Thomas Müller: Bayern-Stürmer ist der beste Mann beim DFB-Spiel gegen Tschechien
Es war eigentlich klar, dass Lukas Podolski die deutsche Nationalmannschaft so schnell nicht loslassen würde. Nicht nach diesen zwölf Jahren, in denen „Poldi“ das DFB-Team und vor allem dessen Außendarstellung prägte wie kaum ein anderer Spieler seiner Zeit. Und so war Podolski, der nach der EM zurückgetreten ist, auch am Samstagabend im Hamburger Volksparkstadion präsent, er hatte sogar seinen Anteil am völlig ungefährdeten 3:0-Sieg in der WM-Quali gegen Tschechien, wie sich später herausstellte.
Thomas Müller, mit zwei Toren der Matchwinner des Weltmeisters, hatte Podolskis Geist mit auf den Platz genommen, platziert auf seinen schmalen Haxn: Müller trug tatsächlich alte, silberne Schienbeinschoner von Poldi. „Das ist ein Spielchen zwischen mir und unserem Zeugwart“, verriet Müller später bei RTL. „Während der EM hatte ich mal andere drin, dann hat er gesagt, ich muss wieder die von Poldi nehmen, dann geht wieder was.“
Müllers Werk – und Poldis Beitrag. Der Bayern-Stürmer knipste nach feiner Vorlage von Mario Götze und Mesut Özil das 1:0 (13. Minute), später ließ er nach Pass von Jonas Hector das 3:0 folgen (65.), zum zwischenzeitlichen 2:0 hatte Toni Kroos von Real Madrid nach Vorlage von Bayern-Durchstarter Joshua Kimmich getroffen.
Es müllert wieder im Nationalteam. Schon beim Quali-Auftakt in Norwegen hatte der 27-Jährige zwei von drei deutschen Toren erzielt. „Es ist interessant und irgendwo auch lustig, dass es jetzt, wenn WM draufsteht, gleich wieder funktioniert“, sagte Müller. Stimmt. Zehn Tore hat er bei zwei Weltmeisterschaften schon geschossen, 2010 war er in Südafrika gar Torschützenkönig. Bei einer EM traf Müller indes noch nie, im Sommer in Frankreich wurde er mit zahlreichen vergebenen Chancen zur tragischen Figur des deutschen Teams.
In der Bundesliga noch ohne Tor
Und auch beim FC Bayern setzte sich seine Torkrise in dieser Saison fort: Müller traf nur zwei Mal, im Supercup gegen Dortmund und in der Champions League gegen Rostow. In der Bundesliga ist er noch ohne Tor.
„Ich war in einer tragischen Situation vor dem Spiel, dementsprechend bin ich froh, dass ich mich aus dem Sumpf befreien konnte“, erklärte Müller mit reichlich Selbstironie. Doch so locker hatte er seine Flaute in den vergangenen Wochen nicht genommen. Aus seinen Aussagen war durchaus herauszuhören, dass er sich vom Pech verfolgt fühlte, als einer seiner Schüsse mal wieder Pfosten, Latte oder den gegnerischen Torhüter traf. Egal. Vergessen. Im Nationalteam klappt’s ja. „Du musst dir was vornehmen, hart arbeiten und es immer wieder versuchen“, sagte er. Für diese Einstellung gab es sogar Lob von Oberkritiker Jens Lehmann: „Das ist es, was die Mannschaft so mitreißt.“
Nicht nur das. Im Hamburger Stadion hörte man Müller immer wieder über den Platz schreien, er pushte, er coachte seine Kollegen. Klar, dass auch Joachim Löw von der Leistung seines Angreifers angetan war. „Er war der Mann des Abends“, sagte der Bundestrainer über den Angreifer.
Zweifel an Müllers Treffsicherheit habe er ohnehin nie gehabt. „Irgendwann gibt es mal eine Situation wie bei der EM. Jetzt hat er bei uns wieder einen guten Lauf, er ist immer in der Lage, Tore zu erzielen, wenn er denn Chancen hat“, sagte Löw: „Seit der WM 2010 hat er permanent in jedem Jahr in der Bundesliga und der Nationalmannschaft getroffen.“
In dieser WM-Quali nun schon vier Mal, genauso oft wie Portugals Superstar Cristiano Ronaldo und Bayern-Kollege Robert Lewandowski, der beim 3:2 der Polen gegen Dänemark alle drei Treffer für seine Mannschaft erzielte. Nettes Spitzen-Trio. In der ewigen Torjägerliste des DFB überholte Müller mit seinen Treffern 35 und 36 den früheren Mittelstürmer Ulf Kirsten (34).
Er liegt jetzt nur noch ein Tor hinter Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff – und nur noch zwölf hinter einem gewissen Lukas Podolski. Beide wird Müller locker abhängen. Wenn er auch in Zukunft nach den richtigen Schienbeinschonern greift.