand erst so richtig in Rage. "Ich habe echt genug von dieser lächerlichen Handregel. Wir können nicht von unseren Verteidigern verlangen, dass sie mit Händen auf dem Rücken laufen", kritisierte der Trainer, der sich eigentlich als Fan der Technik outete ("Der VAR ist generell eine gute Idee - aber eben nicht immer"). Und auch Elfmeterverursacher Andersen war sich kurz darauf sicher: "Das ist niemals Hand. Er schießt mich aus einem halben Meter an, was soll ich tun?"
Bruch verteigt Oliver: "Alles richtig gemacht"
Der deutsche Topschiedsrichter Felix Brych sagte am Sonntag im Sport1-"Doppelpass", Oliver habe am Ende "alles richtig" gemacht, "auch wenn es bitter ist für Dänemark". Das Spiel, das zudem wegen eines Unwetters unterbrochen werden musste, habe "unglaubliche" Anforderungen an den Unparteiischen gestellt. Schiedsrichterkollege Pascal Ittrich verwies bei MagentaTV auf die geltenden Handregeln.
"Wir müssen, so gut es geht, versuchen, gleiche Situationen gleich zu bewerten", argumentierte Ittrich, er räumte aber auch ein: "Ich kann nachvollziehen aus Spielersicht, dass das ein Problem ist." Selbst Bundestrainer Julian Nagelsmann wollte sich nicht festlegen. "Das kann man pfeifen, muss man nicht", gab er beim Blick auf die Szene zu, in der das neue Ball-EKG ausschlug. Der Abseitspfiff sei aber "korrekt", wenngleich etwas "skurril". Im dänischen Lager wollten sie davon nichts hören. Vielleicht, meckerte Hjulmand, "hätte Deutschland auch ohne diese Entscheidungen gewonnen, sie haben ein fantastisches Match gespielt, aber diese Entscheidungen sind lächerlich." Was auch sonst... .