Spanien, Italien oder Holland frühestens im Halbfinale
Deutschland ist Favorit in der Gruppe H bei der WM 2014. Auch in den weiteren Runden drohen zunächst eher machbare Gegner auf die DFB-Elf um Trainer Joachim Löw.
Costa do Sauípe - Reizvolles Wiedersehen mit Jürgen Klinsmann, heißer Samba mit Superstar Cristiano Ronaldo und ein brisantes Brüderduell: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht in den Gruppenspielen bei der WM-Endrunde 2014 in Brasilien vor unangenehmen, aber machbaren Aufgaben.
Das Team von Bundestrainer Joachim Löw trifft in der Gruppe G auf Portugal mit Superstar Ronaldo, Ghana mit Kevin-Prince Boateng und die von Klinsmann trainierten USA. Zudem versprach die Auslosung in Costa do Sauípe der deutschen Auswahl einen leichten Weg durch die K.o.-Runde ohne frühe Aufeinandertreffen mit Spanien oder Brasilien. Eröffnet wird die 20. Fußball-Weltmeisterschaft vom Gastgeber, der am 12. Juni in der Arena Corinthians von São Paulo auf Kroatien trifft.
"Ich akzeptiere es so, wie es ist. Wir wussten, dass wir keine andere Wahl haben. Wir können jetzt den nächsten Schritt machen, um zu arbeiten für die WM", sagte Löw in der ARD zu den Losen, die seinem Team voraussichtlich drei Hitzespiele im heißen Norden bescherten. "Ich glaube, dass wir uns in der Vorbereitung daran gewöhnen müssen an die Schwüle." Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff befand, dass man "nicht unzufrieden" mit der Auslosung sein könne: "Es ist klar, dass wir da Favorit sind."
Löw nahm vor allem das gezogene Los mit dem Aufdruck "USA" mit Humor: Zunächst lächelte der Bundestrainer über das Duell mit seinem früheren Chef Klinsmann, das zum Abschluss der Gruppenphase am 26. Juni in Recife ansteht. Wenige Sekunden später lachte Löw neben DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf. "Der Fußball schreibt schon verrückte Geschichten. Das ist eine Wahnsinnsgruppe", befand Klinsmann.
"USA in der Gruppe, das ist etwas ganz Besonderes vor allem für Deutschland", sagte Löw und berichtete von einem "sehr, sehr guten und innigen Verhältnis" mit dem früheren Coach der DFB-Elf. "Es ist ja nicht nur Jürgen Klinsmann, sondern wir hatten auch schon Ghana 2010 in der Gruppe."
Der dreimalige Weltmeister Deutschland startet seine Jagd auf den vierten Titel in seinem insgesamt 100. Endrundenspiel am 16. Juni in Salvador gegen Portugal, das bereits beim 1:0 bei der EM 2012 Auftaktgegner war. Das zweite Vorrundenspiel in der Gruppe G bestreitet die deutsche Auswahl gegen Ghana am 21. Juni in Fortaleza. "Auf das Duell mit Deutschland freue ich mich besonders", frohlockte Schalkes Mittelfeldstar Kevin-Prince Boateng vor dem Aufeinandertreffen mit seinem Bruder Jerome. "Ich hoffe, dass die DFB-Elf und wir die K.o.-Runde erreichen."
Die Auslosung ist ein gutes Omen für die deutsche Mannschaft: In bislang vier WM-Duellen mit den Vorrundengegnern gab es bislang nur Siege. Gegen Ghana gelang mit einem 1:0 durch einen Treffer von Mesut Özil im letzten Gruppenspiel bei der WM 2010 der Sprung ins Achtelfinale. Mit 3:1 über Portugal wurde beim Heimturnier 2006 Platz drei gesichert, die Amerikaner mussten sich 1998 und 2002 bislang zweimal geschlagen geben. "Ist eine sehr interessante Gruppe, die wir natürlich erfolgreich überstehen wollen", schrieb der derzeit noch verletzte Stürmer Mario Gomez. "Die Vorfreude auf die WM in Brasilien hat sich durch die Auslosung noch einmal deutlich gesteigert."
Sollte das Löw-Team die Vorrunde als Gruppensieger überstehen, würde es das Achtelfinale am 30. Juni in Porto Alegre bestreiten und auch dann zunächst den großen Namen aus dem Weg gehen. Gegner wäre eine Mannschaft aus der Gruppe H mit Belgien, Algerien, Russland und Südkorea. Die weiteren Stationen wären das Viertelfinale am 4. Juli in Rio de Janeiro und das Halbfinale am 8. Juli in Belo Horizonte.
Erst in der Vorschlussrunde kann es zu Aufeinandertreffen mit Brasilien, Weltmeister Spanien, Angstgegner Italien oder den Niederlanden kommen. Das Endspiel steigt am 13. Juli im bekanntesten Fußball-Tempel Brasiliens, dem Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro. Als Zweiter der Gruppe G müsste Deutschland sein Achtelfinale am 1. Juli in Salvador bestreiten.
Über die Wahl des deutschen WM-Quartiers soll es auch nach der Auslosung nun eine "zeitnahe" Entscheidung geben, kündigte Löw an. Als heiße Kandidaten auf das Stammquartier gelten nun Salvador oder Porto Seguro.
Eine leichte Gruppe erwischte Gastgeber Brasilien, der neben Kroatien auch auf Mexiko und Kamerun trifft. Spannung verspricht die Wiederauflage des vorigen WM-Finals zwischen Titelverteidiger Spanien und den Niederlanden, weitere Teams der Gruppe B sind Chile und Australien. "Das ist eine sehr schwere, aber auch eine sehr schöne Gruppe", sagte Bayerns Arjen Robben. "Das wird schon eine ganz schöne Herausforderung für uns." Auch Spaniens Weltmeistertrainer Vicente del Bosque erwartet keine einfache Vorrunde: "Ich würde es nicht als Todesgruppe bezeichnen, aber es wird schwer. Es wird seltsam sein, gegen die Niederländer zu starten, weil es ja das letzte Spiel der WM 2010 war."
Während Argentinien in Bosnien-Herzegowina, Iran und Nigeria absolut lösbare Aufgaben erhielt, wird der Weg für Italien schwerer. Der viermalige Weltmeister trifft auf England, den WM-Vierten Uruguay und Costa Rica.
Nachdem die Zeremonie mit einer Samba-Einlage eröffnet wurde, gedachten die Gäste dem am Donnerstag gestorbenen südafrikanischen Nationalhelden Nelson Mandela mit einer Schweigeminute. "Das brasilianische Volk denkt an ihn", sagte Präsidentin Dilma Rousseff. Mandela galt als das Gesicht der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Über die WM im kommenden Sommer sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter: "Es war wirklich höchste Zeit, dass die WM wieder nach Brasilien kommt. Wir sind absolut überzeugt, dass es die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten werden wird."