Terror in Paris: Sport? Nebensache!
Paris - Fußball gespielt wurde auch noch an diesem grausamen Abend von Paris, aber wen interessiert das noch? Das einzige, was die 80 000 Zuschauer im Stade de France von den fürchterlichen Vorkommnissen mit mehreren Toten in der französischen Hauptstadt mitbekamen, waren zunächst drei laute Böller in der ersten Halbzeit. Offenbar nicht im Stadion, aber doch deutlich vernehmbar. Der TV-Reporter der ARD berichtete konsterniert von ängstlichen Blicken im Stadion, konnte zu diesem Zeitpunkt aber noch nichts zur Aufklärung beitragen. Wie auch? Er saß schließlich auch nur vor einem bedeutungslosen Fußballspiel.
In EM-Final-Form waren beide Teams nicht, zu viele Stammspieler fehlten auf beiden Seiten, aus unterschiedlichen Gründen. Und um allzu viel ging es ja nun auch nicht gerade. 2:0 endete das Testspiel-Duell der Nachbarn – ein Ergebnis, das dem EM-Gastgeber Frankreich aus sportlicher Sicht ganz gut und dem Weltmeister Deutschland nicht so weh tut. Schließlich hatte Bundestrainer Joachim Löw vorab gesagt, dass ihm Erkenntnisse wichtiger seien als das Ergebnis. Und am Ende war beides vollkommen nebensächlich.
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Nach den Explosionen, die sich in der Nähe des Stadions ereignet hatten, verließ Frankreichs Staatspräsident Francois Holland das Stadion. Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier fehlte Mitte der ersten Halbzeit neben dem Übergangs-Präsidenten des DFB, Reinhard Rauball. Zu Beginn der zweiten Halbzeit nahm Steinmeier wieder Platz auf der Ehrentribüne. Derweil hieß es, dass keiner der Zuschauer das Stadion verlassen dürfe – was wohl keiner der 80 000 zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnte.
Auf dem Rasen lief derweil ein Fußballspiel mit 22 Ahnungslosen. Auch zur Halbzeit konnte die ARD-Crew um Moderator Matthias Opdenhövel und Experte Mehmet Scholl nichts zur Aufklärung beitragen und beschränkte sich derweil mit Analysen zum Führungstreffer der Franzosen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit: Jung-Star Anthony Martial hatte mit Körpereinsatz und perfektem Dribbling sowohl die DFB-Verteidiger Antonio Rüdiger als auch Matthias Ginter ganz schlecht aussehen, auf den Kollegen Olivier Giroud, der nur noch einschieben musste: 1:0 für die Équipe Tricolore. Scholl sagte: „Das war Weltklasse.“
In der Folge erreichten den bedauernswerten Reporter Tom Bartels die Nachricht von den 18 Toten. Er sagte: „Das ist ein ganz dunkler Tag für Frankreich. Es wird nicht lange über Fußball gesprochen werden. Das Gastgeberland der nächsten EM ist schwer getroffen. Man hat eigentlich keine Lust mehr.“ Dann köpfelte Gignac das 2:0. Egal.