„So werden wir Weltmeister“: Historischer DFB-Sieg über England
BLOEMFONTEIN - Mit einem grandiosen 4:1 gegen England erreicht Deutschland das Viertelfinale gegen Argentinien. Doppel-Torschütze Müller: „Ich will den Titel!“ Beckenbauer und Breitner sagen: Das ist machbar
Was für ein Spiel! Was für Tore! Was für ein Triumph! „Deutschland hat die Engländer einfach auseinander genommen“, sagte Franz Beckenbauer nach dem grandiosen 4:1 im Achtelfinale. Nun trifft das DFB-Team am Samstag (16 Uhr) im Viertelfinale auf Diego Maradonas bärenstarke Argentinier.
Doch der kommende Gegner war an diesem Sonntagabend in Bloemfontein nach dem „historischen Sieg“ (Lukas Podolski) ohnehin egal. „Wir werden Gas geben und die nächste Runde erreichen“, versprach der erneut überragende Spielmacher Mesut Özil. Und der ebenfalls starke Bastian Schweinsteiger meinte: „Wir haben Respekt, aber Angst gibt's bei uns nicht." Es klang nicht arrogant, sondern selbstbewusst. Auch Thomas Müller, der mit seinen Treffern zum 3:1 und 4:1 den DFB-Triumph besiegelt hatte, meinte: „Natürlich will man jetzt mehr. Ich gebe mich nicht mit dem Viertelfinale zufrieden. Ich will den WM-Titel!“
Wer will das nicht? Doch das junge deutsche Team, das sieht selbst Günter Netzer so, hat großes Potenzial: „Die Art und Weise, wie wir hier Fußball spielen, ist sehr bemerkenswert. Wir haben hier eine sehr gute Kampagne gespielt.“ Kampagne? Netzer meinte die bisherigen WM-Spiele und vor allem das gestrige. Den alten Erzrivalen hatten die Deutschen nach allen Regeln der Fußballkunst gedemütigt: herrliche Spielzüge, Dribblings, Kurzpassspiel, Pressing. „Es war toll“, lobte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel vom G8-Gipfel in Vancouver, „in Beinen und Kopf hat alles gestimmt. Weiter so!“ Und Netzer meinte: „Wir haben viel zu schnell gespielt, die Engländer sind gar nicht mitgekommen.“
Und ein perfekt harmonierendes Team hat Löw zudem. Özil, der am Freitag erfahren hatte, dass seine Oma verstorben ist, meinte: „Ich war wirklich sehr traurig, doch die Jungs haben mir geholfen.“ Sie können zusammenhalten – und natürlich können sie auch hervorragend kicken.
Schon nach 32 Minuten hatte es 2:0 gestanden. Die in der Bundesliga letzte Saison unsichtbaren Löw-Lieblinge Miroslav Klose und Podolski hatten mit ihren Nationalelf-Treffern Nummer 50 (Klose) und 40 (Podolski) den Weg bereitet. Danach – in Folge von Upsons Anschlusstreffer (37.) – half dann Linienrichter Mauricio Espinosa mit. Obwohl der Schuss von Frank Lampard klar hinter der Linie war, gab Schiedsrichter Jorge Larrionda das Tor nicht (38.). In Halbzeit zwei dann konterte die Löw-Elf die hilflos anrennenden Engländer gnadenlos aus. Der coole Müller schloss jeweils souverän ab (67./70.).
Ein großartiges 4:1 gegen England – und doch nur eine weitere Etappe auf dem Weg zum Titel? Die Geburtsstunde einer neuen Helden-Generation gar? „Was Jogi Löw da geformt hat, kann sich sehen lassen“, sagte 74er-Weltmeister Beckenbauer, „das kann ein großes Team werden.“ Kann also Deutschland in Südafrika Weltmeister werden? „Ja, sicherlich“, sagte Beckenbauer, „aber es wird jetzt schwerer als gegen die alten Engländer!“ Doch Paul Breitner, Beckenbauers 74er-Kollege, meinte nur: „So können wir jederzeit Weltmeister werden." Also auch am 11. Juli 2010 in Johannesburg.
jos, tbc, ps