Schweinsteiger? Weltsteiger!
JOHANNESBURG/CENTURION - Für Franz Beckenbauer ist Bastian Schweinsteiger „ein neugeborener Superstar“ und „der beste Spieler dieser WM“. Läuft alles glatt, kommt der Bayern-Profi mit zwei Trophäen heim
Der Feten-Plan wird am Donnerstag ausgetüftelt. Einen Tag nach dem deutschen Halbfinale gegen Spanien (Mittwoch, 20.30 Uhr, ARD und Sky live). Dann will der Berliner Senat in Abstimmung mit Oliver Bierhoff entscheiden, wann die Nationalmannschaft zum Jubel-Empfang auf der Fanmeile in der Hauptstadt auftreten soll. „Die Mannschaft hat eine Feier auf alle Fälle verdient“, sagt der Berliner Senatssprecher Richard Meng, „die Mannschaft ist in Berlin willkommen.“
Das wird schöne Bilder geben. So wie 2006, als die DFB-Elf nach dem Sommermärchen als WM-Dritter auf die Bühne ging. So wie 2008, als sie Vizeeuropameister wurde – nach einem 0:1 im Finale gegen Spanien, den Gegner am Mittwoch. Aber dieses Mal soll es anders werden. Das hat Bastian Schweinsteiger (25), der Chef im deutschen Mittelfeld, schon mal vorsorglich klar gemacht: „Es ist ein tolles Gefühl, nach Berlin zu kommen. Aber irgendwie fehlt immer was. Ich hoffe, dass es diesmal anders ist“, sagt Schweinsteiger. Ich will nicht wieder nach Berlin kommen ohne etwas in der Hand.“
Er will den Weltpokal mitbringen – nach einem gewonnen Endspiel. Und womöglich gewinnt Schweinsteiger bei dieser WM noch eine Trophäe, die dann nur ihm gehören wird: den Goldenen Ball der Fifa, die Auszeichnung für den besten Spieler des Turniers.
Beim phänomenalen 4:0 gegen Argentinien wurde der Bayern-Profi zum „Man of the Match“ gewählt, in jeder Top 11 des bisherigen Turniers steht sein Name im zentralen Mittelfeld, etwa in der italienischen „Gazzetta dello Sport“ vom Montag – neben Thomas Müller, Arjen Robben und Wesley Sneijder.
„Für mich ist Bastian Schweinsteiger bis zu diesem Zeitpunkt der beste Spieler der WM“, sagte Franz Beckenbauer bei einem Sponsoren-Termin am Montag in Convention-Centre von Sandton, einem Stadtteil von Johannesburg. Beckenbauer glaubt: „Wenn Deutschland das Finale erreicht, ist Schweinsteiger ein Kandidat für den Goldenen Ball.“ DFB-Ausrüster Adidas hatte zum Reklametermin eine Zeichnung anfertigen lassen, über Schweinsteigers Porträt stand „The Illusionist“ – der Zauberer.
Beckenbauer: „Er hat einen unglaublichen Job gemacht. Für mich ist er ein neugeborener Superstar.“ Er, der Weltsteiger. Und keiner der vor dem Turnier gehandelten Superstars Messi, Kaka, Cristiano Ronaldo, Vereinskollege Ribéry oder die Engländer Rooney, Lampard oder Gerrard.
Schweinsteiger würde als Gewinner des Goldenen Balles Nachfolger ausgerechnet seines Vorbilds werden, denn 2006 wurde Frankreichs Zinedine Zidane gewählt – allerdings vor dem Finale gegen Italien, bei dem er dann Italiens Marco Materazzi mit einem Kopfstoß niederstreckte. Die Fifa wird den Sieger 2010 ebenfalls vor dem Finale am Sonntag bekanntgeben. Eine erneute Weltklasse-Leistung gegen Spanien, und Schweinsteiger hat das Ding.
Schweinsteiger hat schon angekündigt, er spüre gegen Spanien ein „Revanchegefühl in sich drin“ – wegen des verlorenen EM-Finales 2008. Man wolle gegen die Iberer „eine Meisterleistung auf den Platz bekommen am Sonntag, äh, Samstag“.
DFB-Pressechef Harald Stenger unterbrach ihn: „Du sprichst schon vom Finale, Bastian. Das Spiel gegen Spanien ist am Mittwoch.“ Schweinsteiger lächelte. Er will einfach nur gewinnen. Um Termine sollen sich andere kümmern. Ob es nun um Spiele geht oder die Feierlichkeiten danach.
Patrick Strasser, Michael Schilling