Taumelnde Boxer als Hoffungskicker
Mit den acht zuletzt gescheiterten Bayern beginnt für das DFB-Team nun die heiße Phase der EM-Vorbereitung
MÜNCHEN Am Morgen wurde es voll auf dem Trainingsplatz. Weniger weil der Hausherr Dietmar Hopp, Eigner des DFB-Teamquartiers „Terre Blanche” im südfranzösischen Tourrettes vorbeischaute, sondern wegen der Bayern. 17 Tage und 21 Trainingseinheiten nach dem Start der EM-Vorbereitung auf Sardinien standen erstmals alle 27 Nationalspieler auf dem Platz. Teammanager Oliver Bierhoff fand die richtigen Worte zur Begrüßung der Vize-Bayern: „Natürlich erhöhen sie unsere Qualität noch einmal.” Aus Verlierern werden Hoffnungsträger.
Eigentlich müsste der Bayern-Block dem Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld eine Dankes-SMS schicken. Der 5:3-Sieg seiner Schweizer verleitete die Zeitung „Blick” zur Schlagzeile „Hitzfeld walzt seine Landsleute platt”, stand aber auch unter dem Motto: „Ohne die Bayern geht’s halt doch nicht.” Gott sei Dank. Ein glattes 4:0 der DFB-Elf hätte die acht National-Bayern sicher ein wenig entbehrlicher gemacht.
So aber dürften die Münchner ihr Chelsea-Trauma (Thomas Müller: „Wir Bayern kommen jetzt wie ein angeschlagener Boxer zur EM”) nun zügig ablegen können. Sami Khedira erlebte die acht Neuen beim ersten Training so: „Die Bayern sind gut drauf, sehr fokussiert, sie versprühen Freude und haben Lust auf die EM.” Na dann! Auch seinen Sechser-Kollegen Bastian Schweinsteiger wähnt Khedira auf einem guten Weg: „Er wird sehr motiviert sei. Er lacht viel, isst ganz normal und macht ganz normale Späße.” Alles wird gut.
Logisch, dass sich mit der Ankunft der Bayern auch für den Bundestrainer einiges ändert: „Jetzt beginnt die Vorbereitung auf die EM. Einige Spieler haben gefehlt, die unsere Mannschaft prägen in ihrem Spiel”, sagte Joachim Löw, der in der Arbeit mit den Bayern die Partie gegen Chelsea mit keinem Wort erwähnen will: „Ich habe keine Bedenken, dass bei den Bayern etwas hängenbleibt vom verlorenen Champions-League-Finale.”
Selbst der nicht gerade zum Lautsprechertum neigende Toni Kroos tönte selbstbewusst: „Wir brauchen kein Mitleid von den Dortmunder Spielern, und auch die anderen Nationalspieler müssen uns nicht trösten. Wir sind alle Profis genug, dass wir selbst mit der Situation klarkommen werden.” Gut gebrüllt, Toni!
Auch Ex-Bayer Lukas Podolski spricht den Münchnern Mut zu: „Mit den acht Spielern vom FC Bayern steigt die Qualität der Mannschaft. Das sind Top-Leute, die uns vielleicht in so einem Spiel gefehlt haben.” Er meinte das fröhliche Scheibenschießen von Basel. „So eine Niederlage geht nicht, auf jeden Fall nicht ein 3:5 gegen die Schweiz”, meinte Podolski, „ich kann nur versprechen, das gegen Portugal im ersten EM-Gruppenspiel eine andere Mannschaft auf dem Platz stehen wird.”