Streit um Nationalspieler: Van Gaal gewinnt einen Tag
Bundestrainer Löw verkürzt den Leistungstest, der für viel Aufregung gesorgt hat – zwischen dem DFB und dem FC Bayern. Dessen Trainer ärgert sich über Bierhoff: „Das ist kein Respekt“
STUTTGART Nein, nein, diese Planänderung habe nichts mit den Attacken, mit den scharfen Vorwürfen von Bayern-Coach Louis van Gaal zu tun. Es sei kein Einlenken. Dies musste Bundestrainer Joachim am Sonntagnachmittag rasch zu Protokoll geben, als er über die Verkürzung des Leistungstests für die Nationalspieler in den kommenden Tagen in Stuttgart informierte.
„Am Dienstagabend ist das ganze Programm zu Ende. Für uns ist klar, dass die Spieler nach dem Abendessen nach Hause fahren“, sagte Löw. Damit entfällt der Mittwochs-Termin. Die Bundesliga-Trainer müssen nur zwei Tage auch ihre Akteure verzichten.
Davon wusste Louis van Gaal am Samstagnachmittag in Bremen noch nichts, als er seine Kritik am Leistungstest erneuerte. Diesmal nahm er DFB-Teammanager Oliver Bierhoff („Wir stehen in der Verantwortung, eine gute WM zu spielen – da ist die Meinung von Louis van Gaal nicht so wichtig“) ins Visier. Der Bayern-Trainer: „Der Weltverband Fifa hat einen Kalender aufgestellt, die Nationalmannschaft hat noch viele Testspiele. Ich muss die Interessen meines Klubs verteidigen und habe kein Verständnis für das, was Bierhoff gesagt hat. Das ist eine Frage des Respekts.“
Van Gaal schimpfte bei „Liga total“ weiter auf Bierhoff: „Das ist kein Respekt! Ich denke, dass ich Recht habe. Und wenn wir wollen, dann können wir sagen, dass die Spieler nicht kommen. Denn die Regeln der Fifa sind so. Und dann kann ich nicht verstehen, dass Bierhoff so reagiert. Okay, das darf er – aber ich finde das nicht gut.“
Nun wird er die Dinge wohl ein wenig gelassener sein. Van Gaal hat einen Tag mehr zur Vorbereitung auf die Partie am Samstag gegen Mainz, die Leistungstestler Lahm, Schweinsteiger, Klose, Gomez und Neuling Müller kehren früher heim.
Dennoch: Das Verhältnis zwischen Bayern und dem DFB ist abermals beschädigt. An der Notwendigkeit des Leistungstests 140 Tage vor dem ersten WM-Gruppenspiel am 13. Juni in Durban gegen Australien ließ Löw keinen Zweifel: „Wir sind in einer WM-Saison. Wir müssen mit einer guten Basis zur WM fahren.“
Der Fitnesstest am Dienstag sei ohnehin nur eine Kleinigkeit. „Es geht um insgesamt 30 Minuten Belastung. Da kann kein Spieler überbelastet werden“, erklärte Löw.
Was genau von den Profis verlangt wird, erklärte Mannschaftsarzt Tim Meyer, der seit 2001 der medizinischen Abteilung des DFB angehört, der AZ: „Es geht um eine Datengrundlage für den Trainingsbetrieb. Getestet wird im Bereich Ausdauer, Schnelligkeit und Sprungkraft.“ Der Ablauf: „Wir machen einen Stufentest, bei dem sich die Geschwindigkeit regelmäßig erhöht. Begonnen wird bei zehn Stundenkilometern, was sich bis auf 20 km/h oder sogar höhere Geschwindigkeiten steigern kann.“
Van Gaal hatte erklärt, dass die klubeigenen Leistungsdiagnostiker diese Daten erfassen und an die Nationalelf schicken könnten. Dies aber hatte der DFB abgelehnt. Meyer: „Die Nationalelf braucht ihren eigenen Test. Eine Sammlung der Tests aus der Bundesliga wäre sehr heterogen, teilweise werden keine Daten erhoben.“ Meyer weiter: „Schwierig wird es immer, wenn nach dem Motto argumentiert wird: ,Nur was wir machen, ist allein richtig.’ So etwas werden sie von uns nie hören. Wir sagen, wir gehen einen gut begründeten Weg.“ Und: „Die Tests führen zu keinen Schäden, die nicht auch im täglichen Trainingsbetrieb möglich wären.“ Höchstens zu Verstimmungen. ps/otr