"Tiefschlag von Löw" - Engländer motzen, Bundestrainer kontert

Englische Medien meckern über die vielen Veränderungen im Kader der deutschen Nationalmannschaft. "Deutschland brüskiert England."
az |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

LONDON Das Londoner Wetter war auch am Montag noch schlecht, die Laune von Joachim Löw nicht viel besser – und das lag nicht nur an den Nachwirkungen der schweren Knieverletzung von Sami Khedira. Den Bundestrainer nerven Diskussionen um den Bundesliga-Schlager zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am Samstag, aber auch Schlagzeilen in England über seine personellen Entscheidungen vor dem Klassiker gegen die Three Lions am Dienstag (21.00 Uhr/ARD) im Wembley-Stadion.

"Für mich ist das noch einmal die Gelegenheit, auf Schlüsselpositionen den ein oder anderen Spieler zu testen. Deshalb war es für mich immer klar, zu experimentieren. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir mit einer B-Mannschaft antreten und respektlos mit dem Gastgeber umgehen", verteidigte Löw mit Nachdruck seine geplanten Experimente im Prestigeduell zum 150-jährigen Jubiläum des englischen Verbands FA.

2008 habe England in Berlin auch einmal ohne Wayne Rooney, Steven Gerard und Frank Lampard gespielt, führte Löw weiter aus und konterte so am Montag in der Bücherei des noblen Hotels "The Royal Horseguard" unweit vom Buckingham Palace entsprechende Fragen. "Tiefschlag von Löw! Deutschland brüskiert England", hatte etwa der Daily Mirror kritisiert und Löw so verärgert. Die Engländer haben offenbar das Gefühl, vom Bundestrainer nicht ernst genommen zu werden, da dieser trotz erheblicher Verletzungssorgen auf Kapitän Philipp Lahm, Mesut Özil und Manuel Neuer freiwillig verzichtet und die DFB-Auswahl vier Tage nach dem 1:1 in Italien rigoros umbauen wird.

"Es wird einige Wechsel geben, zwangsläufig schon", meinte Löw. Möglicherweise stehen gleich acht Veränderungen an. Nur Benedikt Höwedes, Toni Kroos und Mats Hummels könnten ihren Platz in der Startelf behalten. Sicher ist, dass Roman Weidenfeller sein Debüt in der Nationalelf feiern wird und mit 33 Jahren und 106 Tagen zum ältesten Torwart-Debütanten der DFB-Historie avanciert. "Das hat er sich verdient. Er ist eine gereifte Persönlichkeit", lobte Löw. Zudem werden der wiedergenesene Per Mertesacker, Marco Reus, Marcel Schmelzer und Sven Bender beginnen.

Der Dortmunder wird Khedira ersetzen, der nach seinem Kreuzbandriss im rechten Knie um die WM bangen muss. Der Ausfall des Stars von Real Madrid ist im Kreis des DFB-Teams nach wie vor Thema. "Was die Situation noch leicht überschattet, ist die Verletzung von Sami. Es wird noch viel darüber gesprochen", sagte Löw, war aber mit Blick auf die WM in Brasilien um Zuversicht bemüht. "Er ist eine Kämpfernatur, wenn es einer schaffen kann, dann Sami Khedira. Er wird alles daransetzen."

Fünf Dortmunder könnten am Dienstag in Wembley, wo die Bundesliga im "German Endspiel" der Champions League vor einem halben Jahr die Fußball-Welt beeindruckt hatte, auf dem heiligen Rasen stehen. Vom FC Bayern in Toni Kroos dagegen nur einer. Am Freitag in Italien lautete das Verhältnis noch 6:1 für die Bayern. Doch Löw verbat sich in London, wo das DFB-Team seit der Ankunft am Samstag das typisch englische Schmuddel-Wetter erlebt, ausdrücklich eine öffentliche Debatte darüber. Er schaue auf die Nationalmannschaft, "Dortmund gegen Bayern ist nicht mein Thema, sondern jetzt England und dann im März Chile", giftete er und ergänzte: "Wenn ich die Spieler frage, wollen alle spielen."

Das Länderspiel sei am Dienstag, der deutsche Clßsico am Samstag – "das sind vier Tage, wenn das ein Problem wird, machen wir etwas falsch. Für die Spieler ist das völlig unerheblich. Die Jungs sind 23, 24 oder 25 und an diesen Rhythmus gewöhnt", unterstrich Löw. Bisher habe er von Vereinsvertretern und Trainern auch noch nichts gehört, "das ist ein Thema der Medien, ganz schwach und populistisch". Er versuche vielmehr, so der 53-Jährige, dass keiner zweimal "90 Minuten spielt".

Der Stimmung von Löw waren die ganzen Nebengeräusche auf jeden Fall nicht zuträglich, auch wenn er zu Beginn der Pressekonferenz noch extra betont hatte, "dass wir uns alle wahnsinnig auf dieses Spiel freuen. Das ist was Außergewöhnliches, und auch nicht irgendwo, sondern im Wembley-Stadion, das ist ja auch ein Mythos". Auch wenn England zuletzt 0:2 gegen Chile verloren hat und nicht unbedingt zum Favoritenkreis in Brasilien gezählt wird, hält der Bundestrainer große Stücke auf das Team von Roy Hodgson: "England gehört immer noch zu den großen Fußball-Nationen, verfügt über große Klasse. Die Mannschaft spielt mit unheimlicher Wucht und Dynamik."

Vor allem aber hinterlasse sein Kollege Hodgson auf seinen Stationen immer "tiefe Spuren".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.