Schalke wacht zu spät auf

Schon nach dem Hinspiel scheint der Traum des FC Schalke 04 vom Halbfinale ausgeträumt. Die Königsblauen machten es dem besseren, aber keineswegs übermächtigen FC Barcelona zu lange zu einfach und nutzten am Ende ihre Chancen nicht.
Nach einem Fehlgriff seines Torhüters Manuel Neuer droht dem FC Schalke 04 im Viertelfinale das Ende seiner wundersamen Champions League-Reise. Der Tabellen-Dritte der Fußball-Bundesliga musste am Dienstag beim 0:1 (0:1) die Überlegenheit des FC Barcelona anerkennen und steht nun im Rückspiel am kommenden Mittwoch in der katalanischen Metropole vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Vor 53.951 Zuschauer in der ausverkauften Veltins Arena erzielte der erst 17-jährige Bojan Krkic (12.) das Tor des Tages, nachdem der noch vor vier Wochen als «Elfmeter-Held von Porto» gefeierte Neuer einen Schuss von Thierry Henry nicht festhalten konnte.
Wie das Kaninchen vor der Schlange
In dem mit großer Vorfreude erwarteten Duell mit dem Champions League-Sieger von 2006 waren die Rollen von Beginn an klar verteilt. Während der FC Barcelona auch ohne Weltstars wie Ronaldinho, Deco und Lionel Messi seine große spielerische Klasse demonstrierte, fehlte es den Schalkern an allem, was eine europäische Spitzenmannschaft auszeichnet. Die Königsblauen wirkten lange Zeit wie das Kaninchen vor der Schlange und konnten erst in der zweiten Halbzeit den Respekt ablegen. Zudem litt ihr Spiel darunter, dass im Mittelfeld ohne den verletzten Ivan Rakitic kein Ideengeber zur Verfügung stand. Den Gegner durch frühes Stören nicht ins Spiel kommen lassen, lautete die Devise von Schalke-Trainer Mirko Slomka. Doch davon war nichts zu sehen. Vielmehr zogen sich die Gastgeber weit zurück und überließen Barcelona das Mittelfeld. Der 18-fache spanische Meister nutzte die Freiheiten und zog ein flottes Kombinationsspiel auf, dem die Abwehr der Gelsenkirchener meist staunend zusah. Auf den anderen Seite bot sich Kevin Kuranyi unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nicht eine Schusschance. Nach einer Stunde wurde der Nationalstürmer von Pfiffen begleitet ausgetauscht.
Neuers Patzer
Schalke-Keeper Neuer stand sofort im Brennpunkt des Geschehens. In der 8. Minute warf sich der 22-Jährige entschlossen Iniesta entgegen und hinderte den spanischen Nationalspieler am Torschuss. Doch schon wenig später leistete sich der Youngster zwischen den Pfosten einen folgenschweren Blackout, als er den Schuss von Henry nicht festhalten konnte. Der Franzose passte abermals in die Mitte, wo Krkic keine Mühe hatte, den Ball über die Linie zu drücken. Im Spiel nach vorne leisteten sich die Königsblauen zu viele Abspielfehler, um gegen die Barca-Hintermannschaft etwas ausrichten zu können. Ansatzweise Torgefahr verbreitete der Bundesliga-Dritte lediglich bei Standardsituationen, doch eine ernsthafte Prüfung musste Barcelonas Keeper Victor Valdes bis zur Pause nicht bestehen. Dafür hätte Marcelo Bordon auf der Gegenseite fast für das 0:2 gesorgt, als er eine Flanke von Samuel Eto'o mit einer missglückten Abwehr knapp neben das eigene Tor lenkte (30.).
Gute Chancen zum Schluss
Bei einem abgefälschten Schuss von Halil Altintop deuteten die Hausherren vier Minuten nach Wiederbeginn erstmals so etwas wie Torgefährlichkeit an, doch richtig unter Druck setzen konnten sie die in der spanischen Primera Division als anfällig geltende Abwehr der Katalanen erst in der Schlussphase. Altintop (71.), der aus spitzem Winkel am Tor vorbeischoss sowie der eingewechselte Sören Larsen (78.) und Marcelo Bordon (90.) per Kopfball vergaben sehr gute Möglichkeiten zum Ausgleich. Das Aufbäumen kam insgesamt jedoch zu spät, womit der Sieg des FC Barcelona auch nicht unverdient war.
Die Mannschaften:
FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon, Krstajic, Westermann - Asamoah (73. Larsen), Ernst, Kobiaschwili, Pander - Kuranyi (60. Sanchez), Altintop (89. Lövenkrands)
FC Barcelona: Valdés - Zambrotta, Puyol, Milito, Abidal - Xavi, Touré (74. Márquez), Iniesta - Eto'o (82. Giovani), Bojan Krkic (86. Sylvinho), Henry
Schiedsrichter: Vassaras (Griechenland)
Tor: 0:1 Bojan Krkic (12.)
Gelbe Karten: Krstajic, Ernst, Larsen, Pander / Puyol, Márquez, Giovani, Milito
(nz/dpa)