Selbstkritischer Musiala löst Müller ab

Wundert sich eigentlich noch jemand über das Wunderkind? Jamal Musiala spielte auch gegen Spanien auf wie einer, der schon mehrere WMs erlebt hat. Seine Vorbereitung, diese elegante Ballannahme in Bedrängnis, machte den Weg frei für Joker Niclas Füllkrug und dessen Gewaltschuss zum 1:1.
Damit wurde der Bayern-Profi im Alter von 19 Jahren und 274 Tagen zum jüngsten deutschen Spieler seit 1966, der in einem WM-Spiel einen Treffer vorbereitete. Wie passend: Dadurch löste Musiala seinen Mentor Thomas Müller ab, dem dies im Alter von 20 Jahre und 273 Tagen bei der WM 2010 in Südafrika gegen Australien (4:0) gelang.
Musialas Pässe hatten eine Erfolgsquote von 84 Prozent
Dazu kommt: Musiala initiierte die meisten Chancen der DFB-Elf (drei), absolvierte die meisten erfolgreichen Dribblings der Mannschaft (vier von sechs), seine Pässe hatten eine Erfolgsquote von 84 Prozent. Und das nicht in seiner bevorzugten Rolle, der Zehner-Position, sondern als Linksaußen, der jedoch oft in die Mitte zog. Mit dem Dreierwechsel in der 70. Minute rückte Musiala nach innen, Serge Gnabry von rechts nach links und der eingewechselte Leroy Sané auf die rechte Außenbahn.
Obwohl er der mit Abstand beste DFB-Offensivakteur war und deshalb von den Spanien meist gedoppelt wurde, wirkte Musiala nicht zufrieden mit seiner Leistung. In der 73. Minute scheiterte er völlig frei vor Torhüter Unai Simon. "Ich muss den Kopf hochhalten und den Ball passen oder ins Tor reinschießen", meinte Musiala selbstkritisch und sagte auf dem Weg zum Teambus: "Ich glaube, es wird eine schwere Nacht für mich. Ich muss das machen." Allerdings versprühte er auch Zuversicht: "Wir sind noch im Turnier drinnen und müssen im nächsten Spiel Gas geben."