So plant Unterhaching den Neuaufbau
München - Dem Abstieg folgte die Generalüberholung: Als die Spielvereinigung Unterhaching am Freitag zu ihrem ersten Test in der neuen Saison gegen den Bayernligisten FC Unterföhring auflief, den sie durch ein Tor von Neuzugang Alexander Piller mit 1:0 gewann, sahen die rund 300 Zuschauer eine komplett neue Mannschaft. Fast alle Spieler haben den Verein nach dem Abstieg aus der 3. Liga in die Regionalliga Bayern verlassen, Leistungsträger wie Stürmer Pascal Köpke (Karlsruher SC), Lucas Hufnagel (SC Freiburg), Dominik Widemann (1. FC Heidenheim) oder Kenny Prince Redondo (zu Union Berlin) schafften sogar den Sprung in die 2. Bundesliga, Torwart-Talent Yannik Öttl (18) wurde vom FC Augsburg verpflichtet.
Nur zwei Spieler aus dem Drittliga-Kader haben ihre Verträge bislang verlängert: Jonas Hummels, Bruder von Weltmeister Mats, und Josef Welzmüller. Sie sind mit 24 bzw 25 Jahren neben Neuzugang Markus Einsiedler (26) die ältesten Spieler im Hachinger Kader und sollen die extrem junge Mannschaft führen.
Die „Leitwölfe“, wie Haching-Trainer Claus Schromm sie nennt, wollte der Verein unbedingt halten – vor allem „wegen ihrer Mentalität und ihrer Erfahrung, auch im Verein“, wie der SpVgg-Trainer erklärt. Hinzugekommen sind bisher acht Neuzugänge.
Wie in den vergangenen Jahren bleibt man in Haching der vereinseigenen Philosophie treu: Keine teuren Profis von anderen Teams, sondern vor allem junge und talentierte Spieler sollen eine Chance bekommen: Maximilian Bauer (20, SV Heimstetten), Sebastian Wiesböck (20, TSV 1860 II), Alexander Piller (21, Greuther Fürth II), Alexander Sieghart (20, FC Bayern II), Dominic Reisner (19, FC Ingolstadt II), Ulrich Taffertshofer (23, SV Wacker Burghausen), Markus Einsiedler (26, TSV 1860 Rosenheim) und Nicolas Hinterseer (20, FC Kitzbühel), der Bruder von Ingolstadt-Stürmer Lukas Hinterseer und Neffe von Ex-Skistar Hansi, sollen neuen Schwung ins Team bringen. Den Rest des Kaders füllen Spieler aus der eigenen Jugend auf.
„Wenn wir unseren Jugendspielern jetzt 20 Neue vor die Nase setzen würden, glaube ich, würden wir unserem eigenen Anspruch nicht gerecht werden und es wäre den Jungs gegenüber nicht fair“, erklärt Schromm. Überhaupt: „Es waren viele zum Vorspielen da, bei denen ich sage: ‘Nein, die sind nicht besser als unsere!’ Ich glaube, ein Externer muss einfach besser sein wie der, der da ist“, sagt Schromm. Und abseits des Spielfelds? Nach den Unruhen der vergangenen Saison mit Punktabzügen wegen Lizenzverstößen ist nach dem Abstieg Ruhe im Verein eingekehrt. „Man muss nur unseren Präsidenten beobachten – er ist ein anderer Mensch!“, erklärt Schromm mit Blick auf Manfred Schwabl.
Tingelte man in Unterhaching früher zwischen den einzelnen Lizenzierungsverfahren, ist man jetzt „nicht mehr so getrieben von irgendwelchen Stichtagen, Auflagen, Dokumentationen oder Nachweisen“. Auch deshalb ist die Regionalliga für Hachings Trainer, zumindest aufgrund der wirtschaftlichen Situation, genau die richtige Liga für den Verein. „Wir werden den Schritt 3. Liga nur dann angehen, wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen sind. Wir werden in diesen brutalen Krieg sonst nicht mehr mit einsteigen“, sagt Schromm.
Und jetzt? Letztlich will man bei der Spielvereinigung Unterhaching auch in der Regionalliga genau das tun, was man bereits vorher getan hat: Nicht mehr Geld ausgeben, als man hat und jungen Spielern eine Plattform bieten.