„Schulbuchmäßiges Fehlverhalten“
BREMEN - Die richtige Mischung hat Joachim Löw noch nicht gefunden, das wurde gestern Abend beim 1:2 im EM-Test gegen die Franzosen in Bremen deutlich. In der Offensive gibt es genügend Qualität – und ausreichend Alternativen. Özil, Müller, Podolski dazu Götze, Reus, Schürrle und vorne Klose/Gomez – reicht für zwei starke Mannschaften. Aber hinten? Die Masteraufgabe für den Bundestrainer wird es sein, die richtige Wahl zu treffen. Denn in der Defensive ist die Schwachstelle.
Gegen die Franzosen fehlten Kapitän Philipp Lahm (gesetzt auf rechts) sowie Per Mertesacker verletzt. Ob der Routinier von Arsenal London bis zur EM fit wird, ist fraglich. „Gerade in der Defensive müssen wir im Hinblick auf die EM noch etwas tun“, analysierte Löw. „Ich ärgere mich aber auch ein bisschen darüber, wie wir es verloren haben. Im Laufe des Spiels war uns Frankreich spielerisch überlegen. Im zweiten Durchgang haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden. Deshalb war es verdient, dass Frankreich gewonnen hat.“
Was vor allem an der mangelhaften Hintermannschaft lag. „Man darf das Spiel nicht überbewerten, aber wir müssen uns schon fragen, warum wir so leichtfertig gespielt haben. Das war ein bisschen undiszipliniert. Wir haben hinten sehr offen gestanden“, ärgerte sich Thomas Müller. „Wir haben die Verteidigung schön alleine gelassen.“ Dort stand der Dortmunder Mats Hummels (23 Jahre/13 Länderspiele) als Mertesacker-Ersatz. Ist er dem Druck eines EM-Turniers gewachsen? An seiner Seite soll Holger Badstuber (22/19) für Stabilität sorgen.
Doch der Innenverteidiger der Bayern patzte. Beim Gegentreffer durch Giroud attestierte ihm ZDF-Experte Oliver Kahn „schulbuchmäßiges Fehlverhalten". Derbe Kritik verpackt in feiner Ironie. Die Franzosen spielten die DFB-Elf vor allem in Halbzeit zwei mit einfachen Tricks und Doppelpässen aus, dem waren Hummels und der für Badstuber nach innen gerückte Jerome Boateng (23/20) nicht gewachsen.
Das ständige Hin und Her zwischen rechts und innen scheint den Bayern-Verteidiger zu verunsichern. Die Abwehr steht nicht – nach dem 1:2 im Test gegen die Franzosen dürfte Löw in diesem Punkt Bauchschmerzen haben. Die Erkenntnis nach tollen Spielen 2011: Sie sind doch verwundbar.