Stuttgart trennt sich von Trainer Gross

Der schlechteste Bundesliga-Start des VfB Stuttgart seit 36 Jahren wurde Christian Gross nach nur zehn Monaten im Amt zum Verhängnis. Der Schweizer wurde am 13. Oktober bereits als dritter VfB-Trainer innerhalb der vergangenen zwei Jahre entlassen.
von  Abendzeitung
Beurlaubt: Stuttgarts Trainer Christian Gross
Beurlaubt: Stuttgarts Trainer Christian Gross © dpa

Stuttgart - Der schlechteste Bundesliga-Start des VfB Stuttgart seit 36 Jahren wurde Christian Gross nach nur zehn Monaten im Amt zum Verhängnis. Der Schweizer wurde am 13. Oktober bereits als dritter VfB-Trainer innerhalb der vergangenen zwei Jahre entlassen.

Sechs Niederlagen in den ersten sieben Saisonspielen waren dem Club zu viel. Gross-Assistent Jens Keller soll den Tabellenletzten am Samstag im Krisengipfel beim Vorletzten Schalke 04 betreuen. «Herr Keller wird das Training übernehmen und wir werden die Entwicklung in den kommenden Wochen und Monaten abwarten», sagte VfB-Präsident Erwin Staudt .

Im Zusammenhang mit der Trennung von Gross beim Tabellen-Letzten sprach Staudt von der «schwierigsten Situation in unserer Bundesliga-Geschichte» und einem «Ausnahmezustand». Der 39 Jahre alte Keller wird den VfB erstmals hauptverantwortlich beim Auswärtsspiel am 16. Oktober beim Tabellen-17. FC Schalke 04 betreuen.

Durch die Gross-Entlassung blieben sich die Schwaben treu. Im Rahmen ihrer seit Jahren wiederkehrenden «Herbstdepression» machte die Vereinsführung erneut den Trainer für die Misere des Clubs verantwortlich. Bei Gross zeigt sich damit das gleiche Muster wie bei seinem Vorgänger Markus Babbel: vom Rückrundenhelden zum Sündenbock in der Krise. Da half dem Glatzkopf auch der gute Auftakt in der Europa League nichts mehr. Vor Gross und Babbel musste selbst Meistermacher Armin Veh vorzeitig gehen.

Offenbar traute die VfB-Führung um Präsident Erwin Staudt, Sportdirektor Fredi Bobic und Aufsichtsratschef Dieter Hundt dem 56 Jahre alten Gross die Wende nicht mehr zu. Während Gross zuletzt eigene Fehler eingestand, aber zugleich die Sparpolitik und die Konzentration des Vereins auf den teuren Stadionumbau kritisierte, setzte Hundt umgekehrt den Trainer unter Druck. «Der Aufsichtsrat hat es doch nicht zu vertreten, dass teuer eingekaufte Spieler nicht zum Zug kommen oder völlig ungenügende Leistungen abliefern», hatte er in einem Zeitungsinterview gesagt. Probleme in allen Mannschaftsteilen waren zuletzt offensichtlich.

Vor allem bei Babbel verlief die Trennung nach ähnlichem Muster wie jetzt bei Gross ab. Nachdem der heutige Coach von Hertha BSC Berlin den VfB in der Rückrunde der Saison 2008/2009 noch bis in die Champions League geführt hatte, stürzte die Elf in der folgenden Spielzeit in die Abstiegszone ab. Unter dem am 6. Dezember gekommenen Gross erlebte die Elf dann wieder einen enormen Aufschwung und schaffte es noch bis in die Europa League. Auch Babbel hatte vom heutigen HSV-Coach Veh, dem Meistertrainer von 2007, im November 2008 ein völlig verunsichertes Team übernommen.

Gerüchteweise soll Gross nun auf das Amt des Nationaltrainers in seiner Heimat Schweiz spekulieren. Dort stand Ottmar Hitzfeld nach dem schwachen Start der Eidgenossen in die EM-Qualifikation in der Kritik. Allerdings gewann Hitzfelds Team nach zwei Auftaktniederlagen in der Gruppe G mit 4:1 gegen Wales.

Beim VfB hatte Gross in dieser Saison mit einem Bündel von Problemen zu kämpfen. Aufgrund der späten Rückkehr einiger Nationalspieler von der Weltmeisterschaft in Südafrika und einer Reihe von Verletzungen war eine ordentliche Vorbereitung im Sommer kaum möglich. Zudem konnten die Abgänge von Sami Khedira oder Jens Lehmann nach dem verpassten Einzug in die Champions League und dem daher deutlich gekürzten Personalbudget nicht gleichwertig ersetzt werden. Allerdings schien es im Verein auch nicht gut anzukommen, dass Gross die Jugendphilosophie nur widerwillig mitzutragen schien.

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