Teuer und kreativ: Die fünf unterhaltsamsten Werbespots zur WM

Auf dem grünen Rasen balgen sich die besten Fußballer um die Weltmeisterschaft - in der Werbepause ringen die kreativsten Reklamemacher um die Aufmerksamkeit des ganzen Landes.
von  (nam/spot)
Spaniens Superstar Andrés Iniesta hat eine gute Zeit - zumindest in der extralangen Version von Nikes aktuellem Werbespot
Spaniens Superstar Andrés Iniesta hat eine gute Zeit - zumindest in der extralangen Version von Nikes aktuellem Werbespot © Nike Inc.

Ein Blick auf die inoffizielle Weltmeisterschaft der Werber

Eigentlich wird dieser Tage die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren ausgefochten. Eigentlich! Denn die Matches in Brasilien locken so viele Zuschauer vor die Fernseher, dass noch ein zweiter Wettkampf ausgebrochen ist: Jener um den kreativsten, ulkigsten, abseitigsten Werbespot. 26,36 Millionen Deutsche schalteten am Montag beim Match Deutschland gegen Portugal ein. Da sind die Public Viewer noch gar nicht eingerechnet. Und wer all diese Zuschauer mit einem Clip erreichen will, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 10.170 Euro kostete eine Werbesekunde beim Portugal-Spiel, wie auf der Homepage der ARD Werbung nachzulesen ist.

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So eine Chance und solche Beträge wollen die Konzerne nicht verplempern. Und werfen alles in die Waagschale. Was dieses "alles" ist, variiert: Mal ist es Reiner Calmunds imposanter Bauch, mal der schnellste Mann der Welt, mal eine ganze Armada von Computer-Animationskünstlern. Das Ergebnis ist eine bunte und häufig unterhaltsame Parade verschiedenster Clips, zu begutachten jeden Abend bis 20 Uhr im Ersten oder dem ZDF. Fünf der besten Reklamen stellt ihnen die Nachrichtenagentur spot on news vor.

1) Nikes "Klonkriege"

Für den Sportartikelhersteller Nike ist es gute Tradition: Für die WM werden harte Werbegeschütze aufgefahren. Diesmal mussten die Stars allerdings nicht selbst vor die Kamera. Für den, nun ja, "sportapokalyptischen" Clip "The Last Game" hat Nike Franck Ribéry, Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic und Co. einfach computeranimieren lassen. Nun kämpfen sie gegen ihre eigenen, fußballerisch seelenlose Klone. Ein kunstfertiger Clip - mit einem Fünkchen Wahrheit: Denn dass es Menschen gibt, die Interesse daran haben, den Fußball und seine Ergebnisse berechenbarer zu machen, das ist kein Geheimnis.

2) Kauflands buntes Allerlei

Auch deutsche Einzelhändler versuchen sich zum Werbe-Großevent WM an Opulenz. Beispiel eins: Kaufland. Die schwäbische Kette spart nicht an Mimen und Statisten. Ärzte, Pseudo-Chippendales, Ballerinas, eine Krankenschwester sowie ein Wrestler und zahllose arglose Einkäufer stolpern im pünktlich veröffentlichen, neuen Clip durchs Bild. Unter dem Strich soll stehen: Hier kaufen wirklich alle ein. Das Konzept mag man gaga finden. Oder sehr amüsant. Und schon dieser polarisierende Effekt ist für eine deutsche Supermarkt-Werbung eigentlich äußerst bemerkenswert.

3) Edekas Bauchfrage

Deutsche Lebensmittel-Einzelhandel-Opulenz Teil II: Auch der Konkurrent Edeka hat ein dickes Ding an den Start gebracht. Das ist in diesem Fall nicht die Manpower der Statisten oder der Grips der Designer. Es ist schlicht und ergreifend: Der Bauch des immer noch omnipräsenten Ex-Fußball-Managers Reiner Calmund. Was in dem alles so steckt, weiß der Mann hinter der Edeka-Fleischtheke natürlich ganz genau. Ein filmischer Hochgenuss wird der Clip mit diesem simplen Dreh nicht. Eher ein Fall für ein konsterniert-schmunzelndes Aufstöhnen vor dem Fernseher. In Erinnerung bleibt er trotzdem. Welches Werbe-Konzept besser zieht, das wird sich an den Registrierkassen zeigen.

4) Usain Bolts Kreditkarten-Sprint ins Glück

Nicht nur in Deutschland herrschen zur WM außergewöhnliche Werbeverhältnisse. Der Kreditkarten-Riese Visa hat sich deshalb einen in aller Welt akzeptierten Imageträger gesichert. Sprint-Phänomen Usain Bolt nämlich. Das kommt billiger, als aus jeder Nation einen Fußballer anzuwerben. Bolt darf in dem Video um die halbe Welt gen WM-Stadion sprinten - und kämpft sich dabei sogar durch den portugiesischen Sprachdschungel. Bis auf den Rasen der Träume. Zum Schluss kommt noch der Niedlichkeits-Faktor dazu: Denn Bolt macht gemeinsame Sache mit einem Einlaufkind.

5) VWs brasilianischer Fehlschuss

Mal ein kurzes Flashback - wenn es überhaupt nötig ist: 1998 spielte und zauberte sich die brasilianische Fußballnationalmannschaft in einem legendären Werbeclip durch einen Flughafen. Ausgerechnet der deutsche Autobauer VW will das Klischee vom südamerikanischen Supertechniker nun zurechtrücken: Denn im aktuellen Clip der Wolfsburger langt Stürmer-Star Neymar beim Straßenfußballern mal so richtig daneben. Am Ende darf ausgerechnet Thomas Müller helfen - und seinerseits die Pille die entscheidenden Zentimeter weiterstochern. Wer weiß. Vielleicht kommt es beim Finale am 13. Juli ja genau so. Die deutschen Fans würde es freuen.

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