"Schweini wäre einer zum Parodieren"
Der Comedian Matze Knop wurde in seiner Rolle als Franz Beckenbauer berühmt. Er mag für seine Show-Einlagen Typen mit Ecken und Kanten und hält es mit Jack Nicholson.
AZ: Herr Knop, Sie sind Franz Beckenbauer, Louis van Gaal und Luca Toni. Nur ist von denen keiner aktiv in Südafrika dabei. Welcher aktuelle WM-Protagonist würde sich denn zum Parodieren eignen?
MATZE KNOP: Leicht ist das nicht. da muss ich mir noch Gedanken machen. Muss ja jemand sein, der auffällt durch seine Art, durch seine Optik.
Wie wäre es denn etwa mit einem Schweinsteiger?
Naja. Er ist sicher extrovertierter als Lahm. Aber wenn man ihn mit Luca Toni vergleicht, da kann er dann halt doch nicht mithalten. Nur weil er blondes kurzes Haar trägt und manchmal eine Sonnenbrille, deswegen ist er noch lange nicht die schillernde Figur, die ich mir wünschen würde. Zum Parodieren braucht es einen Typen mit Ecken und Kanten.
Auch einen, der Klischees erfüllt wie Luca Toni als italienischer Vorzeige-Ragazzo des Dolce Vita?
Ja, ganz genau. Es kann natürlich auch jemand sein, der extrem langweilig ist, bei dem die Menschen normalerweise einschlafen. Damit kann man auch gut arbeiten. Es braucht ganz einfach ganz bestimmte Merkmale.
Wie wäre es denn mit Joachim Löw? Seine Frisur und sein Schwäbisch?
Der würde sich anbieten. Von der Physiognomie ist er mir recht ähnlich, mit dem schwäbischen Dialekt könnte man auch was machen. Er taucht ja auch ständig auf in den Medien. Das ist auch ein wichtiger Punkt: Einer, den man nie im Fernsehen sieht, der ist relativ uninteressant. Am schwierigsten sind Typen, die einfach ganz normal sind. Und deswegen wird es leider immer schwerer, Fußballer zu finden, die man parodieren kann. Die Fußballer werden immer normaler. Da tut man sich als Comedian schwer.
Ähnlich geht es ja vielen Karikaturisten, die darüber klagen, dass die Politiker immer austauschbarer aussehen, immer weniger individuell. Ob Westerwelle und Wulff oder in England Cameron und Clegg, glatte Einheitsgesichter ohne Besonderheiten.
Richtig, da gibt es große Parallelen. Es hat im Fußball eine Gleichschaltung stattgefunden. Es gibt doch keine Typen mehr wie Mario Basler, der, überspitzt formuliert, mit der Kippe in der Hand die Ecke tritt. Hat er nie gemacht, man hätte es sich aber gut vorstellen können. Es ist einfach ein Trend, dass sich die Spieler nicht mehr trauen zu sagen, was sie gerne wollen. Luca Toni hat ja auch gesagt, was er dachte. Bis van Gaal kam und ihm gesagt hat, er soll beim Essen gerade sitzen und ihn diszipliniert hat. So rundet man solche Typen natürlich ab. Aus Sicht der Vereine verständlich, aus meiner Sicht bedauerlich.
Dabei ist ja van Gaal auch ein kantiger Typ.
Ja, und einer, der der Bundesliga sehr gut tut. Schade, dass zwei so Paradiesvögel wie van Gaal und Toni nicht miteinander konnten.
Die dritte prominente Figur, die Sie parodieren, ist Franz Beckenbauer. Fällt Ihnen das eigentlich schwer, da ist doch schon das Original lustig genug. Haben Sie ihn eigentlich mal getroffen?
Ja, und ich kann nur sagen, er war ganz der Kaiser. Ich habe ihn gefragt, ob wir uns siezen oder duzen, da meinte er nur: A geh, duzma uns doch. Der geht da ganz locker damit um.
Gibt es da auch andere, die sich beleidigt fühlen?
Bis jetzt nicht, meistens sind die Reaktionen positiv. Ich bin nicht gerade der Pressesprecher dieser Personen, aber ich will sie ja auch nicht in die Pfanne hauen. Deswegen gibt es natürlich Grenzen, die ich nicht überschreite. Das ist ein Geben und ein Nehmen, ein Leben und Lebenlassen.
Auf der Internet-Seite des "Stern" stand kürzlich eine böse Kritik über Sie, dass Sie gar nicht witzig seien und nur peinlich. Stört Sie das?
Wo stand das?
Auf Stern.de
Nein, wenn die sich mit mir beschäftigen, ist das ja auch schon etwas positives. Es gibt viele Comedians, die froh wären, wenn über sie geschrieben würde, darum kann ich mich da glücklich schätzen. Haben sie denn meinen Namen richtig geschrieben?
Haben sie.
Das ist das Wichtigste.
Dann halten Sie es ja mit Jack Nicholson. Der sagte auch einmal zu Journalisten, es sei ihm egal, ob sie ihn einen Vollidioten oder Kinderschänder nennen, Hauptsache, sie schreiben seinen Namen richtig.
Ist ja so. Und wenn die Leute was schlechtes schreiben, macht nichts, morgen ist es eh wieder vergessen.
Geht es Ihnen trotzdem manchmal wie einem Sportler, das Empfinden von Erfolg und Niederlage, wenn ein Auftritt einmal misslingt?
Natürlich. In der Mehrzahl sind es Siege, aber es gibt manchmal auch Unentschieden, Auftritte, die ganz okay sind. Und dann auch Niederlagen, natürlich, wenn das Publikum gar nicht mitgeht und man spürt, dass es nicht gelaufen ist. Aber das ist dann auch nicht so schlecht, dann weiß man, was man verbessern und anders machen muss beim nächsten Mal. Ist wie im Fußball. Meist kommt so eine Niederlage genau im richtigen Moment.
Interview: Florian Kinast