Sorgenkind Außenverteidiger: Löst Joshua Kimmich das größte Problem von Julian Nagelsmann?

In der Abwehr zeigt die DFB-Elf auch auf der US-Reise Schwächen, speziell rechts und links hinten. "Wir haben noch Schritte zu gehen", sagt Bundestrainer Julian Nagelsmann. Ist FC-Bayern-Star Joshua Kimmich die Lösung?
von  Maximilian Koch
Wäre für die Problem-Position rechts hinten sicher die beste Lösung: FC-Bayern-Star Joshua Kimmich.
Wäre für die Problem-Position rechts hinten sicher die beste Lösung: FC-Bayern-Star Joshua Kimmich. © dpa

Philadelphia/MünchenNiklas Süle (28) hatte keine Zeit mehr für ein Statement in den Katakomben des Lincoln Financial Field von Philadelphia, der Flieger wartete schon.

Per Privatjet ging es für Süle und die drei weiteren Dortmund-Profis Mats Hummels (34), Niclas Füllkrug (30) und Julian Brandt (27) direkt im Anschluss an das 2:2 gegen Mexiko zurück nach Deutschland, bereits am Freitag (20.30 Uhr) trifft der BVB in der Bundesliga auf Werder Bremen. Dabei wäre es schon spannend gewesen, Süles Sicht auf das Spiel zu erfahren – denn der Abwehrstar hatte keinen allzu guten Abend erwischt.

Außen klemmt's: Warum sich in der DFB-Verteidigung noch etwas ändern muss

Sowohl vor dem 1:1 als auch beim 2:1 der Mexikaner kam Süle, der diesmal als Rechtsverteidiger auflief, nicht in den Zweikampf, die mangelnde Spielpraxis war ihm deutlich anzumerken. "Er hat in den letzten vier Ligaspielen 27 Minuten gespielt, da fehlt der Rhythmus, kein Vorwurf an ihn. Aber dann bekommt er den Rhythmus eben bei uns", nahm Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) Süle in Schutz. Er habe gewisse Probleme für Süle "einkalkuliert", ergänzte Nagelsmann: "Wir können auf ihn nicht verzichten, weil er einer der besten Spieler auf der Position in der Bundesliga ist."

Er hat in den letzten vier Ligaspielen 27 Minuten gespielt, da fehlt der Rhythmus, kein Vorwurf an ihn": Bundestrainer Julian Nagelsmann nimmt seinen dilitierenden Rechtsverteidger Niklas Süle in Schutz.
Er hat in den letzten vier Ligaspielen 27 Minuten gespielt, da fehlt der Rhythmus, kein Vorwurf an ihn": Bundestrainer Julian Nagelsmann nimmt seinen dilitierenden Rechtsverteidger Niklas Süle in Schutz. © IMAGO

Aber eben in der Abwehrmitte und nicht hinten rechts – das ist eine der ganz großen Herausforderungen für den Bundestrainer: Außen klemmt's, es gibt keine Außenverteidiger von internationalem Format.

"Insgesamt sehe ich nirgendwo eine Problemposition", erklärte Nagelsmann dazu zwar: "Wir müssen Pärchen finden, die gut zusammenpassen, da haben wir noch ein paar Schritte zu gehen, auch im Verteidigen auf dem ganzen Platz, nicht nur in der Kette." Doch zumindest in den Partien gegen die USA (3:1) und nun Mexiko hat Nagelsmann noch keine überzeugenden Lösungen präsentiert.

Die Defensive der Nationalmannschaft muss mehr Verantwortung übernehmen

Denn neben Süle zeigten auch Jonathan Tah (27) und Malick Thiaw (22) auf der rechten Abwehrseite sowie Robin Gosens (29) und David Raum (25) links teilweise erhebliche Schwächen. Kein einziger der genannten Spieler hat sich für die Heim-EM im Sommer empfohlen. Das ist schon ernüchternd. Nagelsmann werde "mit seinem Trainerteam dran arbeiten, dass wir es im nächsten Spiel ein bisschen besser hinkriegen", sagte Sportdirektor Rudi Völler (63): "Aber man darf jetzt nicht nur auf einzelne Positionen schauen. Im Großen und Ganzen war es sehr positiv."

Das sicher. Für eine erfolgreiche EM muss die Defensive aber insgesamt stabiler stehen. In den vergangenen acht Partien gab es 17 Gegentore. Viel zu viele. Einzig Rückkehrer Hummels, der gegen Mexiko nicht zum Einsatz kam, hinterließ einen wirklich positiven Eindruck, mit Abstrichen noch Tah gegen Mexiko – aber als Innenverteidiger. "Wir brauchen mehr Verantwortungsbewusstsein", forderte Nagelsmann von seinen Defensivspielern – und betonte gleichzeitig, dass er an seinem risikoreichen Ansatz mit hohem Pressing nichts ändern wird.

"Ich bin davon überzeugt, dass wir unser Heil in der Offensive suchen müssen", erklärte der Bundestrainer: "Aber wir wollen versuchen, weniger Angriffe gegen uns zu kriegen, das ist der Schlüssel. Ich war in Mathe nicht gut, aber wenn wir nur drei Angriffe kriegen, ist die Wahrscheinlichkeit für Gegentore geringer als bei zehn." Gut gerechnet.

Macht's Joshua Kimmich? Diese Außenverteidiger kommen für die Problem-Positionen in Frage

Eine Nagelsmann-Hoffnung: Benjamin Henrichs (26) von RB Leipzig, der die US-Tour aufgrund einer Muskelverletzung verpasste, wird bei den November-Länderspielen gegen die Türkei und Österreich wohl eine der Außenverteidigerpositionen besetzen. Henrichs spielt eine starke Saison, auch im Test gegen Frankreich (2:1) im September überzeugte er.

Eine offene Position bleibt dann aber immer noch. Ob Nagelsmann doch über Joshua Kimmich (28) als Rechtsverteidiger nachdenken wird? Der Bayern-Star wäre von allen vorhandenen Optionen jedenfalls die beste.

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