"Scheiß-Land": Frankreich kocht vor Wut
Zlatan Ibrahimovic sorgt wieder einmal für negative Schlagzeilen. Nur wenige Tage nach seinem Platzverweis im Champions-League-Spiel bei Chelsea bezeichnet der Stürmer in einer Schimpfkanonade Frankreich als "Scheiß-Land". Die Grande Nation ist empört.
Paris - Diesmal hat es Zlatan Ibrahimovic wohl zu weit getrieben. Der nicht nur wegen seiner fußballerischen Genialität, sondern auch seiner Kapriolen und Marotten bekannte Stürmerstar löste in Frankreich mit einem Ausraster große Empörung aus: Nach dem 2:3 von Paris Saint-Germain bei Girondins Bordeaux in der Ligue 1 beschimpfte er die Grande Nation am Sonntag auf Englisch als "shit country".
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"Schockierend", meinte nicht nur Éric Borghini, der Präsident der französischen Schiedsrichterkommission. Die Welle der Erregung erreichte sogar die Regierung in Paris. "Die Enttäuschung von Ibrahimovic rechtfertigt nicht die beleidigenden Äußerungen gegenüber dem Schiedsrichter und dem Land, das ihn aufnimmt. Er muss sich entschuldigen", forderte der Minister für Stadtentwicklung, Jugend und Sport, Patrick Kanner, auf Twitter.
Nachdem der Schwede auf der Homepage seines Vereins so etwas wie eine Entschuldigung versucht und beteuert hatte, er habe "nur" das Schiedsrichtergespann um Referee Lionel Jaffredo gemeint, glätteten sich die Wogen ein wenig. "Ich habe über Fußball und über nichts anderes geredet", beteuerte Ibrahimovic. Er habe "weder Frankreich noch die Franzosen gemeint". Die Entschuldigung sei "willkommen", antwortete Minister Kanner.
Doch anderen war das nicht genug. "Frankreich ist ein Land, das du liebst oder verlässt", sagte Marine Le Pen, die Vorsitzende der rechtsgerichteten Front National am Montag im Radiosender "France Info". Jérôme Guedj, ein Regionalchef der Sozialistischen Partei, wies die Äußerungen von Ibrahimovic als "inakzeptabel" zurück. "Er soll Fußball spielen und die Klappe halten", sagte er. Ibrahimovic sei "durchgedreht", schrieb die Zeitung "Sud Ouest".
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Die Liga-Disziplinarkommission kündigte ein Treffen noch in dieser Woche an, auf dem eine mögliche Sanktion für Ibrahimovic diskutiert werde. Bei einer Online-Umfrage der Sportzeitung "L'Équipe" meinten rund 58 Prozent der mehr als 40 000 teilnehmenden Leser, Ibrahimovic müsse bestraft werden. Die Zeitung "Le Figaro" (Montag) schrieb, der Profi werde trotz seiner Entschuldigung einer Sperre von mehreren Spielen kaum entgehen können. Allerdings nicht wegen der Beleidigung seiner Wahlheimat, sondern wegen der Attacke auf die Referees.
Was war passiert? In der 87. Minute hatte der Unparteiische Jaffredo Proteste der PSG-Spieler ausgelöst, als er Bordeaux-Torwart Cédric Carrasso einen unerlaubten Rückpass eines Teamkollegen mit beiden Händen aufnehmen ließ, ohne zu pfeifen. Kurz zuvor hatte Ibrahimovic seinen Doppelpack für PSG perfekt gemacht - trotz des Treffers zum zwischenzeitlichen Anschluss hatte sein Club aber verloren.
Im Kabinengang schimpfte Ibrahimovic anschließend in Richtung Schiedsrichter: "Ich spiele schon 15 Jahre Fußball und habe nie einen solchen Schiedsrichter gesehen wie in diesem Scheiß-Land. Dieses Land verdient PSG nicht."
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Die Ausraster von Ibrahimovic auf dem Platz und außerhalb der Stadien sind fast schon legendär. Erst vor wenigen Tagen war der 33-Jährige beim Champions-League-Rückspiel von PSG beim FC Chelsea des Feldes verwiesen worden. Mit vier Roten Karten führt er nun die "ewige" Sünderkartei der Königsklasse an. Die Franzosen zogen dennoch dank eines 2:2 nach Verlängerung ins Viertelfinale ein. In Barcelona legte sich Ibrahimovic einst mit Coach Pep Guardiola an und bezeichnete den heutigen Bayern-Trainer unter anderem als "feige".