Test gegen Saudi Arabien: Was das DFB-Team für den WM-Titel braucht
Weltmeister Deutschland bestreitet seinen letzten WM-Test gegen Saudi-Arabien. "Wir müssen noch den letzten Spirit entwickeln", sagt Mats Hummels. Die AZ zeigt auf, was jetzt noch passieren muss...
München - Die Macht der Zahlen. Auch die Mathematik-Allergiker können Zahlen, wenn sie denn Fakten, Fakten, Fakten sind, ihre Aussagekraft nicht absprechen. Also: Lassen wir vor dem letzten Test-Länderspiel der Nationalmannschaft vor der WM in Russland (ab 14. Juni) einfach die Zahlen sprechen. Für Bundestrainer Joachim Löw und seine Kicker geht es in Leverkusen (19.30 Uhr, ARD live) gegen Saudi-Arabien. Deutschland ist der Weltranglisten-Erste, wird auch in der Pole-Position seine Mission Titelverteidigung angehen. 1.588 Punkte hat der Weltmeister, führt damit vor Brasilien (1.431) und Belgien (1.298).
Und Saudi-Arabien? Rangiert auf Platz 67 mit 465 Zählern. Damit ist das Königreich, das im Reich von König Fußball eher ein Kickzwerg ist, die zweitschlechtest platzierte Nation aller WM-Teilnehmer. Nur Russland auf Platz 70 (457) liegt hinter Saudi-Arabien.
Deutschland gegen Saudi Arabien: Das sagt die Bilanz
Drei Mal traf man bisher aufeinander. Die Bilanz: Drei DFB-Siege, 17:0 Tore. 1984 fertigten die Deutschen bei Olympia die Saudis 6:0 ab, 1998 endete ein Freundschaftsspiel 3:0 und bei der WM 2002 betrieben die Deutschen Scheibenschießen - 8:0! Der vierthöchste Sieg der WM-Geschichte. Saudi-Arabien ist also der perfekte Gegner, um die Fünf-Spiele-Sieglos-Serie der Deutschen zu beenden und nach der 1:2-Pleite gegen Österreich wieder Weltmeister-Stärke zu zeigen. Anschließend dürfen die Spieler dann für drei Tage nach Hause zu ihren Familien.
"Wir wollen das Spiel gewinnen und einen guten Abschluss des Trainingslagers", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Und Löw fügte an: "Jetzt geht es Richtung Russland und unser erstes Spiel gegen Mexiko. Bis dahin werden wir in einem sehr guten Zustand sein."
Die AZ zeigt auf, was jetzt noch passieren muss, damit die Mission Titelverteidigung erfolgreich werden kann.
Selbstvertrauen tanken
Die Brust, die vier Weltmeister-Sterne zieren, war schon mal breiter. Ein 1:1 gegen Spanien, bei dem man anfangs hergespielt wurde, dann das 0:1 gegen Brasilien vier Tage später und zum so gar nicht krönenden Abschluss das 1:2 gegen Österreich, so die Bilanz 2018. Ende 2017 hatte es zudem Remis' gegen Frankreich (2:2) und England (0:0) gegeben. Der letzte Sieg datiert vom 8. Oktober 2017 - 5:1 gegen Aserbaidschan. "Wir haben eine gute Basis, aber das letzte Fünkchen muss noch überspringen, den letzten Spirit müssen wir noch entwickeln", sagte Nationalverteidiger Mats Hummels. Die deutschen Fünkchensucher.
Stammelf finden
Löw hat viel experimentiert, was richtig ist. Doch jetzt heißt es, blindes Vertrauen und Verständnis zu generieren. Problematisch ist dabei, dass es Mesut Özil neben seinen Rückenproblemen jetzt auch noch am Knie zwickt. "Er hat gegen Österreich einen Schlag bekommen. Die Ärzte hatten ihm zwei, drei Tage Pause verordnet", sagte Löw im ARD-Hörfunk. Özil wird gegen Saudi-Arabien fehlen, der WM-Auftakt ist nicht in Gefahr. Auch Timo Werner sei angeschlagen, könne aber vielleicht eine Halbzeit spielen. Dafür ist ein Comeback von Innenverteidiger Jérôme Boateng, der mit einer schweren Oberschenkelverletzung seit Ende April ausgefallen war, denkbar. "Es ist toll, welch schnelle Entwicklung Jérôme im Training genommen hat", sagte Bierhoff, "er ist zu einhundert Prozent einsatzfähig."
Fehler abstellen
Gegen Österreich lieferten die Deutschen eine unerklärliche Fehlpass-Orgie ab. "Wir haben einige Probleme aufgezeigt bekommen", sagte Löw, "wir waren in einem Fahrwasser, in dem wir uns nicht mehr herausbewegt haben aus diesen Fehlern. Das muss sich ändern."
Ruhe reinbringen
Bei der WM 2014 hatten sich die Deutschen im Campo Bahia abgeschirmt, Außeneinflüsse wurden minimiert, es wuchs eine verschworene Gemeinschaft heran. Bisher flammen aber um die Nationalmannschaft herum unerwünschte Unruheherde auf. Da war Bayern-Stürmer Sandro Wagner, der nach seiner WM-Ausbootung Löw attackierte. Und dann war da die Foto-Posse, als sich Mesut Özil und Ilkay Gündogan, die einen türkischen Familienhintergrund haben, von dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der gerade im Wahlkampf ist, vor den Propaganda-Wagen spannen ließen. Beim Österreich-Spiel wurden beide bei jedem Ballbesitz ausgepfiffen.
"Jetzt reicht es!", sagte Bierhoff, "bei aller Verärgerung, die wir haben: Wir sind ein Team auch in Deutschland mit unseren Fans."
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