Schuster als Trainer von Real Madrid entlassen

Madrid (dpa) - Der krisende spanische Fußballmeister Real Madrid hat Trainer Bernd Schuster nach anderthalbjähriger Amtszeit entlassen. Als Nachfolger verpflichteten die «Königlichen» den Spanier Juande Ramos, der bis vor kurzem in England bei Tottenham Hotspurs unter Vertrag stand.
Keine zwei Stunden nach Schusters Hinauswurf stellte Reals Sportdirektor Pedja Mijatovic bereits den neuen Trainer vor. «Diese Rekordzeit deutet darauf hin, dass die Weichen für den Trainerwechsel schon vor einiger Zeit gestellt worden waren», berichtete der staatliche Rundfunk RNE.
Mijatovic nannte keinen konkreten Grund für die Entscheidung. Den Ausschlag dürften aber nicht allein die schlechten Ergebnisse der «Königlichen» in den vergangenen Wochen gegeben haben. Schuster hatte sich mit umstrittenen Äußerungen zu einem Teil auch um seinen Posten geredet. Mit seiner Bemerkung, Real habe im Derby beim Erzrivalen FC Barcelona keine Chance, löste er Empörung bei den Fans aus.
Mit seiner offen zur Schau gestellten Resignation provozierte der Trainer nach Ansicht von Sportkommentatoren geradezu seinen Hinauswurf. «Bernardo weiß, dass er in dieser Saison mit Real nichts gewinnen kann. Er hat es darauf abgesehen, dass die Madrilenen ihn hinauswerfen», schrieb der Kolumnist Paco González vom Sportblatt «As». Joan Maria Battle vom - in Barcelona erscheinenden - Fachblatt «Sport» meinte gar: «Schuster schreit förmlich danach, dass Real ihn entlässt..»
Beim Champions-League-Spiel von Real gegen Zenit St. Petersburg soll bereits Ramos auf der Bank sitzen. Der neue Real-Coach hat mit dem FC Sevilla zweimal den UEFA-Pokal und einmal den spanischen Pokal sowie mit Tottenham den englischen Ligapokal gewonnen. Seine erste Bewährungsprobe bei den Madrilenen steht im «clásico» des spanischen Fußballs beim FC Barcelona an. Real rangiert in der Primera División neun Punkte hinter dem Tabellenführer Barça.
Die Entlassung Schusters kam zu diesem Zeitpunkt unerwartet. Real hatte dem Deutschen noch vor einer Woche den Rücken gestärkt. «Solange sich keine Katastrophe ereignet, sind wir bereit, bis zum Saisonende an Schuster festzuhalten», versicherte Clubchef Ramón Calderón. Real verlor am Sonntag 3:4 gegen FC Sevilla, aber als «Katastrophe» konnte dies nicht gelten.
Schuster hatte schon vor Jahren das Traineramt bei den «Königlichen» als seinen Traumjob bezeichnet. Bei seinem vorigen Club FC Getafe kaufte er sich 2007 frei, um zum großen Nachbarn wechseln zu können. Er gewann mit Real auf Anhieb die spanische Meisterschaft, aber den «Traumjob» schien Schuster immer mehr als «Zwangsarbeit» zu empfinden. Er wirkte häufig missmutig, mal legte er sich mit der Presse an, mal stichelte er gegen die Vereinsführung und mal zog er über seine Spieler her. Seine Ironie und sein Sarkasmus wurden zunehmend als Arroganz empfunden. Schließlich hatte Schuster bei Real kaum noch Verbündete.
Dabei gilt er keineswegs als der Hauptschuldige für die Krise beim Rekordmeister. In den Augen vieler Fans ist vor allem Mijatovic für eine verfehlte Planung verantwortlich. Der Sportdirektor hatte unbedingt den Superstar Cristiano Ronaldo verpflichten wollen. Als er scheiterte, musste Real - mit Ausnahme des früheren HSV-Kapitäns Rafael van der Vaart - ohne Neuverpflichtungen in die neuen Saison gehen. Schusters Forderungen nach Verstärkungen blieben ungehört.
Schwer angeschlagen ist auch Vereinspräsident Calderón. Er muss sich vorhalten lassen, durch eine nicht ganz astreine Wahl ins Amt gekommen zu sein. Auf einer Mitgliederversammlung ließ er radikale Fans der berüchtigten Ultras Sur aufmarschieren, die seine Gegner niederbrüllten. «Real ist ein kaputter Verein», lautete das Fazit des Sportblatts «Marca».