Skandal um Nazi-Plakat in Aue: DFB ermittelt
Aue - Der Skandal um Nazi-Vergleiche auf Spruchbändern von einigen seiner Fans beim Zweitliga-Spiel gegen RB Leipzig hat auch bei den Vereinsverantwortlichen des FC Erzgebirge Aue Entsetzen ausgelöst. Club-Präsident Helge Leonhardt entschuldigte sich in einer Stellungnahme im Namen des FC beim Leipziger Ligakonkurrenten. Der Verein des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, der ebenfalls verunglimpft wurde, prüft die Vorfälle und will sich voraussichtlich am Montag dazu äußern.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte am Samstagnachmittag mit, dass der Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren eingeleitet habe. "Der DFB verurteilt diesen Vorfall. Nazi-Vergleiche sind unter keinen Umständen zu tolerieren. Wir erwarten nun von Erzgebirge Aue, dass der Verein diese Vorgänge umgehend und lückenlos aufklärt und die Verantwortlichen ermittelt", sagte der für Recht- und Satzungsfragen zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
Der FC Erzgebirge Aue muss mit empfindlichen Strafen rechnen, auch wenn sich der Verein durch Präsident Leonhardt am Morgen nach dem 2:0 gegen die Leipziger in aller Deutlichkeit von den Vorfällen distanzierte. "Mit Leuten, die Plakate und Banner mit derart verabscheuungswürdigen Inhalten in unser Stadion bringen und zeigen, wollen wir nichts zu tun haben!", erklärte er auf der Vereins-Homepage.
Unter anderem hatten Fans Banner hochgehalten, auf denen stand: "Ein Österreicher ruft und ihr folgt blind. Wo das endet weiß jedes Kind. Ihr wärt gute Nazis gewesen!" Nachdem die Partie abgepfiffen worden war, wurden die Leipziger Spieler zudem beim Auslaufen von Aue-Fans mit Schneebällen beworfen, beschimpft und ausgepfiffen. Ordner mussten zudem Erzgebirge-Anhänger daran hindern, in den Innenraum zu gelangen. Die Gäste-Spieler brachen ihre Laufeinheit ab und wurden in die Kabine beordert.
"3 Punkte gewonnen, doch am Ende eine Menge Ansehen und Anerkennung verloren!", schrieb Aue schon kurz nach dem Schlusspfiff bei Twitter. Eine Minderheit habe dafür gesorgt, "dass ein für den FC Erzgebirge Aue sportlich erfolgreicher Abend einen ungenießbaren Beigeschmack bekommen hat", schrieb Leonhardt am Samstag. "Wir können und möchten uns hierfür bei RB Leipzig entschuldigen." Laut dem "Aktionsbündnis - Rasenballer gegen Rassismus" wurde diesem vom FC Erzgebirge unterdessen untersagt, selbst ein Plakat aufzuhängen. Es sollte dem Zusammenschluss mehrerer Fangruppen von RasenBallsport Leipzig zufolge die Aufschrift "Rasenballer gegen Rassismus" tragen. "Der Verein möchte kein politisches Statement im Stadion, so der O-Ton. Klare Ansage", schrieb das Bündnis bei Facebook.