Tarnen und täuschen

Die DFB-Elf tritt am Mittwoch heute zum Test in Wien an - und übt dabei gegen jenen Gegner, dem sie auch am 16. Juni beim Ernstfall Euro gegenübersteht. Franz Beckenbauer erwartet ein "Versteckspiel". Und der Ösi-Trainer will nicht siegen.
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Wer trickst wen aus? Josef Hickersberger übt schon eonmal das Lächeln
dpa Wer trickst wen aus? Josef Hickersberger übt schon eonmal das Lächeln

Die DFB-Elf tritt am Mittwoch heute zum Test in Wien an - und übt dabei gegen jenen Gegner, dem sie auch am 16. Juni beim Ernstfall Euro gegenübersteht. Franz Beckenbauer erwartet ein "Versteckspiel". Und der Ösi-Trainer will nicht siegen.

Sie sind den Österreichern aufs Dach gestiegen. Auf die Tribünenkonstruktion des Ernst-Happel-Stadions in Wien. Dort findet am Mittwoch (20.35 Uhr, ARD live) das erste Testländerspiel der deutschen Nationalelf für die EM im Sommer in Österreich/Schweiz statt.

Techniker installierten für 25 000 Euro acht Kameras, die auf Wärme reagieren und Daten an einen Rechner senden. Die perfekte Analyse aus der Vogelperspektive für jedes Detail zu jedem Spieler. „Ich weiß ab sofort nicht nur, wie viele Kilometer meine Spieler zurücklegen, ich weiß auch, in welchem Geschwindigkeitsbereich sie sich bewegen“, sagte Österreichs Trainer Josef Hickersberger.

Ein Test unter der Lupe

Was er freilich nicht sagte: Damit hat er auch alle Daten der DFB-Elf, die Auswertung nimmt die Düsseldorfer Firma „Mastercoach International“ vor. Ein Test unter der Lupe. Und damit fast wertlos. Denn am 16. Juni treffen die Nachbarn bei der EM im letzten Spiel der Gruppe B an selber Stelle erneut aufeinander. Wer will da jetzt schon alles preisgeben? Bloß keine taktischen Feinheiten verraten, bloß keine neuen Standard- Tricks zeigen. So kommt die Partie – der einzige Test bis zum Start der unmittelbaren EM-Vorbereitung neben dem Spiel am 26. März in der Schweiz – Bundestrainer Löw nicht gelegen.

Er hat ohnehin kaum Zeit zu trainieren, die Vereinstermine bestimmen den Kalender bis Mai. Und eine Mannschaft kann er auch nicht einspielen – schon gar nicht gegen EM-Gegner Österreich. „Das Spiel ist eben ein Freundschaftsspiel, aber nicht der absolute Härtetest als den wir ihn eingeplant hatten“, sagte Löw nach der Ankunft im Mannschaftshotel „Bristol“. „Wir wollten die Mannschaft einspielen, aber viele Spieler fehlen. Wir müssen etwas probieren, improvisieren.“

Was sie wirklich üben am Mittwoch: Täuschen und tarnen. So verkommt der Test zu einer schauspielerischen Einlage – vor 48 500 zahlenden Fans im Prater- Stadion. Dort, wo morgen der Schwindel blüht.

„Ich erwarte ein Versteckspiel“, sagte Franz Beckenbauer in der Tageszeitung „Österreich“. „Sowohl Jogi Löw als auch Pepi Hickersberger werden ihre Karten nicht aufdecken, weil sie fünf Monate später bei der Euro wieder aufeinandertreffen.“ Beckenbauer macht das Spiel schlecht.

Ausgerechnet der Wahlösterreicher, der lange in Kitzbühel lebte, vor einem Jahr nach Salzburg gezogen ist. „Ich hoffe“, sagte DFB-Kapitän Michael Ballack, „es wird ein ernsthafter Test.“ Er hofft. „Das Spiel gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die EM“, meinte er. Aber wirklich nur einen klitzekleinen.

"Gute Gelegenheit für einen Neubeginn"

Für einige Spieler ist das Unternehmen „Gegnertäuschung“ diffizil. Für die Bayern-Stars Bastian Schweinsteiger, der von Beginn an ran darf, oder Lukas Podolski, der eingewechselt werden soll. Im Verein zweite Wahl, wollen sie sich bei Löw für einen Stammplatz empfehlen. „Wien wäre eine gute Gelegenheit für einen Neubeginn“, meinte Beckenbauer. Aber Vorsicht, bitte: Nur Übersteiger und Doppelpässe spielen, die nicht im EM-Sortiment sind.

Hickersberger hat seinem Team sogar Gewinnen verboten: „Ein Sieg wäre schlecht für uns, dann sind wir plötzlich einer der EM-Favoriten.“ Dazu Löw: „Das glaube ich ihm nicht. Jeder Trainer wünscht sich einen Sieg.“ Die Frage für heute wird sein: Wer trickst wen aus?

Patrick Strasser

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