Schweinsteiger-Ausfall: „Er fehlt Löw mehr als dem FC Bayern“

Didi Hamann spricht im AZ-Interview über Schweinsteiger und das mögliche EM-Aus des DFB-Kapitäns.
von  Maximilian Koch
Didi Hamann spricht im AZ-Interview über den schon wieder verletzten Bastian Schweinsteiger.
Didi Hamann spricht im AZ-Interview über den schon wieder verletzten Bastian Schweinsteiger. © az, dpa

Der 42-Jährige Dietmar Hamann spielte in seiner Karriere unter anderem für den FC Bayern, den FC Liverpool, mit dem er 2005 die Champions League gewann, und Manchester City. Mittlerweile arbeitet er als Fußball-Experte für Sky.

Im AZ-Interview äußerte der 57-fache Nationalspieler auch zur Verletzung des aktuellen DFB-Kapitäns Bastian Schweinsteiger.

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Didi Hamann im Interview

 

AZ: Herr Hamann, Bastian Schweinsteiger hat sich schon wieder verletzt, er fällt gegen England und Italien aus. Wie schwer würde es Joachim Löw treffen, wenn Schweinsteiger auch bei der EM fehlt?

DIDI HAMANN: Schweinsteiger ist in Bestform der Kopf der Mannschaft. Sollte er für die EM ausfallen, wäre es ein großer Verlust. Und auch wenn er dabei sein sollte, stellt sich die Frage, in welchem Zustand.

Könnte Löw Schweinsteiger denn ersetzen?

Im zentralen Mittelfeld hat Löw einige Alternativen: Gündogan, Kroos, Khedira. Das sind ja auch alles Spieler mit Champions-League-Erfahrung. Aber es ist schon so, dass Schweinsteiger ein Mann ist, der die Mannschaft führt, das Tempo vorgibt. Er hat für das Team einen unheimlich hohen Wert. Wenn er fehlt, müssen Spieler wie Neuer, Gündogan, Kroos, Müller oder Götze noch mehr Verantwortung übernehmen.

Sie leben in England, sind sehr nah an der Premier League dran. Wie wird Schweinsteiger dort gesehen – ein Dreivierteljahr nach seinem Wechsel zu Manchester United?

Er hat schon Druck bekommen in den vergangenen Wochen und Monaten. Wenn er gespielt hat, hat er nicht wirklich überzeugt. Die Mannschaft hat auch ihre Probleme, bei Bayern hatte er deutlich bessere Mitspieler. Das ist ihm entgegengekommen. Er muss schauen, dass er nächstes Jahr, falls er noch hier ist, in Schwung kommt und den Ansprüchen gerecht wird.

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Zuletzt hatte man auch den Eindruck, dass Louis van Gaal, sein großer Förderer, von Schweinsteiger abrückt.

Ja, van Gaal hat ihn öffentlich attackiert. Ich denke schon, dass sich United mehr von ihm erwartet hat. Aber Verletzungen gehören zum Geschäft. Es war ja auch in München schon so, dass Schweinsteiger die letzten zwei, drei Jahre viele Spiele verpasst hat.

Sie sprechen den FC Bayern an: Fehlt Schweinsteiger seinem Ex-Klub?

So, wie die Bayern momentan spielen, würde ich sagen: nein. Deshalb haben sie ihn ja auch gehen lassen. Für die Nationalmannschaft wäre er ein größerer Verlust, als er es für Bayern ist. Dort wird auch ohne ihn fantastischer Fußball gespielt.

 

Hamann über Kimmich: "Man hätte ihn mitnehmen können, mitnehmen sollen"

 

Sie haben zuletzt gesagt, dass Sie sich Joshua Kimmich gut als Rechtsverteidiger vorstellen könnten. Nun hat Löw den Youngster nicht nominiert. Überrascht?

Nein, überrascht nicht. Jérôme Boateng und Benedikt Höwedes kommen wohl noch rechtzeitig vor der EM zurück, auch Jonathan Tah ist jetzt dabei. Es sieht also so aus, als wäre Kimmich bei der EM noch nicht dabei. Man hätte ihn mitnehmen können, mitnehmen sollen. Aber er ist 21, er hat eine große Zukunft vor sich und noch viele andere Turniere.

Wo steht die Nationalelf denn zweieinhalb Monate vor der EM? Ist sie noch Top-Favorit?

Die Franzosen sind nicht schlecht, die Spanier sollte man nicht vergessen. Ich denke aber schon, dass die Deutschen vom Kader am besten aufgestellt sind. Sie sind Favorit.

Wie wichtig ist es, dass Löw Mario Götze wieder in die Spur bekommt?

Löw setzt auf ihn. Es wäre sehr wichtig, einen Götze in Topform zu haben, weil du mehr oder weniger ohne Stürmer zur EM fährst. Da musst du sehen, dass Götze, Müller und Marco Reus die Tore machen.

Und was passiert nach der Saison: Wäre eine Götze-Rückkehr nach Dortmund sinnvoll?

So, wie es die letzten Jahre gelaufen ist, würde es Sinn ergeben, wenn man getrennte Wege geht. Ich denke, der Verein ist nicht zufrieden mit dem, was Götze geleistet hat, und der Verein ist auch nicht zufrieden. Das ist eine Situation, in der wohl beide Seiten von einer Trennung profitieren würden.

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