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Sonderrolle des Fußballs während Corona? Sie wollen nur arbeiten

Der DFB-Reporter der AZ über die angebliche Sonderrolle des Fußballs während Corona.
Patrick Strasser |
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Was für ein Aufschrei! Von einer Farce war die Rede, einer Sonderstellung des Fußballs, von einem Schlag ins Gesicht der Amateur- und Hobbysportler und überhaupt: der Bevölkerung, die aktuell wegen der strengen Kontaktbeschränkungen auf so viel verzichten muss. Der böse, böse König Fußball könne alles, dürfe alles.

Vier Spieler sowie der Teammanager der ukrainischen Mannschaft waren am Freitag positiv getestet worden, sie wurden isoliert und keine Gruppenquarantäne verordnet. Nachtests am Samstag ergaben, dass der Rest des Trosses negativ sei. Also wurde gespielt.

Warum die Gäste, der Gastgeber DFB oder die Uefa als Veranstalter, nicht freiwillig auf den Kick verzichteten? Ehrenvoll, rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst wäre es natürlich gewesen, aber: Warum sollten sie?

Auf dem Rücken der Nationalelf wird eine Moraldebatte geführt

Sie möchten wie andere auch ihren Beruf ausüben, ihren sicherlich überaus privilegierten Beruf. Fußballer wollen Fußball spielen, Tennisspieler Tennis usw. Die Bundesregierung erlaubt Profisport in Zeiten der Corona-Pandemie. In der aktuell zweiten Welle hangelt sich der Betrieb an Hygienekonzepten entlang und stellt fest, dass das Virus in jedwede Bevölkerungsschicht sowie in alle Berufsgruppen schneeballisiert.

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Auf dem Rücken der Nationalelf wird eine Moraldebatte geführt, die nachvollziehbar ist. Doch der Rechtfertigungsdruck, dem sich der DFB ausgesetzt sieht, setzt an der falschen Stelle an. Wenn Profisport von den Regierungen unter Auflagen erlaubt ist, dann sollen sich die Verbände auch im Rahmen ihrer vorgegebenen Leitplanken bewegen dürfen. Sie wollen doch nur arbeiten.

Klar, das wollen die von der Pandemie besonders gebeutelten Gastronomen oder Künstler auch. Dass sie es nach wie vor nicht dürfen, ist tragisch - aber nicht die Schuld des Profifußballs.

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6 Kommentare
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  • Leserin am 18.11.2020 19:23 Uhr / Bewertung:

    Nein Herr Strasser!
    An Gesetze und Verordnungen muss man sich halten. Das ist klar. Von vernünftigen und Anständigen Menschen (in dem Fall Fussballmanagern) erwarte ich mehr. Sie werden hochbezahlt. Angeblich wegen der hohen Verantortung die sie tragen. Wenn sie dann nicht selbst denken und entscheiden; d.h. ggf. höhere als die gesetzlichen Standards anlegen, sind sie überflüssig. Die gesetzlichen Regeln interpretieren und anwenden machen Maschinen besser, schneller und billiger.

  • meingottwalter am 17.11.2020 12:56 Uhr / Bewertung:

    Es ist ja nicht nur die Nationalmannschaft. Auch in der Bundesliga gibt es einen Corona-Fall nach dem anderen. Andere Betriebe/Institutionen hätte man schon lange dicht gemacht. Der Profi-Fußballsport bekommt eine Extrawurst nach der Anderen. Es geht ja hier nur um die Fernsehgelder – um nichts anderes.

  • Wolff am 17.11.2020 09:58 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht kann der Kommentator sich auch dazu äußern, was daran so schlimm wäre, wenn diese ungeheuer wichtigen Nationas League Spiele nicht stattgefunden hätten? Und vielleicht auch dazu, wie viele dieser armen Profi-Kicker wirklich in Gefahr sind, am Hungentuch nagen zu müssen - so wie das viele Selbständige, Kurzarbeiter, Künstler, Beschäftigte im Geastgewerbe usw. sind? Keine Sonderrolle - dafür dass man nichts weiter tut als ein paar Stunden pro Woche einem Ball hinterher zu laufen? Lächerlich! Und dann schaffen es einige noch nicht einmal, sich so an die Hygienregeln zu halten, dass es keine Corona-Infektionen gibt. Und das ist erbärmlich.

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