Torschütze Bender: "Ein Geschenk für mich"

Bundestrainer Löw setzt auf rechts überraschend auf Ex-Löwe Lars Bender – und der gebürtige Rosenheimer bedankt sich gegen Dänemark prompt mit dem 2:1-Siegtreffer: „Ich fühle mich wohl“.
Lemberg - Spätestens nach 80 Minuten kannte Lars Bender die Vorteile, welche die Position des Rechtsverteidigers mit sich bringt. Von weit hinten war der Ex-Löwe beim Spiel gegen die Dänen mit viel Elan an der Seitenlinie losgerannt, er überlief ein paar Gegner, dann rutschte der letzte Kontrahent auch noch aus, Bender zog ein wenig nach innen und als er das Tor vor sich sah, schob er den Ball einfach rein.
Ein Tor aus der ganzen Tiefe des Raumes, das Deutschland ins Glück schoss. Dank Lars Bender, 2009 für rund 3,4 Millionen Euro von 1860 nach Leverkusen gewechselt, steht die deutsche Nationalmannschaft, die in der zweiten Halbzeit mehr schlecht als recht das 1:1 verwaltet hatte, im Viertelfinale.
„Da überlegt man nicht lange und haut ihn rein. Ich tue jetzt gut daran, kleine Brötchen zu backen“, sagte Lars. Und weiter: „Ich bin grundsätzlich nicht auf der Position beheimatet. Aber ich habe das Training schon gespielt und fühle mich wohl. Das ist ein absolutes Geschenk für mich.“ Die anderen empfanden sein Tor eher als Geschenk für die Nationalelf.
„Man kann nur den Hut ziehen vor dem Jungen“, sagte Sami Khedira. „Gott sei Dank hat der Lars das Tor gemacht“, sagte Co-Kapitän Bastian Schweinsteiger und kündigte an, dass der Brannenburger nun eine Rede halten müsse vor versammelter Mannschaft. Wenn’s weiter nichts ist.
Ganze 16 Minuten hatte Bender vor der Partie in seiner Profikarriere als Rechtsverteidiger gespielt. Doch als Jerome Boateng gegen Holland seine zweite Gelbe Karte sah, entschied sich Löw schnell für Bender als Ersatz – und erwies sich wieder mal als Fußball-Experte. „Lars bringt alle Voraussetzungen mit, einen guten Außenverteidiger zu spielen“, meinte Löw hinterher, „das Spiel stand auf des Messers Schneide, und dann macht er das Siegtor! Er ist voll durchgezogen und ihn mit aller Seelenruhe reingemacht.“
Löw war zufrieden. Mit Bender und mit seiner Idee, die er schon vor der EM hatte. Schon da hatte angekündigt, dass die Benders auch als Außenverteidiger taugten. Er meinte damals: Beide Benders, Lars und Zwillingsbruder Sven. Doch dann schickte er Sven nach Hause. Er bräuchte nur einen solchen Spielertyp, meinte er damals und meinte: nur einen defensiven Mittelfeldspieler. Jetzt, da sich Lars als Außenverteidiger bewährt hat, könnte er seine Entscheidung für die Zukunft überdenken.
Am Sonntag lobte er auch Sven. „Beide sind absolut positive, ehrgeizige, sympathische, zielstrebige Spieler. Sie lassen sich nicht unterkriegen“, so Löw. Nein, sie taugen auch zu Helden.