Schnittchen beim Meckergipfel

In München tagt der Runde Tisch, um Probleme zwischen Stars und Schiedsrichtern auszuräumen. Dabei gibt es gar keine, entscheiden die Manager. Und Uli Hoeneß rät zu mehr Besonnenheit.
von  Abendzeitung
Dem Bayern-Manager schmeckt’s: Uli Hoeneß mit Schalke-Manager Andreas Müller (l.), Leverkusens Sportdirektor Rudi Voller, Ex-Schiedsrichter Hellmut Krug und DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.
Dem Bayern-Manager schmeckt’s: Uli Hoeneß mit Schalke-Manager Andreas Müller (l.), Leverkusens Sportdirektor Rudi Voller, Ex-Schiedsrichter Hellmut Krug und DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. © Bongarts/Getty Images

In München tagt der Runde Tisch, um Probleme zwischen Stars und Schiedsrichtern auszuräumen. Dabei gibt es gar keine, entscheiden die Manager. Und Uli Hoeneß rät zu mehr Besonnenheit.

MÜNCHEN Schon an der Schwelle zum „Haus des Fußballs“, dem BFV-Quartier in der Brienner Straße, begann die Besinnlichkeit. „Herzlich Willkommen, liebe Teilnehmer des Runden Tisches“, lautete die Einladung an die Elefantenrunde des deutschen Fußballs. Für die Bundesliga-Prominenz um die Manager Uli Hoeneß und Klaus Allfos hatte DFB-Vize und Hausherr Rainer Koch Schnittchen bereitstellen lassen. Dazu Säfte, Kaffee und Tee.

Was als Krisengipfel zur Benimm-Debatte in der Bundesliga angekündigt war, wirkte wie ein gemütliches Beisammensein. Man hätte den Eindruck gewinnen können, als sei in den Stadien in den letzten Wochen gar nicht groß gestritten worden zwischen den Stars der Liga und den Schiedsrichtern. Ein tobender Jürgen Klopp? Ein pöbelnder Robert Kovac? Bochum-Trainer Marcel Koller auf der Tribüne? Alles halb so wild.

„Es gab ein bis zwei Vorfälle, die den Eindruck haben entstehen lassen, dass es eine totale Verschlechterung im Verhältnis gegeben hat. Das ist nicht der Fall“, sagte etwa Bayern-Manager Uli Hoeneß. „Das Verhältnis zwischen Schiedsrichtern und Klubs ist wesentlich besser geworden.“

„Das Miteinander hat sich verbessert“, pflichtete DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus bei und lieferte im selben Atemzug die „wichtigste Botschaft des Tages“: „Der Runde Tisch bleibt rund.“ Aha.

Härtere Strafen für Motzer und andere Delinquenten soll es jedenfalls keine geben. Dass ein Trainer wie Dortmunds Jürgen Klopp, der das Schiri-Gespann verbal hart angegangen war, mit einer hohen Geldstrafe (12000 Euro) belegt wurde, wird wohl die Ausnahme bleiben. Das Gremium gestern werde keine entsprechende Empfehlung geben, stellte DFB-Vize Koch klar. Ex-Referee Lutz-Michael Fröhlich: „Den Schiedsrichtern geht es nicht darum, dass Spieler und Trainer besonders hart bestraft werden.“

Die Stimmung passte zur Umgebung. Und so dekorativ, wie der eigens zum Anlass gefertigte kreisrunde Bodenbelag im BFV-Haus war, so demonstrativ wurden nur die besten Absichten von beiden Seiten erklärt.

Besonders Hoeneß warb um Verständnis für Schiedsrichter: „Für sie ist es extrem schwierig in den heutigen Stadien, in denen die Zuschauer direkt an den Außenlinien kleben.“ Er grummelte: „Die Probleme werden allein von den Medien herbeigeführt. Es gibt einfach viel mehr Kameras als früher.“ Und er befand: „Zum gegenseitigen Respekt gehört, dass man seinen Ärger auch mal runterschluckt und sich zurückhaltender während und nach dem Spiel verhält.“ Jawohl! Das hat Hoeneß gesagt. Wie einer, der nie impulsiv wir am Spielfeldrand.

Da man sich in der Runde einig war, dass die Pöbeleien keine wirkliche Problematik darstellen, wandte man sich schnell anderen Dingen zu. Die Auslegung des passiven Abseits, Laserangriffe auf Spieler, die rechtliche Bewertung von abgebrochenen Regen-Spielen. „Wir haben nur zehn Minuten über konkrete Fälle der letzten Wochen gesprochen“, betonte BFV-Präsident Rainer Koch. Mal sehen wie lange der Frieden hält. Der nächste Spieltag kommt bestimmt.

Gordon Repinski

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