Thomas Müller, Manuel Neuer, Mats Hummels: Nagelsmanns Wagnis mit den Weltmeistern im DFB-Team

Die Rio-Helden Thomas Müller, Manuel Neuer und Mats Hummels sind beim DFB aktuell nur Edeljoker und haben sich damit arrangiert. Was passiert mit der Hierarchie, wenn Altstars dauerhaft außen vor sind?
von  Patrick Strasser
Wie geht es weiter mit Thomas Müller (r.) und den anderen Weltmeistern im DFB-Team? Julian Nagelsmann steht vor einer Herausforderung.
Wie geht es weiter mit Thomas Müller (r.) und den anderen Weltmeistern im DFB-Team? Julian Nagelsmann steht vor einer Herausforderung. © IMAGO / Schüler

Wien – Die prominentesten DFB-Bankdrücker ohne Einsatz beim so auf die Stimmung drückenden 2:3 gegen die Türkei waren die Weltmeister von 2014, Thomas Müller und Mats Hummels (beide 34), die Oldie-Fraktion. Beide könnten als Pleiten-Gewinnler am Dienstag in Wien (20.45 Uhr, ZDF) in die Startformation rutschen. Realistischer ist ein Einsatz von Hummels als Stabilisator der flatterhaften Defensive. "Ich glaube, es ist eine Frage der Spiele und Trainingseinheiten zusammen, dass wir da immer mehr hinkommen", sagte Hummels in Wien, "wir sind eine Mannschaft mit sehr vielen starken Offensivspielern, die eher mal 3:2 als 1:0 gewinnen."

Müller und Hummels wieder zurück – wann folgt Neuer?

Die guten Kumpels Müller und Hummels liefern sich regelmäßig einen spaßigen Wettstreit in allerlei (Fantasie-) Disziplinen, duellieren sich beim Fußball-Kegeln mit kleinen Wasserflaschen aus Plastik sowie konventionell im Tischtennis oder Schwimmen. Zu sehen als "ThoMats-Challenge" auf YouTube, neckische Bayern- und BVB-Rivalitäten der Immer-Mal-Wieder-Teamkollegen inklusive. Ihre enge Verbindung wuchs noch mehr, als Bundestrainer Joachim Löw im März 2019 glaubte, es sei eine gute Idee auf das Duo (plus Jérôme Boateng) fortan zu verzichten. Sein Nachfolger Hansi Flick holte Müller zurück, Flicks Nachfolger Julian Nagelsmann reaktivierte Hummels.

Manuel Neuer, seines Zeichens ebenfalls Weltmeister von 2014, damals zudem bester Torhüter des Turniers, wurde für die beiden Länderspiele im November trotz seiner fünf Comeback-Partien im Bayern-Tor nicht nominiert. Man wolle nichts übereilen. Training und Pflege gehen beim 37-Jährigen vor. Und dennoch war Neuer in Berlin, direkt vor dem Olympiastadion sogar. Allerdings am Mittwoch letzter Woche, während die nominierten "ThoMats" & Co. sich in Frankfurt auf die Testspiele vorbereiteten. Gemeinsam mit EM-Turnierdirektor Philipp Lahm, noch einer aus der Weltmeister-Clique, stellte der Torhüter den EM-Ball von DFB-Sponsor "Adidas" vor. "Fußballliebe" heißt das offizielle Spielgerät der Heim-EM, Neuer würde es auch im Sommer gerne unter Wettkampfbedingungen in Händen halten. "Es ist natürlich mein Ziel, bei den März-Länderspielen wieder dabei zu sein. Da will ich ehrgeizig angreifen", sagte Neuer.

Trotz fortgeschrittenen Fußballeralters: Müller und Hummels sind in ihren Klubs noch unverzichtbar

Müller und Hummels scheinen näher dran an einer Nominierung, wenngleich sich ihre Rolle unter Nagelsmann noch diffus darstellt. Müller, der im September beim kurzfristig befreienden 2:1 gegen Frankreich zum 1:0 traf, ist auf seiner Position als offensiver Freigeist momentan der Edel-Joker, aber mit 45 Toren in 125 Länderspielen erfolgreichster aktueller DFB-Torschütze. Müller akzeptiert seine Rolle als "Elder Statesman" und Team-Spaßvogel in Personalunion. Auch beim FC Bayern unter Thomas Tuchel gilt für ihn, dessen Vertrag im Sommer 2024 ausläuft: Dabei sein ist alles. Seine Impulse aus dem Training, aus der Kabine, als Kümmerer für Jungstars und Erklärer gegenüber den Medien werden hochgeschätzt. In München und beim DFB. Eine Verlängerung bei Bayern bis 2025 ist denkbar, in der Nationalelf wird die Heim-EM sein endgültiger Abschluss.

Thomas & Thomas: Für Bayern-Trainer Tuchel (l.) ist Müller (r.), trotz Joker-Rolle noch immer unverzichtbar.
Thomas & Thomas: Für Bayern-Trainer Tuchel (l.) ist Müller (r.), trotz Joker-Rolle noch immer unverzichtbar. © IMAGO / Sven Simon

Die Gemengelage bei Hummels, der bei 77 Länderspielen (eins davon im Oktober unter Nagelsmann) steht, ist ähnlich. Eine Zukunft beim BVB über das Saisonende ist Form- und Verhandlungssache, eine mittelfristige im DFB-Team eher unwahrscheinlich. Die Moderation – nach innen und nach außen – der Verwendung von Hummels, Müller und auch Neuer bei der Endrunde nächsten Sommer ist eine der schwierigsten Aufgaben für Nagelsmann, der ein Jahr jünger als der verdiente Keeper ist.

Prominente Altstars außen vor: Nagelsmanns "ThoMatsManu" Challenge

Was passiert mit der Hierarchie, wenn prominente Altstars außen vor sind? Birgt solch ein Wagnis mit Weltmeistern auf der nicht eine Menge Konfliktpotenzial, gar Sprengstoff in Sachen Teamfrieden? Klingt nach einer wahren "ThoMatsManu"-Challenge für Julian.

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