Theo Zwanziger denkt an Rücktritt

Die DFB-Pressekonferenz zur Jahresbilanz geriet plötzlich zur Nebensache - als Verbands-Präsident Theo Zwanziger vom Rücktritt sprach. Er wolle die Bezeichnung «Demagoge» vom Sportjournalisten Jens Weinreich «nicht auf sich sitzen lassen».
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Will trotz zweier negativer Urteile weiter klagen: DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
dpa Will trotz zweier negativer Urteile weiter klagen: DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger

Die DFB-Pressekonferenz zur Jahresbilanz geriet plötzlich zur Nebensache - als Verbands-Präsident Theo Zwanziger vom Rücktritt sprach. Er wolle die Bezeichnung «Demagoge» vom Sportjournalisten Jens Weinreich «nicht auf sich sitzen lassen».

Theo Zwanziger erwägt im Fall einer juristischen Niederlage im Rechtsstreit gegen den freien Journalisten Jens Weinreich einen Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). «Wenn das verfassungsrechtlich zulässig ist, werde ich sehr ernsthaft erwägen, ob ich dieses Amt weiterführe», erklärte der 63-Jährige überraschend. Auf der Pressekonferenz in Frankfurt/Main bilanzierte Zwanziger ein «überaus erfolgreiches Jahr» für den DFB. Der DFB-Boss fürchtet für 2009 allerdings Auswirkungen des Finanzmarktes auf des Deutschen liebstes Kind.

Der Verband hatte Ende November angekündigt, Klage gegen Weinreich einreichen zu wollen, der Zwanziger im Juli dieses Jahres in dem öffentlichen Internet-Blog «Direkter Freistoss» als «unglaublichen Demagogen» bezeichnet hatte. Dabei ging es um die zentrale Vermarktung von TV-Rechten. «Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Es wird ein Urteil geben. Ich werde meine persönliche Ehre nicht auf dem Altar des Amtes opfern», sagte Zwanziger, der seit 2006 alleiniger DFB-Boss ist. Sowohl das Berliner Landgericht als auch das Kammergericht hatten eine Einstweilige Verfügung des DFB abgelehnt und die Aussage als «zulässige Meinungsäußerung» angesehen.

Finanzkrise trifft DFB

Neben dem Rechtsstreit beschäftigt den DFB-Präsidenten derzeit vor allem die wirtschaftliche Lage in Deutschland. «Die Bankenkrise wird vor dem Sport und dem DFB nicht haltmachen», sagte Zwanziger. Unmittelbare finanzielle Auswirkungen für den Verband sieht er derzeit nicht. «Aber das Leben in Deutschland wird sich ändern mit der Rezession, die wir wohl bekommen. Und der Fußball steht mitten im Leben und wir müssen das aushalten. Das wird aber eine ganz, ganz schwierige Aufgabe.» Der DFB verfüge nicht über Aktienfonds, die Sponsorenverträge seien langfristig angelegt. «Der DFB muss bei seinem ganzen Verhalten deutlich machen, dass er nicht zu denjenigen gehört, die sich alles leisten können», warnte er jedoch.

Zwanziger verwies darauf, dass die Fernsehgelder, die der Verband für Länderspiele erhält, «nicht in die Taschen von Millionären wandern, sondern an einen gemeinnützigen Zweck gebunden sind». Gleichzeitig rechnet der Spitzenfunktionär damit, dass in schwierigen Zeiten «das Gemeinschaftserlebnis wichtig wird» und dies den Vereinen vielleicht zu Gute käme.

«Tolle sportliche Höhepunkte»

Trotz des Streits in der Nationalmannschaft zwischen Joachim Löw und Michael Ballack, den Auseinandersetzungen mit dem Kartellamt und des verlorenen EM-Endspiels zog Zwanziger mehr als zufrieden Bilanz für das Fußballjahr 2008. «Wir haben tolle sportliche Höhepunkte erlebt und dabei viele Erfolge feiern können», sagte er.

Die Nationalmannschaft sieht der Spitzenfunktionär auf einem guten Weg in Richtung WM 2010 in Südafrika und lobte ausdrücklich auch die Frauen-Auswahl, die bei den Olympischen Spielen in Peking Bronze gewonnen hatte. Löw sei gemeinsam mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, Sportdirektor Matthias Sammer und Frauen-Trainerin Silvia Neid das sportliche Gesicht des DFB. «Alle vier haben hervorragende Arbeit geleistet, und mein Vertrauen in sie ist auch für die Zukunft sehr groß», sagte der DFB-Chef.

Zwanziger «kein Schulmeister»

Das wochenlange Theater um Ballack und Löw, räumte Zwanziger ein, habe für ihn «unvorstellbare Ausmaße» angenommen. «Nicht alles war gut», räumte er auch Fehler in der Krisenbewältigung ein. Konflikte in Spitzenpositionen werde es aber auch künftig geben. «Ich bin aber nicht der Schulmeister dieser Jungs», sagte der DFB-Präsident. «Wir haben einen starken Bundestrainer und der muss mit den Spielern und besonders mit dem Kapitän klare Regeln aufstellen.» Er werde in die sportliche Hierarchie nicht eingreifen, «meine Art ist es, Ratschläge zu geben». (dpa)

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