Toni Kroos: Der umstrittenste aller Weltmeister

Allein mit Real Madrid hat Toni Kroos dreimal die Champions League gewonnen, Weltmeister ist er ebenfalls - und dennoch wird Löws Mittelfeld-Chef deutlich kritischer gesehen als seine Rio-Kollegen.
Patrick Strasser |
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Enttäuschung pur: Deutschlands Toni Kroos (links) und Robin Koch beim Debakel gegen Spanien. (Archivbild)
Enttäuschung pur: Deutschlands Toni Kroos (links) und Robin Koch beim Debakel gegen Spanien. (Archivbild) © Daniel Gonzales Acuna/dpa

München - Es gibt ihn wirklich. Den einen positiven Moment der WM 2018 in Russland, ansonsten endete das Turnier aus deutscher Sicht eher im Chaos samt Abflug nach der Vorrunde.

Toni Kroos und die Erinnerung an Sotschi 2018

Der Moment war ein Toni-Kroos-Moment. Sotschi, das zweite Gruppenspiel gegen Schweden: Die fünfte Minute der Nachspielzeit, es heißt 1:1.

Deutschland nach dem 0:1 gegen Mexiko zum Auftakt kurz vor dem Aus. Freistoß kurz vor der Strafraumkante. Ein Winkel, der eine Flanke in den Fünfmeterraum wahrscheinlich macht. Kroos tippt den Ball kurz an, Marco Reus stoppt ihn und dann schlenzt der Mittelfeldmann den Ball hinein ins lange Eck, ins Glück. Das 2:1 - kurz kam Euphorie im DFB-Lager auf. Bis zum blamablen 0:2 gegen Südkorea vier Tage später. Der Titelverteidiger war raus.

Toni Kroos: Der Unantastbare

Drei Jahre später sitzt Toni Kroos auf dem Podium in Herzogenaurach. Gelassen und selbstsicher. Einer, der sich seiner Stärken bewusst ist. Kein Wunder, bei der Titelsammlung: Weltmeister 2014.

Im selben Jahr wechselte er vom FC Bayern zu Real Madrid, gewann ab 2016 drei Mal hintereinander die Champions League, wurde im Mai zum zweiten Mal Meister in Spaniens Primera División. 102 Länderspiele, Spielgestalter bei Real und im Nationalteam. Einer wie der 31-Jährige müsste unantastbar sein, oder? Ist er auch. Bei Bundestrainer Joachim Löw. Er hält an ihm fest.

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Die Kritik an Kroos und seiner Ballbesitz-Spielweise kommt von außen. Für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist Kroos aktuell "das größte Problem. Ich wüsste nicht, wohin mit ihm. Als Trainer würde ich auf einen Bayern-Block im Mittelfeld setzen, die kennen sich aus dem Verein
in- und auswendig".

Fehlt Toni Kroos das Tempo?

Was Matthäus meint: Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Thomas Müller im Zentrum. Doch Goretzka wird für das Frankreich-Spiel am Dienstag nicht fit. Kroos bearbeitet mit Ilkay Gündogan die Schaltzentrale. Fehlt dann das Tempo bei Gegenstößen? Besteht die Gefahr, dass der Mitte Mai an Corona erkrankte Kroos trotz Genesung "durchgeschleppt" wird?

Wie Kroos ebenfalls Rio-Weltmeister, aber weniger in der Kritik: Thomas Müller
Wie Kroos ebenfalls Rio-Weltmeister, aber weniger in der Kritik: Thomas Müller © Jürgen Fromme /firo Sportphoto

Löw widerspricht energisch: "Toni ist ein Vorbild an Professionalität. Besser kann man sich nicht auf den Job vorbereiten. Das gepaart mit seiner Spielübersicht und seiner Technik, damit ist er für mich derzeit ein unverzichtbarer Spieler." Punkt. Außerdem, so Löw: "Toni ist in einem Spiel überragend - gerade auch dann, wenn es schwierig ist und du auf dem Platz Kontrolle brauchst."

Andere Weltmeister sind weniger umstritten

Fakt ist: Die anderen Weltmeister von 2014 im aktuellen Kader, ob Kapitän Manuel Neuer oder die als Heilsbringer zurückgekehrten Thomas Müller und Mats Hummels werden nicht so infrage gestellt wie eben Kroos. Das geht an ihm nicht vorbei, er spürt das.

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Auf Nachfrage zu seiner Spielweise sagte Kroos am Freitag sehr entschieden: "Ich habe mein Spiel nicht verändert - und werde das auch nicht tun. Ich versuche, das Spiel zu lenken."

Vor seinem wohl letzten Hurra (bereits nach der WM 2018 dachte er lange über einen Rücktritt aus der Nationalelf nach) meinte Kroos mit Blick auf die Zusammensetzung des Mittelfelds gegen die Franzosen: "Wir müssen direkt die besten Optionen finden, sonst ist das Turnier nicht lang." Denn, so Kroos: "Wenn Mbappé ins Laufen kommt, ist es fast egal, wer gegen ihn verteidigt, dann wird es schwierig." Allerdings.

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  • am 12.06.2021 10:21 Uhr / Bewertung:

    Gerade weil er oft nicht gut war, wird er zu Recht am Kritischten gesehen. 2018 war er für das 1-0 der Schweden verantwortlich und für das 1-0 der Koreaner mit einem verunglückten Rückpass. Die anderen Spieler mussten gehen, während Kroos sinnbildlich für die glorreiche Zeit 2018-2021steht. Mit 0-6 gg Spanien und 1-2 gg Nordmazedonien. Er ist nun mal kein Zweikämpfer, genau wie sein Kollege Erdo... äh Gündogan.

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