Thomas Müller, das immerwährende Märchen

BLOEMFONTEIN - Thomas Müller ist mit seinen zwei Toren gegen England „Man of the match“. Er grüßt die Omas, bekommt eine Trommel – und viel Lob: „Man muss stolz sein auf so einen Jungen“, sagt Günter Netzer
Eine Bongo-Trommel bekam Thomas Müller als „Man of the match“. Ob er so was schon zu Hause hat? „Ich hab’ noch Platz in der Vitrine“, sagte der Shooting Star – allerdings auf die Frage, ob er sich Chancen auf den Titel „Bester Junger Spieler des Turniers“ ausrechne. So wie es aussieht, kommt die Fifa kaum an ihm vorbei: drei Tore, drei Vorlagen, Platz 1 in der Scorer-Wertung.
Das immerwährende Märchen um den jungen Oberbayern muss ständig umgeschrieben werden: noch spektakulärer, noch erfolgreicher. „Manchmal geht’s mir selbst ein bisschen zu schnell“, gibt der 20-Jährige zu, „aber ich kann ja nicht absichtlich schlecht spielen.“ Der Kerl aus Pähl am Ammersee spricht auch bei der WM noch so, als habe er in der Vorbereitung gerade zwei Tore gegen Rot-Weiß Weilheim gemacht.
Die Analyse seiner beiden Treffer gegen England: „Heute hatte ich Glück. Bei meinem ersten Treffer muss ich sagen: Den kann man auch halten. Und zum 4:1: Also mein Gott, wer den nicht macht, der hat in der Nationalelf wirklich nichts zu suchen. Die Vorlage zum Treffer von Poldi hat mich am meisten gefreut, das war am schwierigsten." Respekt gehabt vor Englands Stars? „Ach, es hilft doch nichts, wenn man einen Lampard oder Gerrard anschaut, als ob sie Götter wären.“ Ist noch eine Steigerung drin? „Vom Ergebnis her nicht. So hoch wird's jetzt wohl nicht mehr ausgehen.“
Entspannter geht’s nicht. Und dann fragt der Jung-Star den TV-Mann brav, ob er noch grüßen dürfe. Er durfte: „Ich möchte meine beiden Omas und Opas grüßen. Das ist schon überfällig.“ Das brachte auch bei TV-Experte Günter Netzer das Lob-Fass zum Überlaufen: „Der lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Dass er jetzt auch noch seine Oma grüßt, das ist wahre Größe. Das zeigt seine Souveränität. Man muss stolz sein auf so einen Jungen.“
Das ist mit Sicherheit auch der Mann, der den Jungspund mit zur WM nahm: Joachim Löw. „Thomas Müller hat eine unglaubliche Qualität: Er ist einfach eiskalt und vergibt vor dem Tor kaum eine Chance“, sagte der Bundestrainer. Ex-Weltmeister Paul Breitner gab sich unüberrascht: „Es war zu erwarten, dass er eine großartige WM spielen würde.“ Auch Michael Ballack fand nette Worte: „Es ist phantastisch, ihm zuzuschauen. Und er weiß immer, wo er sich zu bedanken hat. Das ist der Vorteil der Unbekümmertheit.“
Als ob er das gehört hätte, beendete der ungeduschte Müller den Interview-Marathon mit den Worten: „Die Mikrofone verbiegen sich schon, weil ich so stinke.“
tbc/ps