Spieler-Gewerkschaft will Transfer-Regeln revolutionieren
74 Millionen zahlte Manchester City für Kevin de Bruyne, 120 Millionen bot Stadtrivale United für Thomas Müller. Diese Summen machen der Spieler-Gewerkschaft FIFPro Sorgen. Sie will Ablösezahlungen komplett abschaffen.
Brüssel – Die Pläne der Gewerkschaft, der weltweit rund 65.000 Profifußballer angehören, sind revolutionär: Sollten sie umgesetzt werden, könnten Spieler im Extremfall ohne dass Geld fließt zwischen Vereinen hin und her wechseln.
FIFPro ist es ein Dorn im Auge, dass im Arbeitsvertrag feste Ablösesummen für einen vorzeitigen Wechsel definiert werden. Diese Vorgehensweise schränke Fußballer bei der Wahl des Arbeitgebers stärker ein, als andere Arbeitnehmer. Daher will FIFPro am heutigen Freitag bei der EU Beschwerde gegen dieses von FIFA und UEFA praktizierte Verfahren einreichen.
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"Falls sich das System nicht ändert", sagte FIFPro-Generalsekretär Theo van Seggelen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, "dann überleben die Ligen in Osteuropa und kleineren westeuropäischen Ländern wie den Niederlanden und Dänemark nicht." Er fürchtet, dass die aktuelle Preisspirale dafür sorgen, dass kleinere und damit finanzschwächere Ligen regelrecht ausbluten.
Kleinere Ligen bluten aus
Das Problem bei der aktuellen Regelung: Vereine planen nicht nur mit dem Einsatz eines Spielers, sondern auch mit dem Weiterverkauf. Sie binden talentierte Profis mit langen Verträgen inklusive hoher Ablösesumme an sich und verkaufen sie, bevor diese Verträge auslaufen. Ablösefreie Wechsel zum Ende der Vertragslaufzeit sind die Ausnahme geworden und werden mittlerweile schon als Fehlplanung eingestuft.
Gegenüber dem britischen Guardian erklärte van Seggelen, dass die Gewerkschaft die Problematik schon lange mit FIFA und UEFA diskutiert hätte, eine Einigung aber nicht in Sicht sei. Deshalb wolle man nun den Rechtsweg beschreiten.
Ob FIFPro mit der Beschwerde bei der EU-Kommission Erfolg haben wird, ist derzeit nicht absehbar. Aber die Gewerkschaft konnte schon einmal in einem ähnlichen Fall ein Urteil die Fußballwelt auf den Kopf stellen: Beim Bosman-Urteil von 1995 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Fußballprofis nach Ablauf ihres Vertrags ablösefrei den Verein wechseln können und mehr als drei Ausländer pro Spiel eingesetzt werden dürfen.